Rezensionsexemplar
© Carlsen | Die Rache des Schattenkaisers Ewa A. erschienen im Januar 2023 320 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Carlsen/ Impress |
Toll Ansätze, Potential für mich nicht ausgeschöpft
Nia gehört zum Volk der Seelenleser. Sie soll sich dem Schattenkaiser, der seinen Rachefeldzug gegen die Völker begonnen hat, zur Frau anbieten. Ihre geheime Gabe soll ihr dabei helfen, ihn um den Finger zu wickeln und damit das Leben ihrer Familie zu retten.
Womit sie nicht gerechnet hat, ist, dass der Kaiser, Kellan, zwar so grausam ist wie erwartet, aber gute Absichten verfolgt…
Die dargestellte Welt fand ich total spannend. Es gibt verschiedene Reiche mit eigenen Völkern, die besondere optische Merkmale aufweisen, eine spezielle Lebensweise haben und entsprechende Gaben besitzen. Leider bewegt sich der Kaiser im Schnelldurchgang durch die Länder, sodass das Potential dieser liebevoll erdachten Welt in meinen Augen nicht ausgeschöpft wird. Über die meisten Völker erfährt man nur Bruchstücke.
So schön es auch ist, mal wieder einen Fantasy-Einzelband zu lesen, hätte die Vielfalt der Welt doch ein paar mehr Kapitel verdient.
Selbiges gilt für die Handlung – auch diese findet irgendwie im Schnelldurchlauf statt. Sämtliche Konflikte werden zügig gelöst. Über Verluste und Schicksalsschläge schnell hinweggegangen. Die Kämpfe werden zügig abgehandelt und auch die Liebesgeschichte entwickelt sich überstürzt.
Nia empfand ich als extrem inkonsequent. Sie will stark und mutig sein und gibt sich teilweise auch so. Im nächsten Moment bettelt und schluchzt sie wieder. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen aufmüpfig und verschreckt, zwischen mutig und weinerlich. Ihr Verhalten passte für mich oft nicht zusammen.
Als der Kaiser Nia erstmals sieht, will er sie zwar hassen, aber eigentlich ist er ihr doch von Beginn an verfallen – obwohl er sie nicht kannte, einfach nur weil sie so hübsch ist und ihr goldenes Haar das Licht, der Gegenpol zu seinem Schatten, sein könnte.
Die vermeintliche Enemies to Lovers-Story ist damit von Beginn an hinfällig.
Nias Gefühlsentwicklung ist ähnlich problematisch (ein Grund mehr, der für mehr Buchseiten gesprochen hätte). Kellan zeigt ihr auf, wovor sie bisher die Augen verschlossen hat, demütigt sie, verletzt sie, schreit sie an und Nia fängt zeitgleich an, diesen wunderschönen Mann zu bewundern.
Es gab so viele gute Ansätze, aber letztlich wirkt die Geschichte auf mich unrund und überstürzt abgearbeitet.
Fazit
Die Welt ist unglaublich ideenreich, leider wird ihr volles Potential in meinen Augen nicht ausgeschöpft, da die Beschreibungen der Völker und Orte viel zu kurz kommen. Auch die Liebesgeschichte hatte zwar spannende Ansätze, aber das ständige Hin und Her, das inkonsequente Verhalten und das von Beginn an vorhandene Interesse aufgrund ihrer Äußerlichkeiten machen es schwer, sich wirklich in die Charaktere hineinzufühlen.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.