[gelesen] Dear Heart I Hate You von Eliah Greenwood

© Carlsen
Dear Heart I Hate You
Easton High 2
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Eliah Greenwood
erschienen November 2023
384 Seiten
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Carlsen
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andere Dynamik als Band eins – aufgeheizte Atmosphäre

Zweiter Band: Es ist zwar der zweite Band der Reihe, es geht jedoch um ein neues Pärchen, daher ist das Lesen des ersten Buches nicht zwingend erforderlich, um den Entwicklungen folgen zu können. Ein Teil der Handlung liegt auch vor dem Beginn der anderen Geschichte.

Eigentlich sollte es einfach nur ein Ferienjob werden, mit dem Diamond sich Geld zusammensparen wollte, um sich ein Auto zu kaufen. Doch dann kam alles ganz anders. Statt Hunde- und Housesitting muss sie sich ungeplant auch noch mit dem Sohn ihres Bosses rumschlagen. Und Finn lässt keine Zweifel daran aufkommen, wie wenig begeistert er von der Anwesenheit von Dia ist. Er macht ihr das Leben schwer, wo er nur kann. Nur selten blitzt hinter seiner arroganten Fassade durch, dass da noch viel mehr in ihm schlummert und brodelt. Gleichermaßen angezogen und genervt von Finn, weiß Dia nicht, ob sie ihren Job wirklich durchziehen kann. Da sie sich aber nicht so schnell geschlagen geben will, beißt sie die Zähne zusammen und bietet dem eingebildeten, reichen Söhnchen die Stirn. Wie sich dann alles zwischen den beiden entwickelt, hat wohl keiner von ihnen kommen sehen.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Ich-Perspektive von Diamond geschildert, zwischendurch gibt es jedoch auch Kapitel, in denen man Finn begleitet. So hat man die Möglichkeit, beide Protagonisten näher kennenzulernen und Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt von ihnen zu bekommen. Besonders interessant ist es dabei zu beobachten, wie sich ihre Empfindungen gegenüber dem jeweils anderen mit der Zeit verändern und wie sie sich nach außen hin geben, was dabei aber wirklich in ihnen vorgeht.
Finn stammt aus einer wohlhabenden Familie, entsprechend geräumig und gut ausgestattet ist das Haus, auf das Diamond den Sommer über achtgeben soll. Es hätte sie wirklich schlechter treffen können. Außerdem ist die Hündin, die sie versorgt, sehr pflegeleicht und wächst ihr schnell ans Herz. Um sich das Geld für ein neues Auto zusammen zu sparen, könnte es also deutlich schlechtere Jobs geben. Und unter den Bedingungen war es auch für ihre beiden Dads kein Problem, dem Ferienjob zuzustimmen. Hätten sie allerdings geahnt, dass der Sohn des Bosses unplanmäßig anwesend sein wird, hätte das ganz anders ausgesehen. Obwohl Dia ein schlechtes Gewissen hat, erzählt sie ihren Eltern nichts von der veränderten Situation und beschwört damit die eine oder andere brenzlige Situation herauf, Notlügen und Ausflüchte inbegriffen. Zuvor war Dia nicht besonders rebellisch, aber aufgeben und sich von Finn vertreiben lassen, kommt für sie einfach gar nicht in Frage. Nicht nur weil sie das Geld braucht, auch wenn das allein schon eine große Motivation ist. Auch weil Finn etwas an sich hat, was sie anzieht. Er ist interessant, obwohl er so arrogant und überheblich ist und sie alles andere als gut behandelt. Immer wieder blitzt aber durch, dass da noch mehr in ihm steckt, er durchaus auch nett und zuvorkommend sein kann und seine Vergangenheit, besonders der Verlust einer wichtigen Bezugsperson, ihn stark geprägt hat. Durch die Einblicke in Finns Seelenleben, den Schmerz und die Schuldgefühle, die ihn permanent begleiten, wird er mit der Zeit etwas greifbarer und klarer. Auch wenn man früh ahnt, dass er eben nicht einfach nur ein Idiot ohne Benehmen ist, klärt sich damit dann immer mehr auf, woher sein Verhalten kommt. Ob man es nun gutheißen möchte oder nicht, ist dann ein anderer Punkt.
Dass es eine gewisse Anziehungskraft zwischen den beiden gibt, macht es nicht immer leichter. Dia ist hin und hergerissen, sie möchte Finn eigentlich nicht attraktiv finden, sich nicht danach sehnen, dass sie sich näher kommen, sie kann aber irgendwann auch nicht mehr leugnen, dass diese Empfindungen da sind. Im Verlauf des Buches gibt es dann auch einige leidenschaftliche Szenen. Ich fand, diese Passagen passen zu den Charakteren und den angeheizten Entwicklungen zwischen ihnen, ganz mein favorisierter Stil war es nicht.

