[gelesen] Jennifer Wolf – Abendsonne. Die Wiedererwählte der Jahreszeiten

© Impress (Carlsen)
 Abendsonne
Die Wiedererwählte der Jahreszeiten
Geschichte der Jahreszeiten, Band 2
 
Autor: Jennifer Wolf
erschienen Juli 2015
hier gehts zum Verlag: Impress (Carlsen)

Abendsonne ist die Fortsetzung von „Morgentau“, es schadet ganz sicher nicht, wenn man das erste Buch kennt, da die Handlung aber schon losgelöst voneinander ist, würde ich vermuten, dass man „Abendsonne“ auch ohne großes Vorwissen verstehen und genießen kann. ABER ich würde jeden empfehlen sich „Morgentau“ nicht entgehen zu lassen. Eine so gefühlvolle Geschichte darf man sich einfach nicht entgehen lassen. „Abendsonne“ vor „Morgentau“ zu lesen würde ich dagegen nicht unbedingt empfehlen, da im zweiten Buch der Reihe schon einige Dinge erwähnt werden, die man erst im Verlauf des ersten Buches erfährt, somit würde man sich selbst ein wenig Spannung wegnehmen.

 

Dahlia ist keine Hüterin und damit eigentlich auch nicht von der Auswahl der Göttin betroffen. Gaia wählt für jeweils hundert Jahre eine Gefährtin für ihre Söhne – die Jahreszeiten-aus, zu wem die Ausgewählte geht, bleibt allerdings ihre Entscheidung. Doch dieses Mal ist alles anders. Die Göttin möchte eine normale Tochter aus Hemera. Diese Neuigkeit sorgt für große Unruhe und plötzlich ist auch Dahlia von einer möglichen Auswahl betroffen.

Dahlia ist eine tolle Figur, ich mag ihre offene, ehrliche, teilweise etwas wilde Art. Sie ist nicht besonders scheu oder zurückhaltend, weiß sich (meistens) zu benehmen und sagt aber trotzdem auch frei heraus, was sie denkt. Sie ist nicht so eingeschüchtert und vorbereitet, wie die Hüterinnen. Dadurch fehlt ihr vielleicht einiges an Vorwissen, aber sie ist auch einfach unvoreingenommen und sie selbst, ohne große Zwänge und Regeln. Besonders gut gefällt mir auch, dass sie Träume und Ziele hat, die sie gern verwirklichen möchte, die sie aber auch von der familiären Entwicklung abhängig machen würde. Sie hat ein gutes Herz, auch wenn sie ab und an mal etwas zickig und launisch rüber kommt.

Sehr angenehm fand ich auch das Wiedersehen mit den vier Jahreszeiten. Ich mag die vier Halbgötter sehr und war gespannt, wie es ihnen so ergangen ist und was sie unternehmen werden, wenn die nächste Auserwählte in ihre Reiche kommt. Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz und so haben es auch die vier Herren.

Der Schreibstil von Jennifer Wolf ist angenehm, flüssig und mitreißend. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Geschichte und wurde von Anfang an mitgenommen, nicht nur von der Handlung, sondern auch emotional. Detaillierte, anschauliche Beschreibungen helfen dabei, sich in der Welt der Jahreszeiten, aber auch in Hemera zu Recht zu finden und sich alles gut vorstellen zu können. Besonders gut gefallen hat mir, dass Abendsonne so anders ist, als Morgentau. Natürlich gibt es Berührungspunkte, Ähnlichkeiten und Parallelen, aber doch ist die Geschichte komplett eigenständig und anders. Es ist keine Wiederholung der Geschehnisse und dadurch besonders spannend, weil man nie weiß, was noch alles passieren wird. Gaia hat ihre festen Regeln ein wenig gelockert und zeigt damit eine Seite, die man von einer Göttin nicht unbedingt erwartet. Das gibt dem Buch auch eine völlig neue Basis, auf der die Figuren agieren können.

Sehr spannend ist auch die Entwicklung der Welt, die uns präsentiert wird. Einige technische Errungenschaften sind der Bevölkerung zwar noch bekannt, aber sie werden nicht mehr produziert und damit auch nicht mehr genutzt. Die Außenwelt, die verbotene Zone, ist voll von Gefahren und ein lebensfeindlicher Ort. Viel hat sich geändert und gewandelt und doch haben sich die Menschen mit ihren Verhältnissen arrangiert. In diesen Rahmen passt der Hauch der Jahreszeiten-Magie sehr gut hinein und gibt dem Ganzen noch mal eine andere Stimmung.

Die gesamte Geschichte ist sehr bewegend und rührend. Neben den Überraschungen, die zu spannenden Wendungen geführt haben, gibt es so viele Momente, die unter die Haut und mitten ins Herz gehen. Nicht nur bei einer Passage brauchte ich zwischendurch Taschentücher. Die Figuren sind so liebevoll beschrieben, dass es sehr leicht fällt mit ihnen zu fühlen, zu leiden, sich zu freuen und zu hoffen. Und zu hoffen gibt es so Einiges im Verlauf der Handlung.

Fazit

Eine tolle, emotionsgeladene Geschichte, die Lust auf noch mehr macht! Die Aussicht noch weitere Bücher über die Jahreszeitenbrüder lesen zu dürfen, freut mich sehr, ich bin schon jetzt neugierig, was uns dann erwarten wird. Denn wie schon jetzt so sehen war, sind Regeln zwar gut und schön, doch manchmal ist es auch einfach an der Zeit sie ein wenig zu lockern und neue Wege zu öffnen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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