[gelesen] Gold und Schatten. Das erste Buch der Götter von Kira Licht

Rezensionsexemplar

© Bastei Lübbe
Gold und Schatten
Das erste Buch der Götter
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Autorin: Kira Licht
erschienen Februar 2019
543 Seiten
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hier geht’s zum Verlag
one (Bastei Lübbe)
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einerseits spannend, andererseits zäh

Livia ist vor ein paar Wochen 16 geworden. Seitdem hat sie nicht nur immer wieder gesundheitliche Probleme, sondern sie kann plötzlich auch mit Pflanzen reden. Als wäre das nicht schon verrückt genug, begegnet ihr auch noch der mysteriöse Maél, der ihr erklärt, dass es in Paris noch viel mehr Magisches gibt, als sie bisher geglaubt hat…

Das Buch lässt mich etwas unentschlossen zurück.

Die Geschichte an sich mochte ich durchaus. Die Handlung ist trotz einiger Längen spannend und mysteriös. Sie wirft immer wieder neue Fragen auf und kommt mit unerwarteten Zusammenhängen daher. Selten habe ich das Geschehen voraussehen können, was auch an den teils skurrilen Figuren mit ihrem schrägen Verhalten liegt.

Livia allerdings fand ich über weite Strecken sehr anstrengend. Sie ist gerade erst 16 geworden, weshalb ihr teils naives Auftreten im Grunde nachvollziehbar und passend ist. Allerdings ist ihr Verhalten teilweise wirklich nervig. Sie führt ein Gespräch aus einem bestimmten Grund, vergisst dann aber, die entscheidende Frage zu stellen. Sie wird von einem Halbgott dazu eingespannt, etwas aus einem Museum zu klauen, besteht aber darauf, ihre Eintrittskarte selbst zu zahlen und sich nicht immer nur einladen zu lassen – obwohl sie vom Museum selbst nichts zu Gesicht bekommt.
Einerseits spricht sie davon, bisher nur einen Freund gehabt zu haben, andererseits wurde sie aber „natürlich“ schon von vielen Jungs geküsst und will („natürlich“) schon mehrfach Körbe erhalten haben. Ihre Aussagen passen nicht immer zusammen und auch ihre Reaktionen fand ich nicht immer nachvollziehbar. Sie regt sich über Nichtigkeiten auf, und bleibt in Extremsituationen für ihr sonstiges Verhalten unnatürlich gelassen. Hinzu kommt ihre pausenlose Schwärmerei für Maél.
Gefehlt hat mir auch, dass sie ihre plötzlich auftauchenden Fähigkeiten etwas intensiver hinterfragt. So bleibt bis zum Schluss das ganze Nymphenthema und ihre Fähigkeiten, die keiner nachvollziehbaren Logik zu folgen scheinen, unklar.

Den dunklen, geheimnisvollen Maél fand ich hingegen interessant. Schnell wird klar, dass er eigene Ziele verfolgt, dennoch verhält er sich meist freundlich und fürsorglich, ohne dabei seine bedrohliche Aura zu verlieren und seine Motive komplett offenzulegen. Daher war ich neugierig auf all seine Geheimnisse.

Allerdings wurde die ganze Götterwelt mit der Vielzahl an irgendwie beteiligten Figuren mit der Zeit auch etwas undurchsichtig. Gefühlt sind sämtliche griechische Götter und deren Nachkommen plötzlich irgendwie in das Geschehen verstrickt, auch wenn nur ein Bruchteil von ihnen auch tatsächlich in der Geschichte vorkommt.

Während sich die Handlung auf den über 500 Seiten teilweise sehr in die Länge zieht, überschlagen sich die Ereignisse am Ende regelrecht. Es wird dramatisch und überraschend, sodass ich einerseits neugierig bin, wie die Geschichte endet, andererseits aber nicht sicher bin, ob ich nochmal 500 Seiten lesen möchte, zumal ich dieser „Ein Teenager rettet die ganze Welt allein“-Geschichte, die sich im Cliffhanger andeutet, eher skeptisch gegenüberstehe.

Was für meinen Lesefluss auch nicht so richtig förderlich war, waren die extrem langen Kapitel (es gibt insgesamt nur 13). Zwar ist es natürlich grundsätzlich egal, weil man ja jederzeit mittendrin pausieren kann, aber irgendwie hatte ich dadurch das Gefühl, dass sich das Buch noch mehr zog, da man nicht mal „eben schnell noch ein Kapitel“ lesen kann.

