[2x gelesen] Ein Schweinebär im Schlafanzug von Andreas Langer

Rezensionsexemplar

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Ein Schweinebär im Schlafanzug
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Autor: Andreas Langer
Zeichnungen: Katalin Eva Pop
erschienen Oktober 2019
Selfpublishing
108 Seiten
ab 5 Jahren
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Andreas Langer

Gesamtfazit

Das Buch ist eine Aufforderung, Menschen anzunehmen und zu lieben, wie sie sind, statt sie zu verurteilen.
Eigentlich eine tolle Aussage, die gewählte Form bzw. das Thema in Kombination mit dem Alter des Kindes finden wir allerdings unpassend. Unserer Meinung nach entsteht daraus am Ende eine verdrehte Botschaft an die kleinen Leser/innen bzw. Zuhörer/innen, die so eigentlich nicht beabsichtigt sein kann.

Zum einen richtet sich dieses Kinderbuch irgendwie eher an die Eltern, die in der Geschichte ihr Verhalten als einzige ändern müssen. Appell an die Kinder: Bleib, wie du bist! Schmeiß ruhig jeden Tag Spagetti durch die Küche, deine Eltern schimpfen auch nicht.

Zum anderen hinterlässt, trotz der eigentlich witzigen Geschichte, das, was am Ende bleibt, bei uns einen faden Beigeschmack. Wenn ein Siebenjähriger dazu aufgefordert wird, zu essen wie ein Schwein – Das ist schon ok, richtige ruhig zu jeder Mahlzeit Chaos an, wir räumen das auf, weil wir dich ja lieben –, statt mit ihm gemeinsam an einer Verbesserung der Essenssituation zu arbeiten/ ihm dabei zu helfen, hört das Gutheißen gewisser Verhaltensweisen für uns doch irgendwann auf… Den Kindern, die hier ja eigentlich die Adressaten der Geschichte sind, wird dabei doch irgendwie ein falsches Bild vermittelt.


Anja

süße Idee – fragwürdige Moral

Optik:

Ein kleiner Schweinebär zu jedem Kapitelanfang sowie mehrere, überwiegend einseitige schwarz/weiß Zeichnungen verbildlichen die Handlung und das Chaos, welches mehrfach entsteht.
Schriftgröße und Absätze sind übersichtlich.

Am Ende des Buches befinden sich noch Mitmachseiten/Rätsel. Dabei handelt es sich allerdings hauptsächlich um Buchstabenrätsel.

Sprache:

Grundsätzlich ist der Text leicht verständlich geschrieben und damit passend für die Altersgruppe. Es gibt viel wörtliche Rede.
Die 10-jährige Jule ist die Ich-Erzäherlin der Geschichte und schildert ihre Erlebnisse mit ihrem 7-jährigen Bruder Sascha, der eines morgens plötzlich ein Schweinebär ist.

Handlung – Achtung Spoiler

Grundsätzlich finde ich die Geschichte ja ganz süß. Sasha richtet beim Essen immer wieder eine Schweinerei an, sodass seine Eltern ihn oft einen Schweinebären schimpfen. Und plötzlich ist Sascha wirklich einer – halb Bär, halb Schwein. Nun hat so ein Tier natürlich Bedürfnisse – er möchte sich im Dreck suhlen, fressen und natürlich auch sein Geschäft verrichten. Das aber möglichst, ohne dass die Nachbarn im Mietshaus von dem Chaos etwas mitbekommen. Das kann natürlich nur schiefgehen.

Und obwohl mir die Idee gefallen hat und ich die chaotische Geschichte oft ganz witzig fand (abgesehen davon, dass ein wenig zu viel Kacke – oder auch Stinker, wie es im Buch heißt – darin vorkommt – … der Schweinebärenkot hat übrigens die Optik eines Hundehaufens …) hadere ich letztlich mit der Aussage der Geschichte.
Es ist ein Aufruf für das Annehmen anderer, so wie sie sind. Für das Akzeptieren von Schwächen und Fehlern.
Weil die Eltern Sascha immer wieder als Schweinebären bezeichnen, wird er plötzlich einer. Nun ist er noch viel schweinischer und macht noch mehr Dreck. Aber erst, als die Eltern ihn und sein Chaos in dieser Form akzeptieren, verwandelt er sich zurück, wobei der ganze Magieaspekt keinerlei Erklärung findet. Von nun an wollen die Eltern Sascha nicht mehr als Schweinebären beschimpfen (gut so) und er darf bei jedem Essen weiter ordentlich matschen (nicht so gut).
Und damit habe ich nun irgendwie doch ein Problem. An einer Stelle ganz zu Beginn meint Jule zwar, die Eltern seien zu streng, der Sascha könne es halt nicht besser, aber ansonsten gibt es keine Hinweise darauf, dass Sascha körperlich/ geistig nicht in der Lage ist, unfallfrei zu essen. Nun finde ich, dass ein Grundschulkind doch schon ein gewisses Benehmen am Tisch gelernt haben sollte. Aber halt nein, das braucht Sascha ja nun nicht mehr. Denn er darf nun bei jedem Essen eine Schweinerei veranstalten. Versprochen! Schließlich akzeptieren die Eltern ihn jetzt endlich, wie er ist. Und wenn mal was daneben geht (was bei Sascha immer der Fall ist!), dann wird Sascha halt gewaschen. Und seine Klamotten auch. Und das mehrfach am Tag. Das scheint mir doch eine etwas fragwürdige Moral. Was mir komplett fehlt, ist Saschas Beteiligung an der Sache: der Plan, es gemeinsam besser zu lernen oder zumindest ein gewisses Bemühen seinerseits… Da bleibt wohl nur zu hoffen, dass auch Saschas Lehrer/in sowie Eltern von Mitschülern, oder wo er sonst noch in Essenssituationen gerät, genauso tolerant mit seinem Essverhalten umgehen…

Fazit

Vielleicht ist es einfach das falsch Thema oder zumindest die falsche Altersgruppe, um die eigentlich wichtige Botschaft zu vermitteln: Einander zu akzeptieren und zu respektieren, wie wir sind. Aber dass ein 7-jähriger beim Essen jedes Mal ein Schlachtfeld anrichten darf, sodass Kind, Tisch und alles, was sich sonst noch im Umfeld befinden, von Lebensmitteln eingematscht sind, was von den Eltern bereitwillig allein bereinigt wird, und nur die Eltern sich in diesem Fall ändern müssen, scheint mir nicht der richtige Ansatz…


Dana

schöne Grundidee, nicht so optimale Umsetzung

Jules Bruder Sascha wir von den Eltern regelmäßig „Schweinebär“ genannt. Denn Sascha sieht nach dem Essen aus wie ein Dreckspatz und seinem Umfeld ergeht es nicht viel besser. Immer und immer wieder fällt das Wort „Schweinebär“, bis Sascha eines morgens dann wirklich einer ist…ein Schweinebär.

Der Schreibstil ist einfach und gut verständlich gehalten. Kurze Sätze, wenig Verschachtelungen, eine große Schrift und eine leichte Wortwahl machen es auch für jüngere Leser möglich, der Geschichte zu folgen oder sie ab einem gewissen Alter selbst zu lesen. Die Illustrationen im Buch haben mir gut gefallen, sie unterstützen das Geschehen und lassen die Personen und Erlebnisse lebendig werden. Man kann sich gut vorstellen, wie die Figuren aussehen und vor welchen Problemen sie im Laufe des Buches stehen. Jule, die zehnjährige Schwester von Sascha, schildert die Geschichte, was ich ganz passend fand.
Am Ende des Buches gibt es noch einen Bereich mit Mitmachseiten, auf denen man Dinge finden soll oder ausmalen kann. Ich finde es immer etwas befremdlich in Büchern rum zu malen, aber Kindern wird es sicherlich Spaß machen.

Insgesamt bin ich aber doch nicht so ganz glücklich mit der Geschichte. Es gab in der Handlung schon witzige Passagen, denn Sascha richtet als Schweinebär natürlich ziemlich großes Chaos an. Außerdem darf er nicht entdeckt werden und auch sein gewachsener Appetit stellt die Familie vor Schwierigkeiten. Es ist ganz nett Jule und ihre Familie dabei zu begleiten, wie sie versuchen den Schweinebären  zu lenken und zu leiten und was dabei so schief geht.

Achtung Spoiler!
Allerdings finde ich die Botschaft hinter der Handlung nicht so richtig gelungen. Der Appell sich gut zu überlegen, was man sich so wünscht oder worüber man schimpft, richtet sich ja hier eher an die Eltern und nicht an die Kinder. Das kann man sicherlich übertragen und auch auf die Kinder ummünzen, denn auch sie sollten sich natürlich andere Menschen nicht einfach anders wünschen. Jeder ist, wie er ist und das ist bis zu einem gewissen Maß sicherlich auch gut so. Nur kam mir der Aspekt von Toleranz und Akzeptanz fast etwas zu kurz, weil die Endkonsequenz für mich persönlich einfach die Falsche war. Sicher sollten die Eltern lieber ihren Sascha haben wollen, wie er eben ist, anstatt einen Schweinebären im Haus. Aber einen Siebenjährigen essen zu lassen, wie ein kleines Schwein, weil das immer noch besser ist, als wenn er wirklich eins wäre, finde ich doch eher fragwürdig. Mit sieben Jahren sollte man vielleicht doch schon ein paar Verhaltensregeln beherrschen oder sie, gemeinsam mit der Familie, eben erlernen und nicht weiterhin alles in einen Saustall verwandeln, nur weil man was gegessen hat.

Fazit

Die Grundidee der Geschichte hat mir schon ganz gut gefallen, die Gestaltung mit den Illustrationen mochte ich ebenfalls, aber ich fürchte, es bleiben einfach nicht die richtigen Sachen im Kopf der kleinen Leser hängen. „Ich darf rumsauen, Mama und Papa haben mich ja trotzdem lieb“ -ist es das, was wir daraus ziehen sollten? Natürlich sollten Eltern ihre Kinder lieben, auch wenn mal was schief geht und man sollt auch seine Mitmenschen nicht meiden, nur weil sie das eine oder andere vielleicht nicht so gut können, für mich kam das aber irgendwie nicht so optimal rüber.

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