[gelesen] Blinding Lights. Vienna 1 von Lara Holthaus

© Carlsen

Blinding Lights

Vienna 1
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Lara Holthaus
erschienen im März 2024
432 Seiten
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Carlsen
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Anstrengende Protagonistin

Livia stammt aus einer reichen Wiener Familie. Ihr Vater ist der Bürgermeister, dementsprechend schaut das Land auf die ganze Familie. Vor einem Jahr ist Livias Mutter verschwunden. Trotzdem muss Livia für die Öffentlichkeit funktionieren. Als ihr Vater eine neue Frau, samt neuem Stiefbruder, anschleppt, gerät Livias Welt weiter ins Wanken…

Livia empfand ich leider als unglaublich anstrengende Protagonistin. Sie ist unglücklich und trägt großen Schmerze in sich. Der einzige Ausweg, den sie sieht, ist sich zu betäuben. Drogen, Alkohol, Sex – nacheinander oder alles gleichzeitig. Livia schießt sich regelmäßig ab, so manche Party eskaliert.
Das High Society Mädchen wird von der Öffentlichkeit stets beobachtet. Für öffentliche Auftritte sowie ihren Instagram-Kanal hat sie das falsche Lächeln perfektioniert. Sie lässt die Welt nur sehen, was diese sehen soll.
Auch wenn ich ihren Schmerz verstehen konnte, gilt dies nicht für ihr Verhalten. Ihre langen, sich wiederholenden inneren Monologe, in denen sie in Selbstmitleid versinkt, machen es leider nicht besser.
Sie ist das Zentrum ihrer Welt, hat keinen Blick für die Sorgen und Nöte anderer Menschen, selbst die Probleme ihrer Freunde interessieren sie kaum, da sie so mit sich selbst beschäftigt ist. Der einzige Mensch, um den Livia sich liebevoll kümmert, ist ihre jüngere Schwester, aber selbst die vergisst sie in ihrem Rausch manchmal.

Dass ihr Vater eine neue Freundin hat, ist für Livia – verständlicherweise – ein Schock. Auch deren Sohn kann sie vom ersten Moment an nicht leider, aber natürlich ist er superheiß und sie fühlt sich total zu ihm hingezogen.
Livia verhält sich zu beiden durchweg ätzend, doch Nick erkennt dennoch ihre innere Schönheit, ihre Stärke und ihre Verletztheit – wie ihm dies gelungen ist, bleibt mir leider ein Rätsel. Von Anfang an gibt es eine sexuelle Spannung zwischen den beiden, gefühlt habe ich ihre sich entwickelnde Verbindung aber nicht.

Nick und seine Mutter kommen aus einfacheren Verhältnissen, er verachtet all den unnötigen Protz in Livias Welt und bringt sie damit ein kleines bisschen zum Umdenken.

Die Geschichte zieht sich leider extrem. Eine Partyszene reiht sich an die nächste. Angenehmer zu lesen wird es, als Livia und Nick sich näher kommen, da sie sich nun nicht mehr dauerhaft im Rausch befindet. Erst im letzen Drittel kommt ein wenig mehr Schwung in die Geschichte. Dabei bleiben aber leider verschiedene Themen, die mehr Raum zur Bearbeitung verdient hätten, auf der Strecke.
Das Beste am Buch ist das Ende, das mich völlig überraschen konnte, nachdem ich mich zuvor in die Irre habe führen lassen.

Fazit

Livia war für mich eine unglaublich anstrengende Protagonistin. Auch wenn ich ihren Schmerz ein Stück weit nachfühlen kann, fand ich ihr Verhalten häufig unpassend und ihre sich immer wiederholenden inneren Monologe irgendwann zu viel. Das überraschende Ende ist Schuld, dass ich Band 2 trotzdem lesen möchte.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Blinding Lights. Vienna 1 von Lara Holthaus“

  1. Hallo liebe Anja,
    ich hatte dieses Buch eigentlich so gar nicht auf dem Schirm. Dann wurde es mir gleich von zwei Seiten her empfohlen. Du führst in deiner Rezension allerhand „Baustellen“ auf, die ich anhand deines Einblicks gut nachvollziehen kann. Ich denke, diese Punkte würden auch bei mir anschlagen.

    Da meine Wunschliste aktuell sehr voll ist und der SuB auch erstmal etwas abgelesen werden sollte, habe ich das Buch auch noch nicht näher in Betracht gezogen. Ich danke dir vielmals für deine kritische Rezension, die mir geholfen hat, das Buch für mich besser einordnen zu können.

    Auf deine Rezension zu Band 2 bin ich schon sehr gespannt. Ich drücke fest die Daumen, dass die Fortsetzung mit einigen Kritikpunkten aufräumt.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,

      Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Die Mehrheit der Rezensionen ist durchaus positiv, also wer weiß, vielleicht würdest du auch zu denen gehören, die mit Livias Verhalten keine Probleme haben 😉
      Allerdings gibt es ja wirklich eine Vielzahl an Büchern. Ich greife dann auch lieber zu denen, bei denen ich mir ein durchweg positives Leseerlebnis erhoffe, als zu denen, bei denen ich schon vor dem Lesen skeptisch bin.
      Auf meine Meinung zu Band 2 bin ich aber auch schon gespannt 🙂
      Lieben Gruß
      Anja

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