[gelesen] Diagnose Diebstahl. Ein Glasknochen-Krimi von Jost Hinrich

Rezensionsexemplar

©CalmeMara
Diagnose Diebstahl. Ein Glasknochen-Krimi

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Jost Hinrich, Lorna Egan (Illustration)
erschienen Mai 2022
Altersempfehlung 8+; Erstlesebuch
152 Seiten
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CalmeMara Verlag
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toll illustriertes, lebendige gestaltetes Erstlesebuch

Gilla und Carla hätten sich ihren ersten Schultag nach den großen Ferien und auch ihre erste Begegnung wohl anders vorgestellt. Dank Gillas halsbrecherischen Manövers, um noch gerade so pünktlich in der Schule zu erscheinen, steht Carla nun ein öder und zeitgleich schmerzhafter Aufenthalt im Krankenhaus bevor – mal wieder. Sie kennt das durch ihre Glasknochenkrankheit zwar, war allerdings froh, dass ihr letzter Bruch endlich verheilt war. Dass Carla da nicht bester Laune ist, kann man wohl gut verstehen. Doch schnell freunden sich die beiden Mädchen an und erleben eine alles andere als öde Zeit an den gemeinsamen Nachmittagen im Krankenhaus.

Die beiden Schülerinnen der Klasse 4b dachten eigentlich, sie würden einen recht normalen ersten Schultag erleben. Wobei es für Carla nicht ganz so „normal“ wäre, denn sie ist umgezogen, die Schule und ihre Mitschüler sind für sie neu. Doch dann kommt alles ganz anders. Durch einen Unfall, an dem Gilla nicht ganz unschuldig ist, landet Carla mit einem neuerlichen Bruch im Krankenhaus, ihre Laune ist auf dem Tiefpunkt.
Das Buch begleitet zu Beginn beide Mädchen, wie sie auf dem Weg zur Schule sind und sich dann ihre Wege auf eine etwas unsanfte Art kreuzen. Durch die Zeitangaben wirkt es wie ein Countdown – bis zum Schulbeginn oder aber bis zu ihrer ersten Begegnung. So wird direkt Tempo aufgebaut und man erwartet förmlich, dass etwas geschehen wird. Danach erlebt man die beiden Mädchen sehr viel zusammen und kann mitverfolgen, wie sie sich anfreunden, austauschen und dann von Detektiv-Fans selbst zu kleinen Spürnasen werden.
Schön in die Handlung eingebunden ist die Glasknochenkrankheit von Carla. Es gibt eine Erklärung was es ist und was es für die Betroffenen bedeutet, auch das Glossar klärt dahingehend noch mal auf, ohne dass es lange Fachtexte gibt. Berührungsängste vor Rollstühlen und Ungewohntem werden ebenso mit in die Geschehnisse eingeflochten, was ich gut gemacht fand.
Sprachlich ist die Geschichte einfach gehalten, viele Sätze sind kurz und damit gut verständlich und leicht zu erfassen. Durch die große Schrift eignet sich das Buch auf jeden Fall auch für die vom Verlag empfohlene Altersgruppe. Aufgewertet und sehr lebendig gemacht wird die Handlung durch die tollen Illustrationen, die sich auf vielen Seiten finden. So erhält man einen guten Eindruck von den beiden Mädchen, aber auch vom Personal auf Carlas Station und den Eltern der beiden. Kurze Kapitel lassen einen zügig vorankommen und bieten auch ausreichend Raum für Pausen, die Erstleser möglicherweise benötigen werden. Die Handlung ist gut strukturiert und entwickelt sich nach und nach, so dass man den Geschehnissen leicht folgen kann. Die Zeitangaben ziehen sich durch das gesamte Buch, so dass man immer eine gute Orientierung hat, wie viel Zeit vergangen ist.
Im Verlauf der Geschichte kommt dann noch mal Spannung auf, als Carla und Gilla von den Diebstählen hören und selbst etwas tun wollen. Das ist natürlich nicht ganz ungefährlich und man kann mit den beiden Protagonistinnen mitfiebern.

