[gelesen] Ein kleines Wunder würde reichen von Penny Joelson

© Fischer
Ein kleines Wunder würde reichen
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Autorin: Penny Joelson
erschienen Mai 2018
320 Seiten
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Fischer FJB

bedrückend aber auch bewundernswert

Jemma ist schwerbehindert. Sie sitzt im Rollstuhl. Sie kann sich nicht bewegen. Sie kann nicht sprechen. Sie kann eigentlich nichts allein. Aber sie hört alles. Und sie sieht die Dinge, die sich direkt vor ihren Augen abspielen.
Durch ihre äußere Erscheinung unterschätzen die Leute Jemmas Verstand oder vergessen einfach, wie viel sie wirklich wahrnehmen kann. Genau weiß das letztlich auch keiner genau, weil es sich durch Jemmas mangelnden Möglichkeiten der Mitteilung schwer überprüfen lässt… Und so vertraut ihr der ein oder andere seine Geheimnisse an. Darunter auch dunkle Geheimnisse. Geheimnisse über einen Mord in der Nachbarschaft. Und in Jemma wächst der Wunsch, sich mitzuteilen. Irgendwie ihr Wissen loszuwerden…

Geschrieben ist die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jemma. Dadurch finde ich das Buch insgesamt sehr bedrückend und berührend. Es ist nicht so, dass Jemma grundsätzlich unglücklich mit ihrem Leben ist. Aber es gibt immer wieder Situationen, die sie hilflos machen. Kleine Alltagsgeschehnisse. Jemand sucht einen Gegenstand oder eine Person und Jemma hat zwar gesehen, wo das Gesuchte ist, kann aber nicht helfen. Leute, die über Jemma reden, als sei sie gar nicht da, denen sie nie ihre Meinung sagen kann.
Hinzu kommt, dass Jemmas Pflegeeltern noch zwei weitere Kinder aufgenommen haben, die ebenfalls sehr speziell sind. Auch zu diesen kann Jemma nicht den Kontakt aufnehmen, den sie sich manchmal wünschen würde.
Und dann kommt sie eben in die Situation, etwas zu erfahren, was sie unbedingt loswerden muss, weil sie möglicherweise einen Hinweis auf ein Verbrechen geben könnte. Die Person, die ihr dieses Wissen anvertraut hat, macht ihr zudem Angst, denn immer, wenn niemand anderes im Raum ist, beschimpft oder bedroht sie Jemma. Doch sie kann es niemandem sagen…
Als Ich-Erzählerin teilt Jemma den Lesern all ihre Gedanken und Gefühle mit. Sie schildert das Geschehen um sich herum. Sie berichtet von ihren Ängsten und Enttäuschungen, aber auch von ihren Hoffnungen auf eine Möglichkeit der Kommunikation. Sie erzählt von Schmerzen, die sie keinem verständlich machen kann und dadurch keine Hilfe erhält. Jemmas Schilderungen wirken authentisch und nachvollziehbar (Autorin Penny Joelson arbeitet mit schwerbehinderten Kindern und Jugendlichen), wobei besonders Jemmas grundsätzliche Lebensfreude bewundernswert ist. Und so fliegen die Seiten nur so dahin. Ich wollte unbedingt wissen, wie Jemmas Geschichte ausgeht. Und ob sie ihr größtes Geheimnis irgendwie loswerden kann.

Fazit

Insgesamt hat mir das Buch unglaublich gut gefallen – einfach aufgrund dieser ungewöhnlichen Perspektive, die einem auch als Leser einen sehr speziellen Einblick ermöglicht und ein Stück weit sensibilisiert.
Am Ende des Buches werden die Geschehnisse recht dramatisch – das war mir dann etwas zu übertrieben naiv-einfach dargestellt, dies trübt meinen Gesamteindruck aber nur gering. Gern hätte ich noch mehr über Jemmas Pflegegeschwister erfahren, die durch Jemmas eingeschränkte Sicht an einigen Stellen etwas kurz kommen.

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