Fazit

Die Geschichte, in der immer neue Fragen aufgeworfen werden und die wenig vorhersehbar ist, fand ich grundsätzlich interessant. Allerdings zieht sich das Buch, abgesehen vom ereignisreichen Ende, ziemlich, was nicht zuletzt auch an meinen Problemen mit der Protagonistin lag. Ich fand Livia aufgrund ihres naiven Verhaltens, ihrer ständigen Schwärmerei und ihrem fehlenden Interesse für ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten leider größtenteils recht anstrengend, sodass ich nicht sicher bin, ob ich auch die Fortsetzung lesen werde.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

9 Gedanken zu „[gelesen] Gold und Schatten. Das erste Buch der Götter von Kira Licht“

  1. Hallo liebe Anja,
    Vom Cover und von der Kurzbeschreibung her hätte das Buch mir glaube gefallen. Aber was du über die Protagonistin sagst ist genau das, was mich bei YA Protagonistinnen total stört und mir den Lesespaß nimmt. Schade, dass sie so naiv und widersprüchlich dargestellt wurde. Ich finde mit 16 kann man auch schon sehr erwachsen sein. Auch das mit den langen Kapiteln würde mich stören. Danke, dass ihr das Buch hier vorgestellt habt, da habe ich zumindest davon gehört. 😀
    Liebe Grüße, Aurora

    1. Hallo Aurora,

      klar können 16-jährige erwachsen sein – aber auch noch sehr kindlich. Was ja grundsätzlich auch nicht das Problem ist, aber ihre Art fand ich einfach wirklich anstrengend.
      Und als sie dann darauf bestand, den Museumseintritt selbst zu zahlen, damit er da seine Sachen erledigen kann, war bei mir echt so ein Punkt erreicht, wo ich nur noch genervt war, weil das so gar keinen Sinn ergab.
      Eigentlich schade, weil die Geschichte an sich halt schon interessant war.
      Lieben Gruß
      Anja

  2. Huhu Anja,

    ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und konnte mich so direkt mit der Autorin darüber unterhalten. Ich hatte auch zwischendrin so meine Schwierigkeiten fand es aber im Großen und Ganzen echt gut. Mir waren nur viel zu viele Fragen offen am Ende und ich hoffe sehr, dass Band 2 diese schnell aufklärt. Die Kapitellänge fand ich auch unheimlich störend.

    Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende. <3

    Liebe Grüße

    Sunny

    1. Hallo Sunny,
      ich glaube, eine Autorenbegleitung hätte nichts daran geändert, dass ich Livia einfach anstrengend fand 😀
      Wie gesagt, die Geschichte an sich hat mir grundsätzlich wohl gefallen, aber so im Ganzen habe ich mich schon etwas durchs Buch gequält.
      Viele Grüße
      Anja

  3. Hallo liebe Anja,
    dieses Buch ist mir mittlerweile schon so oft auf diversen Seiten begegnet. Ich war sehr unentschlossen, ob ich es nicht auch lesen möchte. Das Thema Götter in Fantasygeschichten ist ja nicht so meins. Daher war ich noch skeptisch. Nun hast du noch ein paar weitere Kritikpunkte angeführt. Die Protagonistin scheint ja ein wenig speziell zu sein. Etwas, was mich ja im ersten Moment sogar neugierig machen würde. Was die Längen angeht … das würde mich auch stören. Auch bin ich mir nicht sicher, ob die „niedlichen“ Macken der Protagonistin auf die Dauer nicht doch zu einem störeden Kritikpunkt werden könnten. Ich danke dir für diese hilfreiche und kritische Rezension. :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich weiß nicht, ob ich Livia als speziell bezeichnen würde – eher als „typischen“, naiven, verliebten Teenanger 😉
      Letztlich sind Leseempfindungen ja immer total subjektiv.
      Ich weiß zumindest noch nicht, ob ich die Geschichte weiterverfolgen werde.
      Lieben Gruß
      Anja

  4. Hallo liebe Anja 🙂

    Ich kann mich in vielen Punkten deiner Rezension anschließen. Cover und Klappentext haben mich sofort angesprochen, aber inhaltlich hat die Geschichte auch für mich ein paar Minuspunkte. Besonders Livias ständige Schwärmerei für Maél fand ich doch ziemlich anstrengend. Auch das Nymphenthema ist mir etwas zu kurz gekommen und es gibt Stellen, die sich einfach zu lang ziehen. Wirst du den zweiten Band lesen?

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      aktuell kann ich mir nicht vorstellen, nochmal 500 Seiten zu lesen. Einerseits bin ich zwar neugierig, wie es weitergeht oder was es mit den Nymphen auf sich hat, aber da ich Livia so anstrengend fand…. Mal schauen, wie mir dann ist, wenn das Buch erscheint.
      Lieben Gruß
      Anja

  5. Hallo Anja,
    mir hat das Buch eigentlich total gut gefallen und auch die Protagonistin fand ich ganz nett. Was mich jedoch ebenfalls gestört hat war, dass ihre Nymphenfähigkeiten zu kurz kamen (hoffentlich kommt dazu noch etwas im 2. Band) und sie am Ende immer noch nicht wirklich wusste wie sie zu den Nymphen-Genen gekommen ist.

    LG Vikky

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