[gelesen] Zeitsplitter – die Jägerin von Cristin Terrill

 Zeitsplitter – die Jägerin
Autor: Cristin Terrill

erschienen Februar 2014
Verlag: Boje/ Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-414-82390-8

(c) Boje

spannende aber verwirrende Jugend- Zeitreise-Dystopie

Em und Finn sitzen seit Monaten eingesperrt in einer Zelle. Mit Drohungen und Gewalt versucht der Doktor bestimmte Informationen von ihnen zu bekommen. Em bleibt eisern und hat ein klares Ziel vor Augen: Sie muss in die Vergangenheit reisen, um diese Zukunft zu verhindern. Dort wird sie nicht nur mit alten Gefühlen konfrontiert, sondern auch mit einer jüngeren Version von sich selbst, die Zweifel in ihr weckt. Wird sie ihr Ziel erreichen können?
Das Buch ist genial und verwirrend.

 

Erzählt wird aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven: Einmal
aus der Sicht der 20-jährigen Em, erst in der Gegenwart, später in der
Vergangenheit, und aus der Sicht der 16-jährigen Marina, der vergangenen,
jungen Version von Em.
Durch die zweigeteilte Erzählweise bekommt man als Leser
nach und nach viele Informationen zusammengetragen. Nicht nur, dass immer
abwechseln die Ereignisse zu den verschiedenen Zeitpunkten bzw. zur gleichen
Zeit an unterschiedlichen Orten geschildert werden, sondern man erhält auch
sehr intensive Einblicke in Em/Marinas Gedanken- und Gefühlswelt. Obwohl sie
irgendwie eine Person sind und natürlich noch gleiche Seiten haben, spürt man
auch, wie sehr die letzten Jahre Em verändert haben. Man erlebt nicht nur ihre
Entwicklung innerhalb der Geschichte sondern kann auch gut nachvollziehen, wie
aus Marina Em wurde, auch wenn noch viele Fragen und Lücken in den
zurückliegenden vier Jahren offen bleiben.

Während anfangs die Kapitel noch etwas länger sind, wechseln
die Erzählperspektiven zum Schluss des Buches immer öfter ab, sodass das Tempo,
welches sich in der Handlung entwickelt, sich auch in der Erzählweise
widerspiegelt.

Die Geschichte ist emotional, spannend, dramatisch – einfach
vielseitig. Es gibt immer wieder Überraschungen und unerwartete Ereignisse,
sodass die Spannung über das komplette Buch gehalten wird. Auch die Personen
sind sehr facettenreich ausgearbeitet.

 

Das Zeitreisethema ist sehr komplex. Es gibt immer wieder
Versuche, die Zusammenhänge und Auswirkungen von Eingriffen auf die
Vergangenheit zu erklären – letztlich kann dies aber die große Verwirrung, wie
alles funktioniert, nicht auflösen.
Besonders das Ende ist dann nicht nur überraschend, sondern
im Bezug auf die Zeitreisetheorie auch unverständlich. Der Leser bleibt völlig
im Dunklen, wodurch der am Ende erzeugte Zustand hergestellt wird. Somit ist
das Buch zwar irgendwie abgeschlossen, aber es bleiben doch noch viele Punkte
offen, die sich dann hoffentlich in der Fortsetzung erklären.

Fazit: Wenn jemand in die Vergangenheit reist, um dort seine
eigene Zukunft zu ändern, kann dies für den Leser schon mal verwirrend werden.
Zeitsplitter ist eine rasanter, gefühlsgeladener Jugend-Zeitreiseroman, die in einem
hohen Erzähltempo ein spannendes Szenario entwirft. Das Ende fügt sich zwar gut
in die verworrene Geschichte, erklärt sich aber mit den bisherigen
Erkenntnissen noch nicht und bietet damit noch viel Raum für die Fortsetzung.

4,5

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