Rezension: Träume, die ich uns stehle von Lily Oliver

Träume, die ich uns stehle
Lily Oliver
erschienen am 2. November 2017
ISBN:  978-3-426-51897-7
zum Verlag → Droemer Knaur

©Knaur

Achterbahnfahrt der Gefühle – auch beim Leseempfinden

Nach einem Unfall hat Lara Erinnerungslücken. Eine Krankheit zwingt sie dazu, immerfort zu reden. Doch kaum jemand hält ihren Redeschwall noch aus. Durch Zufall stößt Lara auf Thomas, der nicht anders kann, als ihr zuzuhören – denn Thomas liegt im Koma. Also beginnt Lara, ihm eine Geschichte zu erzählen – die Geschichte von ihnen beiden…

Über eine Woche ist es bereits her, seit ich das Buch beendet habe. Normalerweise versuche ich, die Rezensionen sehr zeitnah zu schreiben, solange die Eindrücke noch ganz frisch sind. Hier fällt es mir aber so schwer, meine Eindrücke in Worte zu fassen.

Ich fand das Buch nicht schlecht. Im Gegenteil, grundsätzlich hat es mir gut gefallen, aber… tja, was eigentlich? Wenn ich das so genau benennen könnte. Fangen wir vorn an…

Lara ist – schräg. Aufgrund ihres Zwangs, immer zu reden, macht sie erst mal einen merkwürdigen Eindruck. Sie plappert und plappert und dreht sich im Kreis und kommt nicht zum Punkt. Schräg. Nicht unsympathisch, aber dennoch gewöhnungsbedürftig.
Sie ist krank und kann nichts dafür, sodass sich schnell die Frage stellt, welche Erinnerungen ihr fehlen und was wirklich passiert ist? Auf die Antwort erwartete ich bei Lily Oliver aus Gewohnheit einige Überraschungen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Im Verlauf habe ich viel gerätselt und Vermutungen angestellt. Viele Ideen habe ich direkt verworfen, so einfach konnte es nicht sein. Doch das war auch der Grund, warum ich beim Lesen ein paar Probleme hatte. Lara erzählt Thomas Geschichten. Doch was stimmt, was entspringt ihrer Fantasie? Viele der Dinge, die Lara schildert, lassen sich schwer einordnen. Ich wusste nicht so wirklich, wo das Buch hinwill. Dadurch habe ich ein wenig gebraucht, um in die Geschichte hineinzukommen. Um mich einfach auf Lara und ihre Erzählung einzulassen, mich erst mal nicht mehr zu fragen, was das alles soll.
Tatsächlich konnte mich die Auflösung am Ende sehr überraschen und dann wurde das Buch für mich auch rund. Das Ende hat mir unglaublich gut gefallen, es wirkt realistisch, nicht völlig übertrieben und macht dennoch Mut.

Zwischen Laras Kapiteln gibt es immer wieder kürzere Abschnitte aus der Sicht von Thomas. Thomas, der im Koma liegt, durchaus ein paar Dinge wahrnimmt und gleichzeitig träumt, sodass in seinem Kopf nochmal eine ganz neue Geschichte entsteht.

Medizinisch bin ich absolut unbewandert. Allerdings benötigt man für das Verständnis auch kein Expertenwissen. Alles, was notwendig ist, bindet die Autorin in die Geschichte ein. Mit den zwei verschiedenen Leidenswegen verknüpft sie ernste Themen, die besonders auf den letzten Seiten zu bewegenden Momenten führen.
Allerdings konnte mich das Buch wirklich erst auf den letzten Seiten wirklich berühren – zu Tränen rühren -, zuvor blieben die Emotionen bei mir ein wenig auf der Strecke, nicht zuletzt wegen der für mich teils verwirrenden Schilderungen Laras, die ich schwer einzuordnen wusste, die aber den größten Teil des Buches ausgemacht haben.

Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und anschaulich, sodass direkt Bilder im Kopf lebendig werden. Während Thomas’ Gedanken eher wirr und unzusammenhängend sind, bietet die Ich-Perspektive von Lara tiefe Einblicke in ihr aufgewühltes Gefühlsleben, sodass man als Leser an ihrer Entwicklung teilhaben kann.

Fazit

Aufgrund der zwei sehr unterschiedlichen Krankheitsgeschichten bietet das Buch viele ernste Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Hoffnung, Trauer, Freundschaft, Liebe, Zwänge, Verzweiflung. Welche Behandlung würde sich ein Komapatient wünschen? Welche Erinnerungen möchten vielleicht lieber vergessen bleiben? Das Buch bietet soooo viel… doch die verworrene Erzählweise, die zunächst für ein eher seichtes Vorankommen sorgt, schmälerte mein Lesevergnügen ein wenig. Lange hat mich die Geschichte verwirrt. Laras Erzählungen wirken sehr echt, doch spricht sie wirklich von der Realität? Erst kurz vor Schluss fügt sich alles überraschend zusammen und dann kamen die Emotionen auch bei mir an.

Ich danke der Autorin sowie dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

Lily Oliver – Emilia Lucas – Alana Falk

 

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Ein Gedanke zu „Rezension: Träume, die ich uns stehle von Lily Oliver“

  1. Hallo liebe Anja,

    ich mochte diese Geschichte wirklich sehr gerne. Sie ist etwas schwieriger gehalten, gerade durch die beiden Krankheiten aber sie hat es verstanden es wirklich gefühlvoll zu erzählen. Ich war wirklich gebannt und es war ein totales Lesevergnügen. 🙂

    Liebe Grüße, Toni

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