Der Schreibstil ist von Beginn an mitnehmend und flüssig. Ich habe schnell in die Geschichte reingefunden und mochte auch die Dynamik zwischen den Figuren sehr gern. Sie führen den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch, es wird darüber hinaus aber auch mal heftiger. Ich fand, vor allem Finn schlägt dabei dann schon etwas über die Stränge und geht mit seinen Aktionen zu weit. Es passt zu der Figur, wie sie angelegt ist und agiert, wie sie nach außen hin wirken und was alles im Verborgenen bleiben soll. Immer wieder merkt man aber auch, dass es ihn nicht ganz kalt lässt und es Momente gibt, in denen es ihm dann auch zu viel ist, zum Beispiel wenn noch andere beteiligt sind, die Mist bauen. Finn ist auf jeden Fall facettenreicher, als auf den ersten Blick offensichtlich ist. Sein Verhalten ist manchmal schon etwas drüber, in verschiedenen Punkten, trotzdem mochte ich ihn irgendwie auch. Dass Diamond bewusst ist, dass Finn mit seinem Verhalten eigentlich nicht gut für sie ist und sie selbst nicht versteht, wieso die Anziehung so stark ist, fand ich gut gemacht. So wirkt sie nicht wie das naive Mädchen, dass sich blindlings auf alles einlässt, was sich ihr bietet. Dass sie aber auch Chancen nutzt, die sich auftun und sie damit neue Dinge erlebt, andere Kontakte knüpft und dabei manchmal vielleicht auch nicht ganz kluge Entscheidungen trifft, ist sicher auch dem jungen Alter etwas geschuldet. Sie probieren sich aus, machen dabei auch mal Fehler.
Besonders gut haben mir die emotionaleren Passagen gefallen, in denen stellenweise auch etwas düsterere Gedanken aufgeworfen werden, weil in ihnen viel von der Fassade fallen gelassen wird, die vor allem Finn sonst aufrechterhält. Er wirkt da deutlich echter, verletzlicher. Außerdem bekommt die Geschichte dort auch noch mehr Tiefe, weil die Gespräche und Gedanken einen anderen Fokus bekommen.

Zeitlich spielt das Buch zunächst vor „Dear Love I Hate You“, bis es sich dann zu überschneiden beginnt, allerdings gibt es nicht groß Wiederholungen, da man ja mit verschiedenen Charakteren unterwegs ist. Die eine oder andere Situation kommt einem bekannt vor, wenn Aveena und Xavier mit einem der jetzigen Protagonisten unterwegs sind oder man sich in der Schule befindet, mich hat das beim Lesen aber nicht gestört, da der Fokus hier einfach ein anderer war und man nun ganz neue Einblicke zu den kleinen Szenen bekommt, die man zuvor schon mal miterlebt hatte. Der Großteil der Geschichte ist neu und von der Dynamik auch anders, als das erste Buch.

Fazit

Dia und Finn machen es sich wahrlich nicht leicht, wodurch eine mitnehmende Dynamik innerhalb der Geschichte entsteht. Durch die Einblicke aus Ich-Perspektive konnte man ihre Gedanken, Gefühle und die Entwicklungen gut nachvollziehen, auch wenn sich noch nicht jedes Element komplett aufklärt, aber es kommt ja noch ein Band zu den beiden, in dem sich dann sicherlich noch das eine oder andere ergeben wird. Die Mischung aus den verschiedenen Emotionen, verbalem Schlagabtausch, angeheizten Augenblicken und den persönlichen Noten, die die Protagonisten mitbringen, hat mir gut gefallen.

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