[gelesen] Askendor. Spiel mit der Wirklichkeit von Silke Schellhammer

Rezensionsexemplar

© dtv

Askendor. Spiel mit der Wirklichkeit

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Silke Schellhammer
erschienen August 2023
ab 12 Jahren
480 Seiten
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hier geht’s zum Verlag
dtv
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Vermischung von Realität und virtueller Welt

Auch wenn verschiedene Menschen so ihre Vorstellungen und Erwartungen davon haben, wie Florentine ihr Leben gestalten wird, weiß sie Fünfzehnjährige selbst noch nicht so richtig, was sie von ihrer Zukunft erwartet. Aber dass sie mal so intensiv in die virtuelle Welt von Askendor eintauchen würde, das hätte sie nun wirklich nicht gedacht. Völlig fasziniert aber auch irritiert von der Erkenntnis, dass die Spielfigur Thosse von Baar Flo zu sehen scheint, obwohl diese vor dem Computer von Finn sitzt, fängt Flo selbst an, das Rollenspiel zu spielen. Zunächst heimlich, doch dann wird die Sache immer größer und sie zieht ihre Freunde ins Vertrauen, die ihr in der kommenden Zeit dann auch dabei helfen, mit all den unerwarteten Entwicklungen und anstehenden Herausforderungen umzugehen. Wer würde schon damit rechnen, dass der Thronfolger von Askendor plötzlich in ihrem Jugendzimmer auftaucht und was er für Probleme im Gepäck hat?

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der fünfzehnjährigen Florentine geschildert, wodurch man von ihr am meisten mitbekommt. Es gibt Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, viel dreht sich aber auch einfach darum, was sie mit den neuen Erkenntnissen anfangen und wie es nun weiter gehen wird. Viele der anderen Charaktere bleiben dagegen eher etwas blass. Mit der Zeit erfährt man zwar auch von ihnen das eine oder andere, viel mehr erlebt man aber die Dynamik zwischen den Jugendlichen bzw. mit den Familienmitgliedern, so dass man sich dadurch ein Bild von ihnen machen kann. Neben Flo steht Thosse von Baar noch am meisten im Fokus der Geschichte, ganz greifbar mit jeder Facette wird er nicht, aber mit der Zeit bekommt man zumindest ein gewisses Gefühl für ihn. Umso mehr Flo ihn durchschaut, umso mehr lässt sie auch die Gefühle zu, die in ihr brodeln, wenn sie an ihn denkt oder ihn sieht. Hinter der finsteren Fassade steckt nämlich nicht nur ein Thronfolger, der viele Aufgaben und Pflichten hat, sondern auch jemand, der zu beschützen weiß und nett sein kann.
Gern mochte ich auch Flo in der Verbindung mit ihrer besten Freundin Paula. Die beiden waren irgendwie cool zusammen. Und auch die Familiendynamik ist jeweils eine völlig andere in der Familie von Paula und von Flo. Das zeigt, wie unterschiedlich das so sein kann und sorgt auch immer mal wieder für Momente zum Schmunzeln.
Ich mochte Flo als Protagonistin echt gern. Besonders ihre oft sarkastischen und ironischen Zwischenkommentare, die sich auch optisch durch die Kursivschrift abheben, haben mich oft zum Schmunzeln oder Lachen gebracht. Sie hat einfach eine herrliche Art, irgendwie lag sie mir einfach. Und ich glaube, es wird auch zahlreiche Jugendliche geben, die sich mit ihr oder ihren Gedanken und Problemen identifizieren können.
Vielleicht hätte sie früher gegen ihre Mutter „rebellieren“ können, sie lässt sich da einiges gefallen, sagt viel Ja und Amen und denkt sich dann still ihren Teil, den man als Leser dann eben oft mitbekommt, um nicht wieder Diskussionen zu provozieren. Sicherlich auch nicht völlig unrealistisch, dass Jugendliche Stress umgehen und eben zumindest augenscheinlich fügsam sind und bis zu einem gewissen Punkt dann doch ihr eigenes Ding machen. Am Ende bricht sie dann doch etwas aus ihren Fesseln aus, was ihre Mutter sehr irritiert, insgesamt wird das Thema aber dann schon ziemlich rasch abgehandelt.
Nichtsdestotrotz mochte ich die Dynamik in der Geschichte gern und vor allem die Art der Protagonistin, die mich gut mitgenommen und unterhalten hat. Auch wenn andere Dinge eben auf der Strecke blieben und einiges auch einfach nicht so viel Tiefe hatte, wie es hätte haben können.

