[gelesen] Going wild. Herz über Kopf von Gina Heinzmann

Rezensionsexemplar

©Impress (Carlsen]
Going Wild. Herz über Kopf

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Gina Heinzmann
erschienen Juli 2021
378 Seiten
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Impress (Carlsen)
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Reiseabenteuer in Down Under, leider mit anstrengender Protagonistin

Detailliert geplant, zielstrebig umgesetzt, ehrgeizig und etwas verbissen beim Verfolgen der Zukunftspläne, Freizeit nur in Maßen, alles für das übergeordnete Ziel und um die Chancen zu nutzen, die sich bieten – das ist Laurel. Wenn sie ihren Alltag gut organisieren und durchtakten kann, fühlt sie sich wohl. Ungewohnte Situationen bereiten ihr Unbehagen, sie weiß gern, was auf sie zukommt und was als nächstes ansteht. Als sie dann durch die Verkettung einiger Zufälle und unglücklicher Umstände zu einem Abenteuertrip nach Australien reist, scheint das so gar nicht zu der 24-jährigen zu passen. Gefährliche Tiere, extreme Unternehmungen, viel Ungewissheit, viele Zweifel und auch Angst mischt mit-  keine optimalen Voraussetzungen, um die Zeit Down Under zu genießen, doch zum Glück gibt es da gleich zwei Reiseleiter , die dazu beitragen, dass sie doch das eine oder andere Gute an dem Trip finden kann, allerdings auf sehr unterschiedliche Art und Weise.

Ich habe im Dezember eine Adventskalender-Geschichte der Autorin gelesen, die ich richtig klasse fand. Es gab Witz, Ironie und Sarkasmus, besonders in den Dialogen zwischen den beiden Protagonisten, was mich sehr angesprochen hatte und auch das Konzept hatte mir gut gefallen. Nun war ich daher neugierig auf die neue Geschichte, die mich allerdings nicht so gut mitnehmen konnte.
Schon gleich zu Beginn habe ich mich gefragt, was Laurel für eine schräge beste Freundin hat, die sie zu einer extrem Abenteuerreise für Pärchen schickt – beides Aspekte, die irgendwie nicht so auf Laurel zutreffen. Sie ist Single, reist daher allein und fühlt sich verständlicherweise unter den Pärchen erst mal nicht so gut aufgehoben. Und sie ist nicht besonders abenteuerlich veranlagt, alles was sie nicht kennt, bereitet ihr eher Unbehagen, noch dazu hat sie Angst vor einigen Dingen, denen sie sich dann selbstverständlich stellen muss. Klingt nicht nach optimalen Bedingungen um so einen aufgedrückten Urlaub zu genießen. Ich konnte den Hintergedanken, Laurel dazu zu bewegen, mal Neues zu testen, über sich hinauszuwachsen, an Grenzen zu gehen und so weiter, zwar verstehen und bis zu einem gewissen Grad ist das sicher auch manchmal förderlich, um sich zu entwickeln und selbst etwas über sich zu lernen, aber muss es dann gleich das „extrem“ Paket sein? Nun gut, sei es, wie es sei. Aber auch davon abgesehen bin ich leider nicht so richtig warm geworden mit der Geschichte oder vielmehr der Protagonistin.
Laurel ist ein Kopfmensch, was an sich ja okay ist. Ich durchdenke Dinge auch gern und bin bei weitem nicht so spontan, wie andere es manchmal gern hätten. Trotzdem empfand ich ihr Verhalten manchmal als ziemlich überzogen, was mich in der Summe der Seiten und Aktionen dann etwas genervt hat. Immer wieder Widerworte, Meckern, Zicken, Verweigern, bockiges Nichtzuhören und dann nicht Bescheid wissen und so weiter… Laurel lag mir einfach nicht besonders. Wenn man einen Zugang zu ihr findet bzw. ihre Art mag, dann kann man mit dem Buch bestimmt viel Spaß haben. Aus ihren Charakterzügen ergeben sich dann nämlich einige Momente, in denen sie in Notlagen gerät, aus ängstlichen Situationen gerettet werden muss oder einfach dazu aufgefordert wird, sich selbst mehr zuzutrauen. So kommt es, dass die Protagonistin sich durchaus auch entwickelt, Neues testet, nicht immer sofort zu allem nein sagt und sich ein bisschen was ändert, aber ihre Grundablehnung ist manchmal nur aufgrund von Wetten und Deals ausgesetzt, ansonsten würde die wohl ziemlich lange anhalten, was ich zum einen schade und zum anderen etwas anstrengend fand, zumal für sie vieles besser laufen könnte, wenn sie nicht schon von vornherein einiges für sich ausschließen würde und auf gar keinen Fall um Hilfe bitten möchte. In einigen Dialoge gibt es wieder einen Schlagabtausch zwischen den Charakteren, teilweise hat mir das gut gefallen, manche waren mir auch da einfach etwas überzogen.
Aber auch Reiseleiter Nate hat es mir nicht immer ganz leicht gemacht. Insgesamt gesehen mochte ich ihn lieber als Laurel, aber auch er hat so Züge an den Tag gelegt, die bei mir nicht punkten konnten. Ich finde zwar nicht, dass man Charaktere immer bis ins letzte Detail mögen und verstehen muss, in der Kombination der beiden mit der Gesamtsituation war es aber für mich persönlich einfach nicht so praktisch. In Nates Aussagen findet man aber auch die Portion Sarkasmus wieder, die mir in der anderen Geschichte der Autorin gut gefallen hatte. Auch wenn seine Worte bei Laurel nicht so gut ankommen, ist doch häufig auch Wahres dran und er zieht sie auf mit ihren „Unzulänglichkeiten“, die teilweise eben hausgemacht sind. Auch er zeigt im Verlauf des Buches aber noch weitere Seiten.

