[gelesen] Denn ohne Musik werden wir ertrinken von Brittainy C. Cherry

Rezensionsexemplar

©LYX (Bastei Lübbe)
Denn ohne Musik werden wir ertrinken

Mixtape 1
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Brittainy C. Cherry
erschienen November 2022
437 Seiten
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LYX (Bastei Lübbe)
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Liebesgeschichte, mit zahlreichen, düsteren Themen – hat mich nicht so berührt

Obwohl Ian und Hazel im gleichen Ort aufgewachsen sind und auch auf der gleichen Schule waren, hatten sie bisher nicht viel persönlich miteinander zu tun. Die Spannungen, die zwischen ihnen herrschen, verhindern normale Gespräche und jegliche Sympathie. Daher ist Ian auch nicht begeistert, als Hazel auf der Ranch seines Onkels zu arbeiten beginnen will. Er lässt sie spüren, wie wenig Lust er auf diese Situation hat, Hazel hingegen schuftet unermüdlich, eine andere Wahl hat sie aktuell nämlich auch nicht.
Erst als sich die Lage zuspitzt und Hazel ziemlich verzweifelt vor Ians Tür steht, bröckeln die eisigen Mauern zwischen den beiden ein wenig, sie beschäftigen sich mehr miteinander und entwickeln Verständnis füreinander. Vielleicht ist ihr Gegenüber doch gar nicht so furchtbar, wie sie bisher dachten. Durch die veränderte Atmosphäre ist sogar eine gemeinsame Arbeit an den Songs von Ian möglich, was die Band unheimlich weiterbringt. Aber längst nicht alle Probleme sind damit einfach aus der Welt geschafft …

Ich habe schon ein paar Bücher der Autorin gelesen und war gespannt, ob ihre neue Geschichte mir ebenfalls wieder unter die Haut gehen würde. Leider muss ich sagen, es ist aus meiner Sicht nicht ihr bestes Werk, andere Geschichten, die ich von ihr gelesen habe, haben mich mehr überzeugt und berührt. Insgesamt hat sich das Buch aber gut und flüssig lesen lassen, viele Passagen mochte ich auch wirklich gern, anderes hat mir persönlich eben nicht ganz so gut gefallen.

Das Buch wird aus den beiden Ich-Perspektiven der Protagonisten Hazel und Ian geschildert, wodurch man detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten und auch einen guten Eindruck von ihrer Vergangenheit, mit der sie nicht unbedingt hausieren gehen, bekommt. Beide Figuren haben schon einiges durchgemacht und sind stark geprägt von den Ereignissen ihrer Kindheit und Jugend. Umso mehr Details da offenbart werden, umso mehr wird deutlich, wie schlimm die Kindheit der Protagonisten teilweise gewesen ist und wie schwierig es gewesen sein muss, sich an kleine Hoffnungsschimmer und Sonnenscheinmomente zu klammern. Auch wenn es ein paar Parallelen gibt, sind die Situationen der beiden doch ziemlich unterschiedlich und Ian hat, aus meiner Sicht, deutlich mehr Glück gehabt mit seiner Lebenssituation bei seinen Verwandten. Dass Hazel überhaupt so lange zu Hause durchgehalten hat und trotz all der furchtbaren Erlebnisse, der ständigen Angst und der permanenten Rückschläge, noch so ein gutes Herz hat, ist erstaunlich und bemerkenswert. Sie ist sich nicht zu fein für harte Arbeit und will die Chance nutzen, die sich ihr bietet, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Auch wenn sie manchen Menschen die Stirn bietet, merkt man in anderen Momenten, wie unsicher und eingeschüchtert sie ist. Ich empfand es größtenteils aber als nachvollziehbar, wenn man die Umstände betrachtet, in denen sie aufgewachsen ist und die daraus resultierenden Prägungen, die unweigerlich erfolgen. Wie sie es dann aber schafft, aus Ian die Gefühle rauszukitzeln, die seinen Songs fehlen, fand ich richtig schön. Da spürt man viel von Hazels Seele und den tiefen Emotionen, die in ihr schlummern, auch wenn sie sonst manchmal eine Mauer um sich baut.

