[gelesen] Wo Wind und Wellen sich berühren von Lexis Able

Rezensionsexemplar

© Carlsen

Wo Wind und Wellen sich berühren Westcoast Skies 2 . Lexis Able erschienen im Januar 2024 448 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Carlsen .

wieder eine Kombination aus ernsten Themen und Liebesgeschichte

Es ist zwar der zweite Band der Reihe, es stehen aber andere Protagonisten im Mittelpunkt. Diese kennt man als Nebenfiguren aus dem Auftakt und auch das Pärchen aus Buch eins spielt hier am Rand eine Rolle. Man muss aber nicht zwingend Vorwissen mitbringen, um der Handlung folgen zu können. Man wird dann eben nur manche Hinweise auf die Vorhandlung vielleicht nicht komplett einordnen können.

Rina, Shane und Caden sind schon seit vielen Jahren unzertrennlich. Eine tiefe Freundschaft verbindet die drei. Sie beschützen sich gegenseitig, bauen sich auf in schweren Zeiten, verteidigen einander, wenn es nötig ist, können miteinander lachen, träumen und Kraft schöpfen für alles, was die Zukunft mit sich bringen wird. Doch seit sich aus beruflichen Gründen die Wege von Caden und den anderen ein wenig getrennt haben, scheint es eine Mauer zwischen ihnen zu geben, die alle schmerzt. Die Gründe liegen allerdings viel tiefer verwurzelt als nur die räumliche Trennung.
Nach einem Sturm kehrt Caden in die Heimat zurück, um beim Wiederaufbau und dem Beseitigen der Schäden zu helfen. So kommen sich die drei Freunde auch wieder näher, allerdings hat sich zwischen ihnen etwas verändert und das liegt nicht nur daran, dass Shane und Rina inzwischen ein Paar sind…

Man hat die drei Protagonisten bereits im ersten Buch als Nebenfiguren mit kennengelernt und konnte wahrnehmen, dass die Jungs ein gewisses Interesse an Rina haben. Man hat dort auch schon ein wenig ein Gefühl für die Figuren bekommen. Es schadet also sicher nicht, das erste Buch zu kennen, durch die drei Ich-Perspektiven in diesem Band hat man aber die Möglichkeit, die Charaktere noch mal intensiver kennenzulernen und erfährt auf diesem Weg noch mehr zu ihnen, als man aus dem Auftakt kennt. Die Perspektivwechsel ermöglichen detaillierte Einblicke in die aufgewühlten Gedanken- und Gefühlswelten der drei. So kann man gut mitverfolgen, wie sich Stück für Stück einiges in ihnen ändert, sie Erkenntnisse haben und versuchen, damit umzugehen. Denn was sie da denken und fühlen, entspricht irgendwie nicht dem, was sie als „normal“ empfinden.

Der Schreibstil ist flüssig und trotz der vielen ernsten und problembehafteten Themen, die ebenfalls in die Handlung mit einfließen, leichtgängig. Das tolle Setting am Meer lädt immer wieder zum Träumen ein, täuscht aber auch nicht darüber hinweg, dass die Zeiten gerade eher schwierig sind. Zwischendurch gab es immer mal kleinere Passagen, die mich nicht so komplett abgeholt, berührt und mitgenommen haben. Ich kann das auch gar nicht genau greifen, woran es lag, aber so habe ich es empfunden. Auch die Bettszenen waren jetzt nicht unbedingt meine Favoriten. Was nichts mit der Konstellation zu tun hat, sondern einfach mit der Art, wie es umgesetzt wurde, was nebenbei gesprochen wurde und so weiter. Das ist aber einfach totale Geschmackssache und muss ja am Ende für die passen, die daran beteiligt sind.

Neben dem Beziehungsaspekt innerhalb der Geschichte gibt es aber auch noch andere Themen, die mit einfließen. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen und Situationen, die ihn oder sie belasten und beschäftigen. Gemeinsam versuchen sie, die Probleme anzugehen und die Lage zu verbessern – zumindest wenn sie denn die jeweils anderen an sich heranlassen und sich trauen, sich zu öffnen, was nicht immer direkt der Fall ist. Nicht mit allen Offenbarungen habe ich in der Form gerechnet. Es gibt der Handlung auch noch mal mehr Tiefe und Ernsthaftigkeit, dass verschiedene Themen mit eingeflochten werden und es nicht alles nur geradlinig und problemlos verläuft. Besonders Rina scheint sehr zu kämpfen zu haben, an unterschiedlichen Fronten. Ihre Baustellen wirken erst mal am offensichtlichsten, zumindest für die anderen Protagonisten. Durch die Innensicht, die man als Leser mitbekommt, ist aber auch Cadens schwerwiegendes Problem sehr gut greifbar und offensichtlich, auch wenn er es erst mal vor den anderen zu verbergen versucht. Shane wirkt insgesamt vielleicht etwas unbekümmerter, wenn man aber auch bei ihm tiefer hinter die Fassade blickt, bemerkt man, dass auch dort noch mehr schlummert und auch er Geheimnisse hat.
Insgesamt mochte ich die drei Charaktere sehr gern, vorallem eben weil sie nicht perfekt sind und jeder so seine Dämonen mit sich herumschleppt, sie auch mal falsche Entscheidungen treffen und trotzdem alle das Herz am rechten Fleck haben. Trotzdem gab es für mich schon Unterschiede beim Lesen der Perspektiven. Ihre Eigenarten fließen eben in die Abschnitte mit rein und Shanes manchmal etwas flapsige, überdrehte Art lag mir nicht ganz so, wie die der anderen.
Es gibt berührende und emotionale Abschnitte in der Geschichte, insgesamt habe ich sie aber als weniger oder nicht so tiefgehend empfunden, wie im Auftakt der Reihe.

Fazit

Eine Liebesgeschichte, die mal anders strukturiert ist, als das meiste, was man sonst so liest – so ging es zumindest mir. Worauf es hinausläuft, ist schon zu Beginn klar, das hat mich nicht unbedingt gestört, weil ich trotzdem neugierig war, wie sie ihren Weg finden werden. Neben der Beziehungsgeschichte standen auch viel die persönlichen Probleme und Herausforderungen der Charaktere im Mittelpunkt, was natürlich auch Einfluss auf die emotionalen Entwicklungen und Entscheidungen hatte. Auch wenn mich das Buch nicht ganz so intensiv mitgenommen und berührt hat, wie der Auftakt, hat es sich gut und flüssig lesen lassen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.