[gelesen] Du und ich ein letztes Mal von Lily Oliver

Rezensionsexemplar

© Knaur
Du und ich ein letztes Mal

Lily Oliver
ebook erschienen im Juni 2021,
Taschenbuch im Juli 2021
432 Seiten
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Droemer Knaur

emotionale Reise, mit unerwartet ernsten Themen, aber auch kleineren Längen

Vivi und Josh waren ein Paar. Zwei Jahre nach ihrer Trennung treffen sie sich zufällig wieder und merken, dass sie einander noch nicht vergessen konnten. Um einen Abschluss zu finden, beschließen sie, die guten Momente ihrer Beziehung noch ein letztes Mal gemeinsam zu erleben.

Lange, lange hat Lily Oliver uns auf ihren neuen Roman warten lassen. Die Erwartungen waren hoch. Ich würde nicht sagen, dass sie enttäuscht wurden. Allerdings hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Buch – und bin nach dem Lesen dennoch zufrieden.

Zeit miteinander verbringen, um einander zu vergessen? Witzige Abenteuer nochmal erleben, um damit abzuschließen? Kann man von einem Menschen loskommen, indem man ihm näher kommt – ein letztes Mal? Ganz logisch erscheint mir dieser Ansatz nicht, aber Vivi und Josh versuchen es zumindest. Sie wollen besondere Momente noch einmal miteinander erleben, um dann getrennte Wege zu gehen.
Doch schnell wird klar, dass es zwangsläufig nicht nur die guten Erlebnisse sind, mit denen sie sich befassen müssen. Es sind besonders auch die Probleme, die zur Trennung geführt haben, die beide nach wie vor beschäftigen. Und so steht ihnen eine emotionale (Zeit-)Reise bevor.

Wer bereits Bücher von Lily Oliver/ Alana Falk / Emilia Lucas gelesen hat, weiß, dass sie stets sehr facettenreiche Figuren zeichnet, in die sie tief eindringt. Und so ist es auch diesmal: Vivi und Josh – ohne zu viel zu verraten – haben beide schon einiges erlebt, nicht nur miteinander. Sie tragen unerwartete Sorgen mit sich herum, die sie erst nach und nach offenlegen.
Dabei muss ich allerdings sagen, dass ich mit Josh anfangs nicht warm geworden bin, weil ich ihn schwer greifen konnte. Doch am Ende des Buches war mein Blick auf ihn ein anderer…

Geschildert wird das Geschehen aus der Ich-Perspektive von Vivi und Josh, die jeweils spezielle Erlebnisse schildern, tiefe Einblicke in ihre Gefühle zu dieser Situation geben, aber auch aufzeigen, wie sie aktuell zu bestimmten vergangenen Momenten stehen.
Dabei findet die Handlung in der Gegenwart statt, die im Präsens erzählt wird, und es gibt sprunghafte Rückblicke in die Zeit der Beziehung, die an entsprechenden Kapitelkennzeichnungen erkennbar sind, aber ebenfalls im Präsenz geschildert werden. Problematisch war dabei für mich, dass Josh und Vivi auch in den Kapiteln, in denen sie eigentlich aktuell Zeit miteinander verbringen, gedanklich oft in die Vergangenheit abschweifen, sodass es immer wieder Zeitsprünge zu bestimmten Ereignissen gibt und es mir manchmal schwer fiel, den Überblick über Ort und Zeit zu behalten.

Allerdings offenbaren sich, je häufiger die beiden zurückblicken, auch immer mehr Geheimnisse und Schwierigkeiten. Zudem fügen sich mit jedem Rückblick immer mehr Details zusammen. Und erst am Ende versteht man das große Ganze und muss letztlich das ganze Buch nochmal neu betrachten.

Ich mochte die Entwicklung, die beide Figuren durchmachen – besonders Vivis Prozess wird ausführlich beschrieben, während Joshs Wandel mehr nebenbei mitschwingt. Schritt für Schritt nähern sie sich den schwierigen Themen an, die beide so gern verdrängen würden, und beginnen, sich damit auseinander zu setzen. Der anschauliche und einfühlsame Schreibstil ermöglicht es dabei, tief in die Figuren hineinzuschauen.

Gestört hat mich allerdings, dass Josh und Vivi für mein Empfinden im Mittelteil nicht vorangekommen sind. Ihr Versuch der vielen letzten Male startet total spannend, doch irgendwann fingen sie für mich an, sich im Kreis zu drehen. Immer wieder kamen die selben Unsicherheiten und Zweifel auf, die nicht zwingend miteinander, doch aber zumindest ausführlich mit sich selbst diskutiert werden.

Fazit

Nach einem tollen Beginn hätte ich mir besonders im Mittelteil des Buches ein wenig mehr Tempo und Vorankommen gewünscht. Auch wenn beide Figuren diese Wiederholungen für sich und ihre Entwicklung irgendwie gebraucht haben, fühlte es sich für mich nach Stillstand an. Hin und wieder haben mir auch die vielen Zeitsprünge Schwierigkeiten bereitet.
Dennoch bin ich am Ende mit der Geschichte versöhnt, weil mir die emotionale Veränderung beider Figuren letztlich gut gefallen hat. Ebenso mochte ich die ernsten Hintergründe, die dem Buch eine überraschende Tiefe geben, die vor allem nach dem Lesen noch nachwirkt und einiges geraderückt…

Ich danke Autorin Lily Oliver sowie dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.


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