Das Buch ist komplex an Themen, die darin verarbeitet werden. Viele davon sind wirklich düster und niederschmetternd, so dass auch die Atmosphäre über einige Strecken der Geschichte eher trüb und von den furchtbaren Erlebnissen überschattet ist. So lernt man die Charaktere allerdings auch auf eine sehr authentische Weise kennen und bekommt nach und nach den vollen Umfang ihrer Schicksalsschläge, Hoffnungen, Wünsche und Ängste präsentiert. Das Bild, das von den Figuren gezeichnet wird, mochte ich ganz gern. Sie haben reichlich Ecken und Kanten, sind Kämpfer und auf ihre Weise besonders. Im Verlauf verändert sich das Verhalten der beiden und auch die Dynamik zwischen ihnen wird eine andere. Es gibt neben den schlimmen Erlebnissen und Rückblicken auch immer wieder schöne und hoffnungsvolle Momente, positive Wendungen und gute Zukunftsaussichten. Auch die Musik nimmt eine zunehmend größere Rolle innerhalb der Geschichte ein. Auch wenn mich viele der Tiefschläge bedrückt haben, so haben mich nicht alle der Situationen wirklich berührt. Ich kann gar nicht genau sagen, woran das liegt, aber die Geschichte ist mir insgesamt einfach nicht so unter die Haut gegangen, wie andere. Es blieb eine gewisse Distanz.
Die meisten Entwicklungen in der Geschichte haben mir gut gefallen, andere empfand ich als nicht so richtig gelungen oder hätte es mir einfach etwas anders und intensiver gewünscht. Besonders eine Problemlösung empfand ich dabei als zu einfach, wenn man betrachtet, wie lange vorher diese Situation die Handlung überschattet und beeinflusst hat. An sich ist diese Auflösung sicher nicht völlig unrealistisch, trotzdem war es irgendwie unbefriedigend. Größtenteils waren die Reaktionen und Entscheidungen der Figuren für mich aber nachvollziehbar und passend zu ihren jeweiligen Situationen, selbst wenn man als Außenstehender sagen würde, man hätte es anders machen können. Man ist eben auch nicht in ihren Umständen gefangen und durch ihre Erlebnisse geprägt.
Einige Handlungspassagen und Wendungen waren recht offensichtlich, andere habe ich nicht komplett so kommen sehen. Es ist auf jeden Fall einiges los in der Geschichte (manchmal vielleicht sogar schon zu viel um jedem Thema so richtig gerecht zu werden) und die Figuren müssen sich mit vielen Dingen auseinandersetzen. Tauschen möchte man da mit ihnen nicht, denn was auf ihren Schultern lastet, ist teilweise enorm. Deswegen war es auch schön, dass es einige Nebencharaktere gab, die als gute Stütze fungiert haben und die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Besonders Holly und Big Paw waren toll und eine echte Bereicherung für die gesamte Geschichte. Die beiden haben einen großen Teil der Sorgen aufgefangen und immer wieder den Blickwinkel der Protagonisten ein wenig geändert, was der Handlung gut getan hat.

Fazit

„Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ ist eine Geschichte mit zahlreichen, oft auch düsteren Themen, die verschiedene Emotionen mit sich bringt. Die Leben der Protagonisten sind gezeichnet von Schicksalsschlägen und bedrückenden Erlebnissen, Ängsten und vergeblichen Hoffnungen. Das gibt dem Buch eine besondere Atmosphäre und lässt die positiveren Augenblicke der Handlung noch mehr strahlen. Insgesamt mochte ich die Dynamik zwischen den Charakteren, die sich im Verlauf deutlich verändert und auch viele der Entwicklungen. Trotzdem ist mir die Geschichte nicht so unter die Haut gegangen, wie andere Bücher der Autorin.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

andere Bücher der Autorin:

8 Gedanken zu „[gelesen] Denn ohne Musik werden wir ertrinken von Brittainy C. Cherry“

  1. Hallo liebe Dana,
    von B. C. Cherry habe ich bislang nur die Elements-Reihe gelesen, die ich sehr mochte. Ich möchte auch unbedingt noch mehr von der Autorin lesen. Das erste Buch liegt schon auf dem SuB.
    Über Denn ohne Musik werden wir ertrinken haben wir ja schon ein wenig gesprochen. Einerseits spricht mich das, was du über das Buch erzählst an. Insbesondere, was die schwierigen Situationen, die Probleme in dem Buch betrifft. Ich bin aber auch der Meinung, dass es gerade bei solchen Bücher auch wichtig ist, dass der Leser mitfühlt und sich irgendwie von den Worten berührt fühlt. Daher kann ich mir gut vorstellen,dass dieser Kritikpunkt auch bei mir anschlagen könnte.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich habe auch schon einige begeisterte Rezensionen gelesen, es ist also nicht so, dass das Buch andere nicht durchaus mitnehmen kann, aber bei mir hat es eben nicht so richtig funktioniert. Ob das bei dir dann auch so wäre, kann ich nur schwer beurteilen. Wir sind zwar oft einer Meinung, aber auch nicht immer 😉
      Mir haben andere Bücher von ihr aber auch einfach besser gefallen. Die Romance Elements Reihe kenne ich auch und auch Wie die Ruhe vor dem Sturm und Wie die Stille vor dem Fall fand ich richtig gut, da habe ich teilweise auch einige Tränen vergossen.
      Welches Buch wartet bei dir auf dem SuB? Ich hab auf jeden Fall auch noch eins auf dem SuB, ich weiß den Titel aber gerade spontan nicht 😉
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,