Mir hat der Stil der Geschichte gut gefallen, besonders durch die verschiedenen Themen, die angesprochen werden. Carla geht mit ihrer Krankheit ganz selbstverständlich um, es wird jedoch auch aufgegriffen, dass es durchaus Berührungsängste geben hat. Schön fand ich auch, dass vorallem Gilla zu Beginn des Buches sehr bewusst ist, dass auf ihrem Schulweg einiges nicht so gut gelaufen ist, es wird nicht runtergespielt, aber auch kein Fass aufgemacht. Aber es ist wichtig, es wahrzunehmen und zu erkennen, damit man es beim nächsten Mal anders machen kann. Im Bereich des Krankenhauses werden ein paar Klischees bedient, die aber für Momente zum Schmunzeln sorgen und auch die Protagonistinnen immer wieder zum Lachen bringen. Dass die drei Krankenschwestern, die erwähnt werden, scheinbar jeden Tag rund um die Uhr auf Station sind, ignorieren wir an der Stelle einfach mal. 😉 Auch ein paar der Zahlenangaben schienen nicht ganz zu passen.
Die kleinen Lästereien der Schülerinnen sind vielleicht nicht ideal, aber für Neunjährige auch nicht unbedingt ungewöhnlich. Besonders wenn sie sich in so ungewöhnlichen Situationen befinden und vielleicht auch ein bisschen Ablenkung vom Krankenhausaufenthalt braucht. Es zeigt auf jeden Fall auch, dass man unterschiedlichen Persönlichkeiten im Laufe seines Alltags begegnet. Ein wenig untergehen tut dabei, dass man die Menschen trotz ihrer Eigenarten aber respektieren und akzeptieren sollte. Ich möchte hier aber nicht die Moralkeule schwingen, es ist mir beim Lesen nur aufgefallen. Die „Ermittlungen“ und Pläne, die Carla und Gilla schmieden, um dem Krankenhausdieb auf die Spur zu kommen und die sich zwischen ihnen entwickelnde Freundschaft steht schon eher im Fokus der Geschichte.

Fazit

Ein lebendig gestaltetes, schön illustriertes Erstlesebuch, dass den jungen Lesern bestimmt viel Freude machen wird. Es gibt Momente zum Schmunzeln und Lachen, spannendere Abschnitte und sympathische Protagonistinnen, die auf eine etwas ungewöhnliche Art aufeinander getroffen sind. Gleichzeitig greift es auch Themen wie die Glasknochenkrankheit und das Benötigen eines Rollstuhls auf.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Diagnose Diebstahl. Ein Glasknochen-Krimi von Jost Hinrich“

  1. Huhu Dana,
    du hast mir ja schon ein wenig vom Buch berichtet. Ich finde das Thema Glasknochenkrankheit hier ganz besonders interessant, zumal ich in anderen Büchern noch nie darüber gelesen habe. Schade ist es natürlich, dass die Protagonistin mit Lästereien zu kämpfen hat. Ich gehe mal davon aus, dass sich diese Lästereien auf ihre Krankheit beziehen? Die Thematisierung solcher Konflikte sorgt aber natürlich auch für Diskussionsstoff und bringt den Leser im besten Falle zum Nachdenken und vielleicht ja sogar zum Umdenken was eigene Verhaltensmuster betrifft.

    Dass die beiden Mädchen so sympathisch dargestellt waren und dass sie dann sogar eine richtig schöne Freundschaft aufgebaut haben, klingt richtig gut.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Klischees bzgl. des Krankenhauspersonals auch wahrgenommen hätte. Das würde mich ja jetzt fast ein wenig interessieren ;o)

    Eine sehr schöne Buchvorstellung von dir.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich finde es auch gut, wenn solche Themen in Geschichten mit verarbeitet werden. Zum einen bekommt man dann mal einen Eindruck, wie es ist mit einer Krankheit wie der Glasknochenkrankheit zu leben und man wird vielleicht auch sensibilisiert und Vorurteile können abgebaut werden.
      Im Buch ist es tatsächlich eher so, dass die Mädels selbst lästern, nicht dass sie Opfer von Lästerei werden 😉 Ob man die Klischees als solche wahrnimmt, kommt ja auch drauf an,ob man nun selbst im Krankenhaus arbeitet bzw. wie viele dieser „Klischees“ man selbst schon mal gehört/gelesen hat. Zum Beispiel dass wir ständig Kaffee trinken oder der Stationsdrache, der unweigerlich da zu sein hat.
      Liebe Grüße
      Dana

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