Die Reise durch Australien ist auf jeden Fall abenteuerlich und die Teilnehmer der Tour erleben allerhand. Manchmal bekommt man da etwas intensivere Einblicke, teilweise bleiben die Beschreibungen aber auch oberflächlicher, was auch daran liegt, dass man die Handlung aus Laurels Sicht miterlebt und die junge Frau einfach mit anderen Dingen zu kämpfen hat, bevor sie überhaupt dazu kommt, die Umgebung zu genießen. Die landschaftlichen Einblicke, die man bekommt, haben mir gut gefallen. Man konnte sich ganz gut vorstellen, wie sie da durch das Land reisen, Verschiedenes entdecken und kennenlernen und wie sich auch die Begebenheiten der Landschaft dann Stück für Stück verändern. Von den anderen Pärchen, die mit auf der Tour sind erfährt man insgesamt eher wenig, was okay ist, da es eben um die Protagonistin geht, manchmal aber auch etwas schade war. Laurel scheint die Truppe ins Herz zu schließen, entsprechende Momente zwischen ihnen, die das ausgelöst haben, gibt es aber eben kaum.
Mit Voranschreiten der Geschichte spielen dann auch sich entwickelnde Zuneigungen und Anziehung eine Rolle. Das kam nicht unerwartet, empfand ich aber trotzdem als ganz gut gemacht und passend in die Handlung und die Entwicklung der Figuren eingebunden. Mit fallenden Mauern und abnehmendem Gezicke, ist dann eben auch etwas Platz, um den Gegenüber mehr kennenzulernen und mit anderen Augen zu betrachten.

Fazit

Alles in allem war es jetzt keine schlechte Geschichte. Es ist abenteuerlich, die Protagonistin macht neue Erfahrungen und entwickelt sich. Zusätzlich ist man in einem tollen Setting und auch wenn ich davon manchmal gern noch mehr erfahren hätte, geht es natürlich nicht vorrangig um landschaftliche Beschreibungen. In den Dialogen fliegen immer wieder die Fetzen, teilweise ziehen sich die Charaktere gegenseitig auf, werfen sich aber auch Dinge an den Kopf, über die der andere dann erst mal nachdenken muss. Leider lag mir Laurel nicht besonders, ich bin mit ihr einfach nicht warm geworden und konnte mich deswegen auch nicht so richtig auf oder über neuerliche Herausforderungen, Heldentaten und Erkenntnisse freuen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

4 Gedanken zu „[gelesen] Going wild. Herz über Kopf von Gina Heinzmann“

  1. Huhu Dana,

    oh weh, das klingt nicht ganz wie das Gelbe vom Ei. Ich bin froh, dass du dem Buch noch einige positive Aspekte abgewinnen konntest und es somit nicht schlecht fandest. Trotzdem ist jede Geschichte nur halb so gut, wenn man die Protagonistin nicht sympathisch findet. Auch scheint sie wirklich in eine absolute Extremsituation zu rutschen. Ein wenig aus der Komfortzone herauszukommen ist bestimmt nicht verkehrt. Dass sie sich bei dem extremen Umschwung nicht wohlfühlt, kann ich aber fast nachvollziehen.

    Ich drücke die Daumen, dass dich dein nächstes Buch noch mehr von sich überzeugen kann. =)

    Ganz liebe Grüße
    Leni

    1. Hallo Leni,
      ich glaube, wenn man einen Zugang zur Protagonistin findet, ist das alles gar nicht so schlimm, mir ist das eben nicht so recht geglückt. Ich kann auch verstehen, dass sie sich in ihrer neuen „Rolle“ nicht so richtig wohlfühlt, weil sie wirklich sehr in etwas reinkatapultiert wird, das so gar nicht zu ihr passen will. Dennoch war sie mir leider im Gesamtpaket etwas… anstrengend. Aber das ist ja nur meine ganz persönliche Ansicht. 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Liebe Dana,

    vielen Dank für die spannende Buchvorstellung. Das Setting klingt wirklich richtig toll, wie schade, dass dich die Protagonistin nicht wirklich abholen konnte. Geschichten stehen und fallen ja schon immer mit ihren Charakteren.

    Liebe und Sonnige Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      oh ja das stimmt, die Charaktere machen so viel aus… aber da ist der Geschmack eben ähnlich individuell, wie bei allen anderen Themen 😉 Daher kann ich auch verstehen, dass andere die Geschichte gern mögen, wenn sie mit der Protagonistin einfach besser zurecht gekommen sind.
      Das Setting war aber wirklich schön. 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

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