Rezensionsexemplar
© Bastei Lübbe | Girl At Heart . Kelly Oram erschienen im November 2020 320 Seiten . hier geht’s zum Verlag → One / Bastei Lübbe |
Super süße Story, aber…
Cinder und Ella habe ich geliebt – so eine unglaublich emotionale und berührende Geschichte. V is for Virgin konnte mich hingegen nicht überzeugen. Nun waren meine Erwartungen an Girl at Heart wieder hoch.
Charlie ist eigentlich eine spannende Figur. Sie spielt Baseball – vor allem in Büchern, wenn es überhaupt vorkommt, ein Männersport. Und auch an ihrer Schule ist sie damit ein Sonderling.
Doch leider hatte ich direkt zu Beginn genau deswegen auch meine Probleme mit Charlie. Sie beschließt nämlich, dass sie mädchenhafter werden will. Dabei gibt es immer wieder Formulierungen wie „normales Mädchen“ und „Mädchenkram“, was mich mit der Zeit gestört hat, weil dadurch sehr enge, stereotype Muster erzeugt werden, wie Mädchen und Jungen zu sein haben. Und ich fand es sehr schade, dass Charlie sich selbst in diese Schublade stecken möchte.
Ausgangspunkt ihrer persönlichen Krise ist, dass ihre Freunde – Jungs und Teamkameraden – sie nicht als Mädchen wahrnehmen, sondern als Kumpel. Die Vorstellung, dass Charlie „etwas mädchenhaftes“ tun oder anziehen könnte, sorgt für Stirnrunzeln oder Lacher.
Charlie ist dementsprechend verletzt, besonders da sie für einen der Jungen Gefühle hat. Eine Veränderung muss also her.
Es fällt mir schwer, spoilerfrei zu beschreiben, warum mir das Buch wie gefallen hat.
Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall mal wieder Kelly Orams-Erzählstil. Dieser ist gewohnt flüssig und anschaulich. Charlie schildert ihre Erlebnisse aus der Ich-Perspektive und gibt dabei viele Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Allerdings wiederholt sie sich dabei leider etwas oft.
Es entwickelt sich eine super süße Geschichte über Freundschaft, Selbstfindung und Liebe, die mich letztlich definitiv in ihren Bann ziehen konnte, auch wenn ich immer wieder mit verschiedenen Begebenheiten gehadert habe.
Dabei stört mich vor allem diese Stereotypenzuweisung, die über das ganze Buch hinweg vollzogen wird. Obwohl Charlie immer wieder aus den Verhaltensweisen eines „typischen Mädchens“ ausbricht, wird mir ein zu enges Bild geschaffen, wie „normale Mädchen“ zu sein haben. Erst ganz am Ende relativiert Charlie selbst das geschaffene Bild ein wenig, in dem sie ihre Gefühle genauer bzw. einfach anders beschreibt. Hier hätten meiner Meinung nach im ganzen Buch etwas andere Formulierungen gewählt werden müssen. Bei einem Jugendbuch, dass sich an 14-jährige Mädchen und Jungen richtet, finde ich es unglücklich, von normalen Mädchen/ Jungen zu sprechen – impliziert es doch, dass es auch unnormale (=falsche) Exemplare gibt… Dementsprechend störe ich mich weniger an Charlies Wunsch nach Veränderung – diesen kann ich aufgrund ihrer Erlebnisse durchaus nachvollziehen – als viel mehr an der Art der Formulierung, die normales und unnormales Verhalten zuweist.
Nichtsdestotrotz ist es ein tolles, am Ende auch berührendes Buch, das zwar nicht an Cinder & Ella herankommt, mich aber dennoch – trotz aller Kritik – gut unterhalten konnte.
Fazit
Dass Charlie beschließt, mädchenhafter werden zu wollen, erzeugt in der Geschichte aufgrund unglücklicher Formulierungen für mich leider sehr enge, stereotype Bilder, wie Mädchen und Jungen zu sein haben.
Zum Glück findet Charlie einen Weg, sich selbst nicht in diese engen Schubladen zu stecken, die sie entwirft. Und so ist die Geschichte von Charlies Selbstfindung und Veränderung dennoch toll zu lesen, was sowohl an dem anschaulichen Schreibstil als auch an den sympathischen Figuren liegt. Auch die Problematik, wie schwer es Frauen in einem männerdominierten Sport haben können, schwingt durchweg mit. Die ganze Situation ist recht gefühlsgeladen und so wird das Buch zum Schluss sogar noch sehr berührend.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Leserundenexemplar.
Hallo liebe Anja,
ich hoffe, du bist gut ins neue Jahr gestartet <3
"Girl At Heart" von Kelly Oram habe ich auch noch auf meinem SuB liegen und freue mich nach deiner Rezension schon sehr darauf, es zu lesen! Charlie als Charakter finde ich absolut spannend und auch wenn die Tatsache, dass sie mädchenhafter werden will passt für mich ins Bild. Als Teenager ist es wohl eine der schlimmsten Dinge, wenn man sich selbst nicht zu einer Gruppe zugehörig fühlt und doch einfach nur seinen Platz finden will. Ich bin gespannt! Danke für diese schöne Rezension.
Liebe Grüße
Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)
Hallo Lisa,
viel Spaß bei dem Buch.
Mich stört auch nicht der Punkt, dass sie sich verändern will. Ich kann verstehen, warum sie sich so fühlt.
Mich stört nur, wie es beschrieben wird. Es wird immer von NORMALEN Mädchen gesprochen. Damit wird vermittelt, es gäbe eine weise, wie Mädchen zu sein haben. Und wenn sie so nicht sind, fallen sie aus dem Rahmen und sind unnormal. Was ich für ein Jugendbuch, das sich an 14-jährige Leserinnen richtet als Aussage unglücklich finde. Mir geht es also mehr um die Forumlierung als den Inhalt 😉 (vielleicht muss ich das in anderen Worten nochmal in der Rezi ergänzen)
Viele Grüße
Anja
Hallo Anja,
danke ♡
Das klingt dann wohl doch nach einem Punkt, der mich stören könnte. Bereits in „V is for Virgin“ und „A is for Abstinence“ waren einige Formulierungen der Autorin doch recht unglücklich gewählt. Ich lasse mich mal überraschen …
Liebe Grüße
Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)
Ich drücke dir die Daumen, dass es trotzdem für dich passt.
V und A fand ich im Vergleich schlechter.
Lieben Gruß
Anja