Manche der Aspekte haben sich mir auch nicht endgültig erschlossen. Aber durch einen Laptop in eine Parallelwelt/Spielewelt zu springen, ist nun eben auch nicht ganz so realistisch. Manches habe ich dort dann einfach hingenommen, auch wenn es sich mir vielleicht nicht vollständig erklärt hat oder ich nicht sicher war, ob die gegebenen Erklärungen nun wirklich nachvollziehbar und umfassend genug sind. Einige Fragen sind für mich schon offen geblieben und manches wirkte nicht ganz vollständig durchdacht und aufgeschlüsselt. Das ist schade, weil ich denke, man hätte auf jeden Fall noch mehr rausholen können, noch mehr an Spannung, noch mehr an Tiefe, vielleicht auch hier und da noch etwas mehr Dramatik und Probleme. Trotzdem hat mir das Lesen Spaß gemacht. Der Stil ist flüssig und mitnehmend, immer wieder humorvoll und ein paar turbulentere Momente gab es auch. Askendor ist schon sehr anders als die Welt, in der wir leben. Manches wirkt eher mittelalterlich, es gibt aber auch phantastische Wesen und einige Errungenschaften und Fähigkeiten, die wir so nicht haben. Eine Mischung aus verschiedenen Rassen, die teilweise harmonisch miteinander leben, sich teilweise aber auch ausspionieren und bekriegen, übernatürlichen Wesen und Möglichkeiten und den Spielern, die vor ihren Computern sitzen und mimischen mit den Aufträgen, die sie erfüllen sollen oder den Schlachten und Herausforderungen, denen sie sich anschließen.
Ich mochte Askendor als Welt, auch wenn ich hier und da gern noch mehr darüber erfahren hätte. Auch wieso Thosse so ein Programmiergenie ist, hätte ich gern gewusst, wo es vor Ort keine Computer zu geben scheint, zumindest hat man keine aktiv gezeigt bekommen. Er ist in vielen Punkten schon ein ziemlicher Überflieger und nicht besonders irritiert, in der Menschenwelt anzukommen. Damit hätte man auf jeden Fall noch mehr spielen können oder besser erklären, wieso er es nicht ist.

Umso intensiver man darüber nachdenkt, umso mehr Punkte ergeben sich, die anderes vielleicht noch mehr aus der Geschichte rausgeholt hätten. Oder die eigentlich nicht ganz so glücklich gelöst sind oder gefehlt haben, um ein runderes Gesamtbild zu ergeben und einem auch die Figuren und die Entwicklungen noch näher zu bringen. Beim Lesen selbst hat mich manches davon aber nicht so sehr gestört, weil ich mich gut unterhalten und mitgenommen fühlte und ich dadurch auch nicht permanent alles hinterfragt habe, auch wenn immer wieder Dinge aufkamen, die sich nicht vollständig erschlossen.

Fazit

Eine Geschichte, die virtuelle und reale Welt miteinander verknüpft und dabei immer wieder für Herausforderungen sorgt und clevere Pläne notwendig macht. Es stecken einige kreative Ideen und zahlreiche sarkastische Kommentare zwischen den Buchrücken. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht, ich habe Flo gern bei ihrem Abenteuer in Askendor und mit dem Thronfolger Thosse von Baar begleitet. Insgesamt fehlt dem Jugendbuch hier und da schon etwas an Tiefe und Erklärungen, manches wurde sehr zügig abgehandelt und verlor damit fast ein wenig an Bedeutung. Aus meiner Sicht hätte man noch deutlich mehr rausholen können, auch an Spannung. Aber mir hat die Dynamik in der Geschichte trotzdem gefallen und ich fühlte mich gut mitgenommen, trotz einiger Kritikpunkte hier und da.