    ich habe die Geschichte auch schon gelesen und kann dir da nur zustimmen. Mich hat die Geschichte auch nicht so emotional packen können, wie andere Bücher von ihr. Irgendwie habe ich mich mit der Geschichte nicht so verbunden gefühlt, vielleicht auch einfach weil so viel Thematik in der Geschichte ist. Mir hat sie auch gefallen, aber die Erwartungen waren einfach auch höher.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      irgendwie ist es beruhigend, dass es mir nicht allein so ging. Obwohl natürlich Geschmack auch einfach verschieden ist und jeder Bücher anders empfindet, aber man fragt sich manchmal ja schon, woran es liegt, ob es einem allein so ging und so weiter.
      Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Fülle an schweren Themen mit eine Rolle gespielt hat, obwohl ich es an sich eigentlich mag, wenn Charaktere ihre Päckchen haben und das in der Geschichte auch zum Tragen kommt. Ich hab noch ein anderes Buch von ihr auf dem SuB, mal sehen, ob das dann wieder mehr punkten kann.
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Huhu Dana,

    ich bin so hin und hergerissen. Was du über das Buch schreibst, spricht mich eigentlich total an. Ich mag den Fokus auf die Musik, tiefgreifende Backstories der Charaktere und einige Schwierigkeiten, an denen sie reifen konnten. Dass die Protagonistin dann noch so herzensgut und fleißig ist, trotz wohl schwerer Erfahrungen, klingt sympathisch. Doch scheint dich das Buch nicht völlig überzeugt zu haben. Und mitfühlen ist schon wichtig, gerade in einer dramatischen Liebesgeschichte. Argh. xD

    Ich werde mir mal eine Leseprobe durchlesen und das Buch im Hinterkopf behalten. Welches Buch hat dir von der Autorin bisher am besten gefallen?

    Ganz liebe Grüße
    Leni

    1. Hallo Leni,
      ich habe mich mit noch einer anderen Bloggerin über das Buch unterhalten, die auch fand, es ist nicht das stärkste Buch der Autorin. Auch sie hat sich nicht so emotional mitgenommen/abgeholt gefühlt. Also ähnlich, wie es mir damit ging.
      Andrea hatte es ja auch nur so mittelmäßig gefallen, bei ihr kann es aber durchaus auch am Genre allgemein liegen, mit dem sie immer mal „Probleme“ hat.
      Wie es dir dann beim Lesen gehen würde, weiß ich natürlich nicht. Geschmack ist verschieden, jeden sprechen andere Themen an und so weiter. Ich habe auch schon einige begeisterte Rezensionen gelesen.
      Ich mochte die Romance Elements Reihe der Autorin sehr gern, dort waren die Charaktere auch schon ein paar Jahre älter, als hier im Buch.
      Aber auch „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ und „Wie die Stille vor dem Fall“ (hier besonders Buch 1) haben mich damals richtig berührt und immer wieder zum Weinen gebracht. Thematisch halt was anderes, als hier in der Geschichte verarbeitet wird. Am Ende kommt es ja darauf an, was man mag und will, womit man selbst Erfahrungen hat, was einen bewegt und mitnimmt, wo man eher auf Distanz bleibt und so. Schwierig das einzuschätzen für andere. 😉
      Liebe Grüße
      Dana

  4. Hallo liebe Dana 🙂

    Von Brittainy C. Cherry habe ich bislang nur ein einziges Hörbuch gehört – „Wenn Donner und Licht sich berühren“. Die Geschichte hat mich zwar gut unterhalten, dennoch hat es mich bislang nicht an weitere Geschichten der Autorin gezogen. „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ wäre wohl alleine schon wegen der vielen schweren Themen nichts für mich, da ich, wenn ich überhaupt einmal zu NA greife, eher nach etwas Leichterem suche.

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      die von dir angesprochene Geschichte habe ich noch nicht gelesen 😉 Daher kann ich das jetzt nur schwer vergleichen. Insgesamt sind in den Büchern aber schon öfter auch mal schwerere Themen mit integriert, ich empfand es hier aber als noch mal mehr als sonst in den Büchern, die ich von ihr kenne.
      Ich kann verstehen, dass du auch gern dann mal was Leichteres hast, wenn du zu NA greifst, in vielen Geschichten wird das ja dann auch passen, selbst wenn da auch Probleme und Drama auftauchen, ist ja nicht alles von der Grundstimmung dann so erdrückend. In dem Fall ist dieses Buch hier vielleicht nicht das Richtige für dich, Auswahl gäbe es ja aber genug, wenn man noch mal was anderes probieren will … je nachdem eben, ob man schwere Themen komplett umgehen will oder nur nicht diese Fülle 😀
      Liebe Grüße,
      Dana

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