Rezensions/-Testleseexemplar
©Greenlight Press | Fatalitäten Die Totenbändiger 22 Band 6 Staffel 3 . Autorin: Nadine Erdmann erschienen heute 15. April 2022 . . |
vielseitig und facettenreich- klasse Fortsetzung
Achtung: 22. Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf die Vorgänger enthalten.
Nachdem die Nebelzeit ganz London zu einem Lockdown gezwungen hat, sind die Hunts nun voller Tatendrang und wollen ihre geschmiedeten Pläne in die Tat umsetzen bzw. vorbereiten. Die letzte Unheilige Nacht des Unheiligen Jahres rückt unaufhaltsam näher. Und damit auch ihre womöglich einzige Chance, ihre Gegner aufzuhalten oder auszuschalten, damit nicht ganz London im Chaos versinkt. Doch können die gefassten Pläne gelingen?
Nach den Ereignissen in Band 20 und 21 hat sich für die Hunts und ihre Verbündeten einiges geändert. Zum einen sind sie entschlossener den je Carlton und seine Mittäter aufzuhalten, zum anderen müssen sie sich aber auch der neuen Lage stellen und mit den Wunden umgehen lernen. Das ist für den einen leichter, für andere deutlich schwieriger, es beschäftigt aber eine Vielzahl der Charaktere, was ich sehr verständlich finde. Dadurch ist die Stimmung zu Beginn des Bandes auch erst mal noch etwas gedrückter. Es wird noch mal einiges aufgearbeitet und ins Gedächtnis gerufen und gleichzeitig gezeigt, wie die Situation aktuell ist und wie es in der nahen oder auch ferneren Zukunft vielleicht weitergehen könnte. Danach folgen im Buch zahlreiche unterschiedliche Atmosphären und Gefühle, die die Vielseitigkeit und den Facettenreichtum innerhalb der Reihe gut widerspiegeln.
Es gibt super niedliche Szenen mit den kleinsten Charakteren der Reihe, die ich extrem ins Herz geschlossen habe. Die Zwerge dabei zu beobachten, wie sie ihre Umgebung erkunden und im Sturm erobern und dabei immer mehr auftauen und bereit sind, sich auf Neues einzulassen, ist einfach nur schön und geht mir immer sehr ans Herz. Ein bisschen Seelenbalsam zwischen den Szenen, in denen eine deutlich andere Stimmung herrscht. Aber nicht nur die Kleinen sorgen für Herzchenaugenmomente, auch die Größeren haben das ziemlich gut drauf. In unterschiedlichen Pärchenkonstellationen erlebt man innerhalb des Bandes tolle Szenen, in denen deutlich wird, wie liebevoll die Figuren miteinander umgehen, wie sehr die Paare miteinander gewachsen sind, wie gut sie sich kennen, dass sie es schaffen den jeweils anderen aufzufangen und ihm genau das zu geben, was er in der Situation benötigt. Sich gegenseitig zu erden, aufzufangen und wieder aufzubauen, das macht die Charaktere schon seit vielen Bänden aus und trotzdem ist es einfach immer wieder schön zu erleben. Gleichzeitig wachsen mir die Figuren damit auch immer noch ein Stück weiter ans Herz, umso „schlimmer“, dass die Reihe bald vorbei ist. Die Entwicklungen der Charaktere empfinde ich nach wie vor als sehr realistisch und gut nachvollziehbar. Die Sichtweisen werden authentisch geschildert und die Protagonisten werden nicht zu Überhelden erhoben, die niemals Angst haben. Durch den starken Familienzusammenhalt und den Willen die Gegner auszuschalten, schöpfen sie aber auch in angstbringenden Momenten wieder neuen Mut und Hoffnung und wollen lieber vorbereitet an alles herangehen. Diese Familie ist einfach genial und jeder trägt mit seinen Eigenschaften ein Stück dazu bei.
Neben den berührenden, bewegenden oder einfach nur niedlichen Passagen gibt es aber auch unerwartete Konfrontationen, heimliche Verfolgung und schockierende Erkenntnisse innerhalb des Bandes. Diese erzeugen Spannung, eine unheimliche Atmosphäre und zeigen wie sehr da die Kontraste aufeinanderprallen, sobald die Gegenseite mit ins Spiel kommt. Besonders erschreckend waren die Offenbarungen zum Ende des Buches, so dass man mit einem unguten Gefühl in die Pause zwischen den Büchern geht und sich in der Zeit selbst ausmalen kann, was die Entdeckungen für Folgen für den Fortgang der Reihe haben könnten.
Autorin Nadine Erdmann weiß mit den verschiedenen Emotionen und Stimmungslagen innerhalb ihrer Reihe zu spielen. Ich fühlte mich wieder von Beginn an mitgenommen und war bis zum Ende gefesselt und gespannt, was noch passieren wird. Dabei fiebere und fühle ich in den ruhigeren Augenblicken, in denen Pläneschmieden oder über Persönliches reden ansteht genauso mit wie in den Passagen, in denen man hinter jeder Ecke einen hinterrücksen Angriff erwartet oder einfach nicht weiß, wie weit die Feinde bereit sind zu gehen. Sehr gelungen sind einige Andeutungen und Hinweise in die Kapitel mit eingebaut, die neugierig machen und eine Ahnung geben, die aber noch nicht direkt verraten, worauf es hinauslaufen wird.
Durch die Perspektivwechsel kann man die parallel laufenden Stränge der Handlung begleiten und auch wenn man dabei teilweise als Leser einen kleinen Wissensvorsprung hat, wird es niemals langweilig. Stück für Stück setzen sich weitere Puzzleteile zusammen. Einige Dinge werden bestätigt, anderes kommt als neues Wissen hinzu, man kann die Entwicklungen beider Seiten mitverfolgen und erhält Einblicke in die Strategien und geplanten Vorgehensweisen. Sehr interessant fand ich auch den Ausflug in die Vergangenheit, der einem neue Informationen liefert und zeitgleich ein ziemlich ungutes, aber spannungssteigerndes Gefühl verbreitet.
Fazit
Erneut ein sehr vielseitiger Band, der die unterschiedlichen Facetten innerhalb der Reihe zeigt und die Handlung ein gutes Stück voranbringt. Man spürt deutlich, dass man sich auf das Finale zubewegt, weitere Puzzleteile fallen an ihren Platz, man erhält neue Informationen, beide Seiten schmieden Pläne und bemühen sich, sich gut aufzustellen und Schwachstellen noch rechtzeitig auszumerzen. Sowohl Spannung als auch Gefühl vereinen sich in „Fatalitäten“ und am Ende des Buches bleibe ich neugierig, aber auch angespannt zurück, weil die Offenbarungen, mit denen man aus dem Buch geht, Folgen haben werden, die man aktuell wohl noch gar nicht ganz abschätzen kann.
Ich danke der Autorin für das bereitgestellte Testleseexemplar.