Ich danke dem Verlag und vorablesen.de für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

8 Gedanken zu „[gelesen] Askendor. Spiel mit der Wirklichkeit von Silke Schellhammer“

  1. Hallo liebe Dana,
    ich war sehr gespannt auf das, was du zu diesem Buch sagen wirst. Das Thema (virtuelle Welten) hat mich schon sehr angesprochen. Aber auch deine Erwähnung bzgl. der sarkastischen Kommentare konnte bei mir punkten. Ich bin nach wie vor neugierig und überlege, ob das Buch nicht auch was für mich sein könnte. Auch, wenn ich etwas skeptisch bin, was die Spannung betrifft. Die würde ich mir bei dieser Art von Geschichte allerdings auch wünschen.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich könnte mir sogar vorstellen, dass es dir beim Lesen ähnlich geht, wie mir. Man wird eigentlich erst mal mitgezogen und findest es ziemlich cool, auch wenn man vielleicht nicht immer alles ganz versteht, wenn man dann aber mehr drüber nachdenkt, dann fehlt hier und da eben doch was. Gehört ihr mit zur Onleihe Niedersachsen? Die hätten Askendor im Programm 😉 Dann könnte man einfach mal reinlesen und schauen, ob es was für dich ist. Du wolltest die Onleihe ja eh mal nutzen. ^^
      Liebe Grüße,
      Dana

  2. Hallo Dana

    Dieses Buch kenne ich gar nicht. Schön, dass dir das Lesen Spass gemacht hat. Nachdem ich deine Inhaltsbeschreibung zum Buch durchgelesen habe, denke ich allerdings nicht, dass das Buch etwas für mich ist. Ich habe mich schon mehrere Male an Bücher gewagt, die virtuelle Gamingwelten im Fokus hatten und jedes Mal hat es mich gelangweilt. Das scheint einfach nicht mein Thema zu ein. 😀

    Liebe Grüsse
    Mel

    1. Hallo Mel,
      ja, das kann schon sein, dass einem das Thema dann vielleicht einfach nicht liegt 😉 Ist ja auch okay, wenn man das für sich herausgefunden hat und es dann eben einfach lässt. 😉 Gibt ja auch noch genug andere Bücher, die man sich stattdessen dann vornehmen kann. ^^
      Liebe Grüße,
      Dana

  3. Hallo Dana,

    das Buch hatte ich mir bei Vorablesen auch näher angesehen und auch mal in die Leseprobe hineingespitzt. Die hatte mir schon gut gefallen, aber es war am Ende kein Buch, was jetzt umbedingt einziehen musste. Und genauso klingt es auch bei deiner Rezension. Ich freue mich, dass dir die Geschichite insgesamt gut gefallen hat, denke aber, dass mich deine Kritikpunkte auch gestört hätten.

    Liebe Grüße,
    Steffi vom Lesezauber

    1. Hallo Steffi,
      ja, manchmal ist es gar nicht so leicht, zu entscheiden, was man nun unbedingt lesen möchte und was nicht. ^^ Eine Leseprobe kann dabei zwar helfen, aber sie gibt eben auch erst mal nur einen anfänglichen Eindruck, der nicht alles offenbart, was dann kommt (logischerweise). Ob du es genauso empfunden hättest, kann ich natürlich nicht genau sagen, könnte es mir aber schon vorstellen.
      Irgendwie ist bei mir der August ein bisschen zum „Kinderbuchmonat/Jugendbuchmonat“ geworden 😀 Insgesamt habe ich nicht so viel gelesen, aber die allermeisten sind dann irgendwie Kinder- und Jugendbücher gewesen. 😉
      Liebe Grüße,
      Dana

  4. Hallo liebe Dana 🙂

    Noch ein Buch, das mich unheimlich anspricht, auf das ich mit einem Seitenblick auf meinen SuB bislang aber lieber verzichtet habe. Die Idee finde ich richtig spannend, schade, dass hier und da einiges nicht ganz schlüssig war. Über solche Punkte stolpere ich beim Lesen auch gerne und grübele bis zum Ende, ob ich etwas übersehen habe, es schlichtweg nicht kapiere oder Erklärungen im Text fehlen. So ganz rund scheint „Askendor – Spiel mit der Wirklichkeit“ nicht zu sein. Mal sehen, ob ich das Buch noch lesen werde. Danke dir für die schöne Buchvorstellung!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      wenn man selbst ein PC-Nerd ist, dann ergibt sich vielleicht auch irgendwas dann noch mal mehr, was mir entgangen ist 😉 Aber es bleibt natürlich auch ein unrealistischer Fakt, in ein Computerspiel durch den Bildschirm zu springen, daher ist natürlich manches dann auch einfach nicht „logisch“ im eigentlichen Sinne. Vielleicht war die Menge an Fantasy aber dann zu gering, dass man sich nicht alles mögliche gefragt hat. Beim Lesen selbst hat es aber trotzdem total Spaß gemacht und ich mochte vor allem auch den Sarkasmus der Protagonistin sehr.
      Liebe Grüße,
      Dana

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