[gelesen] Bedroht von höllischen Kräften (Engel-Reihe 2) von Jennifer Wolf

Rezensionsexemplar

©Impress (Carlsen)
Bedroht von höllischen Kräften

Engel-Reihe 2
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Autorin: Jennifer Wolf
erschienen November 2019
292 Seiten
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Impress (Carlsen)
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turbulenter Dilogieabschluss

Band 2: meine Rezension kann kleine Spoiler auf den Auftakt enthalten!

Für Polly hat sich mit der Ankunft in ihrem College alles verändert. Plötzlich gibt es Engel und Dämonen, eine weltbedrohende Gefahr und reichlich durcheinander gewirbelte Gefühle. Konzentriert auf ihre große Aufgabe bemühen sich Yashiel und Polly sich nicht von ihrem Herzklopfen aus der BAhn bringen zu lassen. Doch das ist oft leichter gesagt, als getan. Für zusätzliche Probleme sorgen dann noch die Zweifel, die zum ständigen Begleiter werden. Wem darf man trauen, wer spielt gegen einen und was darf man seinem Gegenüber eigentlich zumuten?

Der Einstieg in die Handlung ist mir leicht gefallen. Der angenehme Schreibstil von Jennifer Wolf nimmt einen gut mit und man findet sich schnell wieder zurecht.
Die Geschichte wird wieder aus der Ich-Perspektive von Polly erzählt, wodurch man von ihr am meisten erfährt. Ihre Gedanken und Gefühle fahren Achterbahn und obwohl sie eigentlich weiß, was sie will, so weiß sie doch auch, dass sie das nicht haben kann, nicht haben darf. Der Umstand dass einige der Personen in ihrer Umgebung Engel sind, macht die Situation für die junge Protagonistin zunehmend schwerer.
Neben Polly erfährt man aber auch viel von den Figuren in ihrem Umfeld, besonders von Yashiel, Sam und Noel, die sich häufig in ihrer Nähe aufhalten. Es gab immer wieder kleine Stellen, an denen ich mir gewünscht hätte, auch die anderen Charaktere begleiten zu können. Durch die getrennten Wege, die sie teilweise gehen, entgeht einem so doch manches. Das sorgt zwar für zusätzliche Spannung, doch gerade den Weg von Yashiel hätte ich gern intensiver mitbekommen.
Die Hauptfiguren kannte man ja bereits aus dem ersten Band schon. Es kommen jetzt noch ein paar Personen rundherum dazu bzw. einige von den Charakteren, die im ersten Band noch nicht so große Auftritte hatten, rücken jetzt mehr in den Mittelpunkt. Insgesamt gesehen wird der Personenkreis jedoch nicht massiv erweitert. So ist es recht leicht möglich, sich wieder einzufinden, die Charaktere zu sortieren und sich zu erinnern, wer welchen Platz eingenommen hat. Ein paar kleine Hinweise auf die vorangegangene Handlung werden im Verlauf des Buches auch eingestreut. Diese Rückblenden sind jedoch eher gering gehalten. Mir fiel es trotzdem leicht, wieder in die Geschichte hinein zu kommen. Einige der Figuren verändern sich auf eine Weise, die ich nicht unbedingt erwartet hatte. Für die Protagonisten wird es dadurch zunehmend schwerer, ihre Aufgaben zu erfüllen, denn immer steht die Frage im Raum, wem darf man sich überhaupt noch anvertrauen?

Was mir im zweiten Band jedoch etwas verloren ging, waren Polianas „Besonderheiten“, die mir im ersten Band noch positiv aufgefallen sind. Ihr Kleidungsstil spielte zum Beispiel kaum noch eine Rolle, ein größerer Fokus lag auf ihrer Unerfahrenheit in verschiedenen Bereichen, die auch im Auftakt thematisiert wurden. Es ist zwar verständlich, dass sie mit ihren 17 Jahren noch nicht alles kann, kennt und weiß, jedoch hätte ich mir bei all den Dingen, die sie erlebt und durchsteht, an der einen oder anderen Stelle inzwischen doch schon etwas mehr Selbstvertrauen gewünscht. Polly zweifelt immer wieder sehr an sich und daran, dass sie jemandem genug sein könnte. Und obwohl es genug Anzeichen, Hinweise und Bemerkungen dahin gab, dass es doch wohl anders sein könnte, nimmt sie diese nicht an. Das fand ich etwas schade, auch wenn es insgesamt natürlich zu dem Bild der Protagonistin passt, das man präsentiert bekommt.

Yashiel und Polly kämpfen an verschiedenen Fronten. Auf der einen Seite müssen sie ihr Gefühlschaos in den Griff bekommen und einen Weg finden, wie es weitergehen kann, ohne schlimme Folgen in Kauf zu nehmen. Auf der anderen Seite bedrohen die höllischen Mächte ja immer noch das Wohl der Welt.
Eine der großen Überraschungen für die Charaktere im Buch kam für mich nicht so überraschend, da ich diese Entwicklung bereits im ersten Band geahnt hatte. Und auch in diesem Buch gab es wieder einige Hinweise darauf, auch wenn die Protagonisten selbst das nicht sehen wollten oder sollten. Auch ein anderer Handlungsstrang war absehbar, der Weg dahin war jedoch unerwartet und deutlich dramatischer, als ich es vermutet hatte. Es gab jedoch auch Entwicklungen, die ich so nicht vorhergesehen hatte und die mich dann doch überrascht haben.
Während es die erste Zeit im Buch sehr viel um die emotionalen Ebenen der unterschiedlichen Charaktere ging und die Handlung, für mein Empfinden, etwas mehr Schwung vertragen hätte, spitzte sich die Lage dann im Verlauf doch sehr zu und es überschlug sich fast etwas. Für meinen Geschmack war es dann auch schon fast ein wenig zu dramatisch, im Vergleich zu dem, was im Vorfeld so passiert ist. Die Abschnitte im Buch stellen doch einen ziemlichen Kontrast zueinander dar und auch wenn eine Zunahme an Tempo, Spannung und Emotionen natürlich gewünscht ist, hätte ich es mir doch ein bisschen ausgeglichener gewünscht. Das wird aber vielleicht auch jeder Leser etwas anders empfinden. Mir persönlich war der Unterschied einfach zu extrem, ein wenig von dem Drama wirkte schon fast erzwungen. Für mich wäre da weniger mehr gewesen, da es ein harmonischeres Bild ergeben hätte. Was nicht heißt, ich möchte keinen Herzschmerz und keine Dramatik, eine gewisse Portion war für die Geschichte schon nötig und förderlich.

Fazit

Ein turbulenter Dilogie-Abschluss, der nicht in allen Punkten überraschend war, aber dann doch andere Wege bestritten hat, als ich es erwartet hatte. Viele Emotionen und neue Herausforderungen begleiten die Protagonisten und stellen sie immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Das Verhältnis von emotionalem Chaos, eher langsam voranschreitender Handlung und der Schlussdramatik war mir etwas zu unausgewogen, insgesamt hat sich das Buch aber trotzdem gut und flüssig lesen lassen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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