[gelesen] Das Avery Shaw Experiment von Kelly Oram

© Bastei Lübbe
Das Avery Shaw Experiment
Science Squad 1
.
Kelly Oram
erschienen im Juli 2021
272 Seiten
.
hier geht’s zum Verlag
One / Bastei Lübbe

Eigentlich süß, aber…

Avery ist in ihren besten Freund verliebt. Als dieser sie abweist, bricht nicht nur ihr Herz, sie verliert auch ihren Partner für den anstehenden Wissenschaftswettbewerb. Aber Avery hat bereits eine Idee für ein neues Projekt: Sie will ihren Liebeskummer überwinden, indem sie die sieben Phasen der Trauer bewältigt…

Ich mag Kelly Orams Schreibstil sehr. Und die Story ist zuckersüß. Zumindest wenn man die Begebenheiten nicht groß hinterfragt.
Denn es gab etliche Momente, die ich unlogisch, wirklichkeitsfremd oder schlicht unangebracht fand.
Aufdringliches Verhalten wird hier als wissenschaftliches Experiment verkauft.
Ja, Grayson wird zu keinem Zeitpunkt (mit einer Ausnahme) übergriffig. Er achtet auf Averys Wünsche, ist rücksichtsvoll, geduldig und verständnisvoll. Aber letztlich nutzt er ihre Nerdigkeit und Naivität irgendwie doch aus: Indem er ihr verkauft, dass ein Kuss oder ein enger Tanz ganz zwingend notwendig für ihr Experiment sind.

Wobei dieses ganze Experiment-Wissenschaftswettbewerb-Thema ohnehin etwas strange war… Denn Avery schafft es tatsächlich einen komplexen Versuchsablauf rund um den Kuss zu schreiben. Ansonsten erfährt man letztlich doch eher wenig über die wissenschaftlichen Aspekte. Dafür ist immer wieder die Rede davon, Grayson könne mit der Teilnahme seine Physiknote retten. Der Bezug zur Physik erschließt sich mir allerdings nicht.
Dass dieser Selbstversuch überhaupt als wissenschaftliches Projekt anerkennt wurde und so viel Aufmerksamkeit und Lob bekommt, fand ich in der Darstellung auch eher eigenartig. Und auch im Verlauf gab es noch unangenehme Momente: Da schaut die ganze Schule wissentlich zu, wie das Mädel in eine Depression rutscht und niemand tut etwas. Ach nein, sorry, sie bekommt ja eine Tablette dagegen.

Und so lässt mich das Buch sehr zwiegespalten zurück. Denn es gab eben all die Momente und Situationen, die mir nicht gefallen haben. Und andererseits bin ich dennoch durch die Seiten gerauscht, denn ich fand es meistens sehr süß, wie Grayson sich dann eben doch fürsorglich kümmert und Avery – nicht ganz uneigennützig – helfen möchte, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.

Insgesamt ist die Handlung sehr vorhersehbar und bedient unglaublich viele Klischees (dummer und attraktiver Sportler, unbeliebte Wissenschaft-Nerds….). Tiefe sucht man vergeblich, denn interessanten Themen, die Ernsthaftigkeit hätten bringen können, wie Averys Angststörung, werden nur am Rande erwähnt.
Schön ist, dass zumindest an einer Stelle die Rollenbilder aufgebrochen werden, indem die Nerds und „die Beliebten“ zusammengeführt werden.

Fazit

Versteht mich nicht falsch: Die Story ist super süß. Ich mochte Avery und Grayson und grundsätzliche mochte ich auch die langsame Annährung der beiden. Probleme hatte ich aber mit vielen Aspekten rund um das Wissenschaftsprojekt und wie bestimmte Verhaltensweisen damit gerechtfertigt werden.

.

   

 

2 Gedanken zu „[gelesen] Das Avery Shaw Experiment von Kelly Oram“

  1. Liebe Anja,

    das hast du wirklich wunderbar zusammen gefasst, wenn man die Hintergründe nicht allzu sehr hinterfragt, lässt sich das Buch leicht lesen und ist eine sehr klischeehafte Liebesgeschichte 🙂 Aber wenn man dann doch tiefer geht und das Verhalten hinterfragt, ist nicht alles, was Greyson macht sehr sauber.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      es beruhigt mich, dass du das auch so siehst. Ich hatte in ein paar Rezensionen reingelesen und hatte den Eindruck, dass es kaum Kritik an Graysons Verhalten gab, was für mich nicht wirklich nachvollziehbar war.
      Ich bin auch noch gar nicht sicher, ob ich auch Libbys Geschichte lesen möchte. Da gab es in diesem Band ja auch bereits absolut unangebrachte Übergriffe.

      Viele Grüße
      Anja

Schreibe einen Kommentar

(Kommentare werden von uns freigeschaltet.)

Mit dem Absenden des Formulars werden deine Nachricht sowie dein Name und deine Webseite (freiwillige Angaben) gespeichert. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung.