[gelesen] Kinderspiel. Die Fesseln der Vergangenheit von Michael Seitz

Rezensionsexemplar

©Droemer Knaur
Kinderspiel. Die Fesseln der Vergangenheit
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Autor: Michael Seitz
erschienen Juli 2019
314 Seiten, eBook
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Droemer Knaur
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die düsteren Geheimnisse der Vergangenheit

Auch wenn ein Mordfall schon viele Jahre zurück liegt, so gibt es immer Menschen, die es noch beschäftigt. Die Familie und Freunde bleiben zurück mit Trauer, Wut, Unglaube oder den quälenden Fragen, was nur wirklich passiert ist. So ergeht es auch Tobias Miller, der im Alter von sieben Jahren seine beste Freundin verloren hat. Es konnte nie geklärt werden, was wirklich mit Ilona passiert ist, an ein Überleben des Mädchens glaubt jedoch schon lange keiner mehr. Nach über 30 Jahren verschwindet nun ein kleines Kind, das Ilona zum Verwechseln ähnlich sieht. Geht nun alles von Neuem los? Was steckt hinter den mysteriösen Vorfällen und wieso wirkt es, als wüssten einige viel mehr, als sie zugeben wollen?
Für Tobias, der inzwischen Psychologe und Profiler ist, und Chefinspektor Bruno Horvath beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der unzählige Fragen und Rätsel aufwirft.

Der Schreibstil von Michael Seitz hat mir gut gefallen. Man wird von Beginn an mitgenommen, es gibt immer wieder sehr temporeiche Passagen, Momente, in denen es zwar ruhiger scheint, man aber trotzdem viel erfährt, was mit dem dramatischen Geschehen zu tun hat, bevor dann wieder Abschnitte kommen, in denen es ziemlich grausam wird.
Das Buch teilt sich in unterschiedliche Handlungsstränge auf. Zum einen gibt es die Rückblenden in unterschiedliche Jahre der Vergangenheit, die einem sowohl das Verschwinden von Ilona näher bringen, als auch eine Zeit beleuchten, die weit vor ihrer Geburt liegt. Nach und nach fügt sich zusammen, wieso man diese Abstecher in die Vergangenheit macht und erkennt, was dort schon alles für „Grundsteine“ gelegt wurden, die auf das aktuelle Geschehen Einfluss haben. Auf der anderen Seite begleitet man verschiedene Personen aus der Gegenwart, die auf unterschiedliche Weise an den Ereignissen beteiligt sind.
In den Passagen, in denen man Tobias begleitet, wird die Handlung aus der Ich-Perspektive geschildert. So erhält man einen sehr intensiven Eindruck von dem Profiler, der einige Jahre in den USA verbracht und dort in einem Todestrakt als Psychologe gearbeitet hat. Schon allein diese Vorstellung bereitet ein wenig Gänsehaut, denn man kann sich wohl deutlich schönere Arbeitsfelder vorstellen. Die Zeit hat ihn geprägt und immer wieder blickt er darauf zurück, zieht Schlüsse daraus. Tobias ist alles andere als mit sich im reinen, was ihn zu einem interessanten, facettenreichen Protagonisten macht.
Die anderen Abschnitte aus der Gegenwart werden von einem personalen Erzähler übernommen und geben damit die Möglichkeit, die unterschiedlichen Stränge, die parallel zueinander bzw. überlappend verlaufen, auch begleiten zu können. Obwohl auch in Tobias Anwesenheit schon viel passiert, sie einige düstere Geheimnisse aufdecken und ganz langsam dem Rätsel auf die Spur kommen, sind die wirklich brutalen, erschreckenden Momente eher die, die ihm zunächst entgehen. Die Fülle an Intrigen, Geheimnissen, Psychopaten und Rachegedanken ist enorm und lässt die Handlung nie zum Stocken kommen. Dennoch gab es einen Moment, in dem ich mir gewünscht hätte, dass zusätzlich die Spannung oben gehalten worden wäre, in dem dort nicht verraten worden wäre, wer hinter den zu diesem Zeitpunkt passierenden Grausamkeiten steckt. Auch wenn es der Gesamthandlung nicht direkt schadet, fand ich es etwas schade, dass man an der Stelle einen Teil der Anspannung raus genommen hat. Es hätte das Finale noch ein wenig imposanter machen können und zusätzlich den Effekt beim Leser verstärken, dass man unbedingt wissen möchte, wer hinter allem steckt und sich eigentlich auch davor fürchtet, es zu erfahren.
Die Handlung ist recht komplex und durch die unterschiedlichen Zeitebenen kommen noch mehr Zusammenhänge zu Tage, als man zunächst wohl vermuten würde. In manchen Passagen hat mir die „Gänsehautstimmung“ dann aber doch etwas gefehlt. Interessant zu verfolgen war die Geschichte jedoch zu jeder Zeit. Zwischendurch wird man in die Irre geführt, bevor sich dann weitere Puzzleteile ergeben, die die Wahrheit offenbaren.

Fazit

Ein spannender, größtenteils temporeicher Thriller, der mir gut gefallen hat. Besonders schön war die Komplexität der Handlung, die weit in die Vergangenheit reicht und noch viel mehr Zusammenhänge und düstere Geheimnisse zu Tage fördert, als man es sonst oft liest. Die Abgründe der menschlichen Seele sind unendlich und manchmal nicht unbedingt zu verstehen. In dieser Geschichte kommen zahlreiche Tiefen und Abgründe zusammen, die im Zusammenspiel für ziemliches Chaos, Brutalität und Psychoterror sorgen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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