[gelesen] Stirb leise, mein Engel! von Andreas Götz

(c) Oetinger
 Stirb leise, mein Engel!
 Autor: Andreas Götz

 erschienen Januar 2014
 Verlag: Oetinger
 ISBN: 978-3-7891-3615-3

sensibles Thema ansprechend umgesetzt

  
Innerhalb kurzer Zeit begehen drei Mädchen Selbstmord. Ihre
Abschiedsbriefe deuten darauf hin, dass es ihre freie Entscheidung war. Durch
Zufall lernt Sascha eins der Mädchen kennen, bevor sie sich kurz darauf aus
unverständlichen Gründen wieder vor ihm verschließt und sich wenige Tage später
umbringt. Der Teenager, der durch den Tod seines Vaters bereits emotional
vorbelastet ist, beginnt, verwirrt über ihr Verhalten, an der Selbstmordtheorie
zu zweifeln…

Götz gelingt es, die sensible Thematik sehr anspruchsvoll
umzusetzen und lässt sowohl für die Charaktere als auch für den Leser genug
Raum, sich Gedanken zum Schicksal der Mädchen wie auch des Täters zu machen.

„Stirb leise, mein Engel“ wird aus zwei unterschiedlichen
Perspektiven erzählt:

Auf der einen Seite gibt es einen Er-Erzähler, der sich
hauptsächlich mit den Erlebnissen des 16-jährigen Sascha befasst, aber auch in
wenigen Kapiteln die Ereignisse ihn nahestehender Personen schildert.

Auf der anderen Seite gibt es, optisch abgegrenzt, Passagen
aus der Ich-Perspektive des Täters. Dadurch gibt es immer wieder Hinweise auf
sein Handeln und seine Motive, sodass es dem Leser möglich ist, mitzurätseln
und Theorien aufzustellen, wer sich dahinter verbirgt.

Die Handlung ist sehr spannend. Dadurch, dass man immer
wieder kleine Einblicke in den Kopf des Täters erhält, will man immer unbedingt
weiterlesen, um zu erfahren, was er als nächstes Plant und wann ihm Sascha oder
die Polizei auf die Schliche kommen. Dabei wird der Leser auf verschiedene
Fährten gelockt und es gibt einige Überraschungen und Wendungen.

Das Ende ist ein wenig vorhersehbar, was aber nach der
dramatischen und stetig anhaltenden Spannung zuvor eine willkommene Abwechslung
darstellt und sich insgesamt gut in die Gesamtgeschichte einfügt.

Sascha sind seine Nachbarin Joy, die zusammen auf
Spurensuche gehen, sind sehr sympathisch dargestellte Figuren, die jeweils ein
facettenreiches Verhalten an den Tag legen und damit zu athenischen
Charakteren werden, auch wenn ihr manchmal leichtsinniges Handeln nicht immer
nachvollziehbar ist.

Daneben gibt es noch die typische Polizisten-Mutter, die
ihren Sohn nicht ernst genug nimmt, sodass er sich gezwungen sieht, den Fall
allein zu klären und sich damit zwangsläufig in Gefahr bringt. Überhaupt bleibt
die Rolle der Polizei letztlich etwas vage, denn es wird nicht ganz klar, ob
bzw. ab wann sie die Selbstmorde, die komischerweise nach einem ähnlichen
Schema verlaufen, miteinander in Zusammenhang bringt.

Fazit:

„Stirb leise, mein Engel“ ist ein temporeicher, aber auch sehr
gefühlvoller Jugendthriller, der durch eine abwechslungsreiche
Erzählperspektive und einen angenehmen Erzählstil überzeugen kann.

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