[gelesen] Die weiße Libelle von Alexander Ruth

Die Weiße Libelle

Autor: Alexander Ruth
erschienen Juni 2017
ISBN: 978-3000573545
©
buntes Fantasyabenteuer mit Schwächen

Die weiße Libelle ist ein Piratenschiff, deren
Crew aus verschiedensten Märchenwesen sich dem Schutz der Meere verschrieben
hat. Als die Nordsee in Gefahr gerät, macht sich die
Weiße Libelle
mithilfe ihrer magischen Seekarte auf, um das Böse aufzuhalten…
Die Weiße Libelle ist ein buntes Abenteuer mit
farbenfrohen Figuren. Langweilig wird es in der verrückten Geschichte nicht.
Bei ihrer Reise über die Nordsee stellt die Crew eine Bedrohung fest, die es zu
besiegen gilt. Allerdings werden ihnen auf den Weg dahin noch etliche Steine in
den Weg gelegt. Es gibt immer wieder überraschende Hindernisse, deren Beseitigung
mir insgesamt aber leider durchweg zu einfach vonstatten ging. Für jedes
fantastische Ereignisse gab es eine noch fantastischere, fixe Lösung.
Zwar liebe ich die Mischung vieler ungewöhnlicher
Fantasywesen, hier kommen allerdings arg viele Figuren zusammen. So gibt es beispielsweise Schmetterlinge, Mini-Elefanten,
Osterhasen, Ghettoeinhörner und Weihnachtselfen mit Kameratick auf dem
regenbogenfarbenen Schiff. Ich empfand die Mischung der Figuren einerseits als
zu niedlich und ihr Verhalten andererseits als zu schräg.
Zwar wollen sie die Weltmeere und
damit die ganze Menschheit retten, dazwischen verbringen sie allerdings sehr
viel Zeit damit, Süßes zu naschen, in der Sonne zu faulenzen oder bei jeder
noch so unpassenden Gelegenheit Fotos zu schießen.
Es fehlt die eine
Hauptfigur, mit der man wirklich mitfiebert und in die man sich hineinversetzen
kann. Die ganze Geschichte ist vor allem schräg und bunt. Die Charaktere
an sich bleiben recht blass. Man erfährt wenig über sie, es gibt keine
Entwicklung über die Geschichte hinweg, ihnen fehlt die Tiefe.
Dazu muss ich sagen, dass ich die vorherigen
Schmetterlingsgeschichten nicht gelesen habe. Vielleicht hätte man die Piraten
dort schon besser kennengelernt? Inhaltliche Lücken entstehen dadurch aber
nicht, die Figuren erinnern sich zwar an vorherige Abenteuer, Vorwissen ist
aber nicht notwendig.
Aufgrund der einfachen, bildhaften Sprache liest sich die
Geschichte recht schnell. Allerdings ist die
Erzählweise eher kindlich. So gibt es beispielsweise viele laaaang gezogene
Vokale und allerlei Lautsprache – platsch, platsch, platsch und blubb, blubb,
blubb.
Problematisch finde ich auch die
übertriebene Zeichensetzung. Selten bleibt es bei einem Satzzeichen, eher finden sich zwei bis drei Frage- sowie Ausrufezeichen hintereinander. Darüber hinaus gibt es zahlreiche … unterbrochene Sätze. Meinem Lesefluss schadet dies eher, als eine entsprechende Wirkung zu erzielen.

Meeresverschmutzung

Besonders die Kombination aus Fantasygeschichte und
Umweltschutzthema hat mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Leider ist diese
Verbindung für mich aber nicht durchweg gelungen.
Zwar wird die Umwelt-Thematik immer mal wieder angesprochen
und beispielsweise eindringlich auf die Ozeanverschmutzung und die damit
verbundenen Konsequenzen für die Meeresbewohner hingewiesen, insgesamt hätte
ich mir diesen Aspekt aber etwas präsenter gewünscht. Wenn die Meeresverschmutzung
aber aufgegriffen wird, wird teilweise auf den WWF oder naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse
verwiesen. Dadurch wird die ganze Thematik sehr theoretisch und fügt sich nicht
so recht in das Fantastische ein – gerade hineingefunden reißen die nüchternen
Aufzählungen einen direkt auf Seite 3 schon wieder aus der märchenhaften
Erzählung.
Diese realen Schilderungen benennen den Menschen auch klar
als Ursache für das Problem. Der Ausgang der Geschichte allerdings nimmt den
Menschen leider komplett aus der Verantwortung. Der Mensch kann eigentlich
gar nichts dafür
, ist die unglückliche Aussage, die am Ende hängen bleibt.

Fazit

Und so stellte sich mir beim Lesen auch immer wieder die
Frage nach der Zielgruppe. Das empfohlene Lesealter
wird ab 13 Jahren angegeben. Richtig passend erscheint mir dies nicht.
Es ist ein spaßiges Abenteuer mit bunten, eher kindlichen
Figuren (Osterhasen und Weihnachtselfen…) und einfacher Sprache. Für ein
Jugendbuch fehlt es mir aber an Tiefe. So bleiben die Charaktere sehr blass;
die Handlung ist zwar ereignisreich, gibt den Figuren aber keine ernsthaften
Hindernisse. Der knifflige Spagat zwischen Fantasy und realer, mit Fakten belegter Umweltverschmutzung kommt für mich zu
einem unglücklichen Ergebnis.
Wer kunterbunte, ereignisreiche Lesestunden erleben möchte,
bei denen er in die schräge Welt der zahlreichen Märchenfiguren abtauchen
möchte, ist mit dem Buch aber auf jeden Fall gut beraten.
Für mich wäre es eher ein Buch zum (Vor-)Lesen für Kinder.

Ich danke Autor Alexander Ruth für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Die weiße Libelle von Alexander Ruth“

  1. Hey Anja,

    zu Beginn hatte ich noch das Gefühl, dass ein interessantes Buch sein könnte. Aber ich denke, dass mich diese nicht vorhandene Hauptperson etwas stören würde. Ich brauche einen oder vereinzelt mehrere Personen an die ich mich hängen kann um eine Geschichte so richtig miterleben zu können. Nach deiner letztendlichen Meinung bleibe ich aber dabei, dass es wohl einfach nicht so wirklich etwas für mich wäre 🙂

    Liebe Grüße, Ruby

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