[gelesen] Honigherzen von Mina Teichert

Rezensionsexemplar

©Piper
Honigherzen

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Autorin: Mina Teichert
erschienen April 2021
400 Seiten
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Piper
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lockere, leichtgängige Geschichte mit viel Gefühl

Für Leni scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen. Sie hat die Chance aufs Land zu ziehen und dort einen Hofladen zu eröffnen, in dem sie Produkte aus eigener Herstellung verkaufen könnte. Auch wenn damit einiges an Arbeit auf sie zukäme, auch weil das Haus stark renovierungsbedürftig ist, wagt sie den Schritt und siedelt mit ihrer Schwester und ihrer kleinen Tochter um. In der eingeschworenen Dorfgemeinschaft Fuß zu fassen, stellt sich jedoch leider als nicht ganz so einfach da. Vorurteile und Gerüchte halten die Leute fern und fördern die Hilfsbereitschaft nicht unbedingt. Es gibt allerdings auch Lichtblicke und attraktive Helfer, die nicht nur für das Haus ein Gewinn sein könnten. So honigsüß, wie Leni sich ihr Leben auf dem Land vorstellt hat, läuft es insgesamt aber nicht, immer wieder gibt es neue Schwierigkeiten und Hürden. Ob es wirklich die richtige Entscheidung war?

Der Schreibstil von Mina Teichert hat mir von Beginn an gut gefallen. Die Geschichte behält eine lockere, leichtgängige Atmosphäre, obwohl auch immer mal wieder ernstere Themen und Schwierigkeiten eingeflochten sind. Für Leni läuft längst nicht alles nach Plan und auch mit den Ereignissen der Vergangenheit hat sie immer wieder zu kämpfen. Trotzdem steckt sie nicht dauerhaft den Kopf in den Sand, rappelt sich wieder auf, fasst wieder Mut, geht neue Projekte an, kann sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen und hat als zusätzliche Stütze ihre Schwester Juna an der Seite. Auch Wirbelwind Romy, die Tochter von Leni, sorgt immer wieder für Situationen zum Schmunzeln oder auch Hände vor’s Gesicht schlagen. Ihre „Huch“-Momente sind häufig kleinere oder größere Katastrophen, die deutlich machen, dass sie oftmals tollpatschig oder unkoordiniert ist, meistens aber einfach auf eine liebenswerte Art und Weise. Romy wird im Verlauf des Buches sieben, damit verzeiht man ihr das eine oder andere, manchmal hätte ich ihr aber auch gern ein paar Takte erzählt. Die Erziehung eines Kindes bringt so seine Hürden mit sich, auch das ist immer wieder auf unterschiedliche Weise in die Handlung eingebaut und passte einfach zu dem Frauenhaushalt. Es ist aber natürlich kein Elternratgeber, sondern vorrangig eine Liebesgeschichte mit einigen Hindernissen.
Im Buch begleitet man Leni aus der Ich-Perspektive. So erhält man sehr intensive Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt, die es leicht machen, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen. Man ist immer nah am Geschehen und kann mit Leni gemeinsam erleben, wie sie kleine Erfolge feiert, wie sie mit Misserfolgen umgeht, was mit ihrem Herzen passiert und zu welchen Kurzschlussreaktionen sie sich hinreißen lässt. Da kann dann auch mal unverhoffter Tierzuwachs an der Tagesordnung stehen. Langweilig wird es mit den drei Frauen auf jeden Fall nicht. Immer wieder gibt es neues Chaos, aber auch neue Ideen und Kreationen für ihren Hofladen, die sie sehr liebevoll gestalten. Eine nette Abwechslung waren Lenis variable Bezeichnungen für verschiedene Charaktere. So hat zum Beispiel der „Prinz“, der ihr über den Weg gestolpert ist, immer wieder andere Beinamen bekommen – direkt, ungestüm, ungeduldig, charmant – je nachdem, wie er in der jeweiligen Situation war. Es war immer erkennbar, über wen Leni gerade spricht oder nachdenkt, auch wenn sie ihrer Kreativität da keine Grenzen gesetzt hat. Das hat es sehr facettenreich gemacht und passte einfach zu der Schauspielerin, die auch in anderen Momenten immer mal wieder die Führung übernimmt, auch wenn Leni in letzter Zeit nicht mehr auf der Bühne stand. Ebenso kreativ und ungewöhnlich fand ich die Art der „Problemlösung“ im letzten Abschnitt der Geschichte. Das kann ich aus Spoilergründen jetzt nicht intensiver ausbauen. Es war aber definitiv keine ganz klassische Variante und gut abgestimmt auf die Figuren.

Die Konstellation der Charaktere hat mir ebenfalls gut gefallen. Jeder bringt ein paar Ecken und Kanten mit, was die Handlung vielseitig und immer wieder anders macht. Ein paar der Dorfbewohner spielen im Verlauf der Geschichte eine größere Rolle und mischen sich teils offensichtlich, teils hinterhältig in den ohnehin schon nicht ganz leichten Weg der Schwestern ein. Es gibt aber auch immer wieder wahre Schätze und treue Seelen, die für positivere Energien und liebevolle Augenblicke sorgen.
Leni und Juna waren mir von Anfang an sympathisch. Die Schwestern halten zusammen, haben ihre Gemeinsamkeiten, kennen sich sehr gut, sind aber auch nicht immer einer Meinung, ecken auch mal an oder bringen Wahrheiten auf den Tisch, die der anderen möglicherweise nicht so gut gefallen. Tollpatsch Romy bringt ebenfalls immer wieder ungeplante Situationen mit sich und fordert Lenis Geduld stellenweise enorm. Ich mochte aber, wie die Kleine sich entwickelt hat und auch wenn am Ende längst nicht alles perfekt ist, so hat sich doch auch für sie manches getan, ohne dass sie komplett verbogen wurde. Richtig toll fand ich auch die unterschiedlichen Liebesgeschichten, die im Buch integriert waren. Nicht nur Lenis Herz wird aus dem Takt gebracht. Trotzdem empfand ich es nie als zu viel oder zu kitschig, weil es sich sehr harmonisch in das Gesamtgeschehen eingefügt hat. An der einen oder anderen Stelle hätte es für meinen Geschmack vielleicht noch etwas mehr in die Tiefe gehen können, da ich aber eine eher leichte, vielleicht sommerliche Lektüre erwartet habe, wurde ich in der Hinsicht auf jeden Fall nicht enttäuscht.

Fazit

Eine schöne, insgesamt leichtgängige Liebesgeschichte, die aber auch ernstere Themen enthält, sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt und verschiedene Aspekte vereint. Kleine Hinterhältigkeiten, Missverständnisse, Renovierungschaos und kopfstehende Gefühle stellen zusätzliche Stolpersteine dar, trotzdem fassen Juna und Leni immer wieder neuen Mut, werden kreativ, entwickeln Ideen, testen sich aus und bemühen sich, trotz all der Hürden und Fehlversuche ihren Hofladen auf stabile Beine zu stellen und gleichzeitig für ihr Seelenheil zu sorgen. Ihre Ideen für die selbst gemachten Produkte haben mir dabei richtig gut gefallen und geben der Geschichte auch einen schönen Rahmen. Eine schöne, unterhaltsame Mischung mit schön angelegten, sehr unterschiedlichen Charakteren, die für tolle Lesestunden gesorgt hat.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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