[gelesen] Kim Kestner – Zeitrausch-Trilogie: Spiel der Zukunft

© Carlsen/ Impress

 
  Die Zeitrausch-Trilogie,   
  Band 2: Spiel der Zukunft   
  Autor: Kim Kestner   
  erschienen Juni 2014   
  Verlag: Carlsen/ Impress   
  ISBN: 978-3-646-60059-9   

das Zeitrausch-Fieber geht in die zweite Runde

Du bist etwas ganz Besonderes, du bist einmalig, niemand
ist wie du – Sätze die vermutlich fast jeder schon einmal gehört hat und
Aussagen, an die man gern glauben möchte. Es sind jedoch auch Worte, über die
Alison wohl nur noch den Kopf schütteln würde. In unserer Zeit wird es uns eher
nicht passieren, unserem eigenen Ich etwas jünger oder älter gegenüber zu
stehen. Alison hingegen kennt viele Varianten ihres Ichs, denn mit jeder ihrer
Entscheidungen entsteht eine neue Alison, eine, über die sie keine Kontrolle
hat und in deren Realität Dinge anders laufen, als in der, die sie selbst
erlebt. Und auch wenn jede Alison irgendwie individuell ist, so haben sie doch
alle den gleichen Ursprung und sind sich manchmal ähnlicher, als erwartet. 

Neue Realität – neues Glück? Ganz so funktioniert es
leider nicht. Hat man sich einmal falsch entschieden, in den falschen Jungen
verliebt, eine Prüfung vergeigt oder den falschen Beruf gewählt, so kann man
nicht eben fix in eine neue Realität springen und dort zufrieden weiter leben,
seine neuen Chancen nutzen, vielleicht auch die gleichen Fehler wieder begehen
und einfach alles so abändern, wie man es gern hätte. So simpel und gefahrenlos
sind die Sprünge durch die Zeit nicht, erst recht nicht, wenn man von einer
gewinnorientierten Reality-Show durch die Zeitepochen geschickt wird, um
Aufgaben zu lösen oder einfach nur zu überleben. Nur der Ruf ihres Herzens und
die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mi Kay helfen Alison dabei, stark zu
bleiben und sich den immer neuen Herausforderungen zu stellen.
Bereits im ersten Band ist Alison mir ans Herz gewachsen,
ihre offene und ehrliche Art macht sie sehr sympathisch. In diesem Buch
durchläuft die junge Protagonistin eine enorme Entwicklung. Sie trainiert hart,
verzichtet auf nahezu allen Luxus und macht sich fit für das Leben in der
Wildnis. Abgeschreckt und vorbereitet durch die Erfahrungen im Rahmen der
elften Staffel von „Top the Realities“, weiß Alison dieses Mal, was sie
erwarten wird und doch kommt alles ganz anders. Ihre Aufgaben und
Herausforderungen sind nicht so, wie gedacht, der Weg ist steiniger und
teilweise auch viel einsamer als angenommen.
Auch Kay ist wieder mit von der Partie, dieses Mal jedoch
nicht als Scout sondern als Schützling von Alison. Ihr Zusammentreffen sorgt
für Reiberein, Meinungsverschiedenheiten und Unmut besonders auf Alisons Seite.
Durch ihren Wissensvorsprung hat sie Hoffnung an den Tag gelegt, die lange Zeit
unerfüllt bleiben.
Der Schreibstil ist gewohnt angenehm und flüssig. Durch
Erklärungen, Zusammenfassungen und einprägsame Beispiele gelingt es Kim
Kestner, das komplexe Thema der Zeitreise recht anschaulich darzustellen. Die
Irrungen und Wirrungen, die fast automatisch bei den vielen Zeitsprüngen
entstehen, lösen sich so nach und nach auf und man kann die Realitäten, Zeiten
und Persönlichkeiten auseinanderhalten.
Die Ich-Perspektive von Alison bringt einem erneut ihre
Gedanken und Emotionen sehr nah. Gereift und gefasst tritt sie ihren
schwierigen Weg an und ist dennoch immer mit dem Herzen dabei. Wahre Liebe ist
eben doch in der Lage, Berge zu versetzen und Dinge zu überstehen, die man für
unmöglich hält. Alison hat mich immer wieder überrascht und zu sehr drastischen
Mitteln gegriffen, um ihre Ziele zu erreichen. Nach den teilweise recht schmerzhaften
Szenen war ich dann froh, dass es auch Raum für ruhige und einfühlsame Passagen
gab.
Unerwartete Wendungen und Konstellationen treiben die
Handlung spannend voran, diesen Verlauf der Geschichte habe ich nicht erwartet,
doch ich muss sagen, es hat mich absolut begeistert und mitgenommen auf eine
interessante Reise durch die Zeiten. Das Ende mit dem kleinen Blick auf eine
mögliche Zukunft von Alison macht sehr neugierig und könnte ein Hinweis für den
Ausgang des dritten Bandes sein. Ich vermute jedoch, dass uns Leser und auch
Alison und Kay auf dem Weg dahin noch Einiges erwarten wird, womit wir nie
rechnen würden.

Junge, selbstbewusste Charaktere, eine Welt voller
Überraschungen, kleine und große Sprünge durch die Zeit und ein lockerer
Schreibstil machen den zweiten Band der Zeitrausch-Trilogie „Spiel der Zukunft“
zu einem absoluten Lesegenuss.

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