[gelesen] Starburst Effect von Kelly Oram

Rezensionsexemplar

© Bastei Lübbe

Starburst Effect

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Kelly Oram
erschienen im April 2023
400 Seiten
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One / Bastei Lübbe

berührend, aber…

Lily wird in der Schule gemobbt. Drahtzieher ist ihr Nachbar, der Footballspieler Noah. Als dieser nach einem Sportunfall Gehirnschäden zurückbehält, ist es ausgerechnet Lily, die mit Noah an einem Projekt arbeiten soll. Zwar gehört Noah nun auch zu den unbeliebten Schülern, aber kann Lily ihre Verletztheit für die Zusammenarbeit tatsächlich ablegen?

Seit Cinder & Ella habe ich fast jedes Buch von Kelly Oram gelesen, warte aber immer noch darauf, dass mich nochmal eine Geschichte so umhauen kann. Starburst Effect ist es zumindest nicht gelungen, obwohl es schöne Passagen gab.

Insgesamt ist es mir aber viel zu viel Highschool Drama. Die Hälfte des Buches dreht sich einfach nur darum, dass irgendwer (Lily selbst, ihre Freundin oder deren Freunde) sich Gedanken darüber macht, zu den beliebten Kids zu gehören bzw. in Ungnade zu fallen, wenn man mit den falschen Leuten gesehen wird. Supernervig, da für ein klein wenig mehr Aufmerksamkeit und einen besseren Platz in der Mensa eine langjährige Freundschaft weggeworfen wird. Es gibt unnötig viel künstliches Drama, besondern zwischen Lily und ihrer eigentlich besten Freundin, das ich einfach nur anstrengend fand.

Überhaupt halte ich das Verhalten der kompletten Schülerschaft nicht für realistisch:

Wir haben den Football Star der Schule, der zu manchen fies ist, aber natürlich zu den beliebtesten Kids gehört. Er hat einen schweren Unfall während eines Spiel, die halbe Schule schaut zu. Der Unfall verändert sein Leben, er muss sich mühsam zurückkämpfen und wird nie mehr der Alte sein. Und was macht die komplette Schule? Mitleid haben? Mitnichten. Er wird aufs übelste gemobbt. Besonders von seinen ehemaligen „Freunden“.

Nunja, zumindest Noah selbst erkennt durch diese Erfahrung, dass er sich bis vor seinem Unfall ziemlich mies verhalten hat – auch wenn er sich an diese Zeit gar nicht erinnern kann.
Auch der Umgang der Lehrkräfte mit dem Thema ist ziemlich daneben. Es wird zwar bemerkt, dass in der Schule einiges daneben läuft, aber einschreiten tut dann doch keiner.

Nun aber zu den positiven Punkten – davon gab es auch einige.

Neben vielen nervigen Szenen hat das Buch einige sehr emotionale Augenblicke. Besonders das letzte Viertel hat mich so manche Träne verdrücken lassen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass mir hier vieles zu einfach und rosig dargestellt ist und mehrere Figuren einen etwas zu plötzlichen Wandel durchmachen.

Noahs Schicksal ist sehr bewegend – auch wenn sein ganzer Krankheitsverlauf leider auch ein wenig unrealistisch wirkt, da alles extrem schnell geht – vom Koma zurück auf die Schulbank.
Dennoch muss Noah sich mit dieser neuen Situation arrangieren. Sein Leben ist völlig anders als vorher, er kann viele Dinge nicht mehr, zweifelt an sich und seinen Zukunftsperspektiven.

Auch für Lily ist die Zukunft – schließlich beschreibt das Buch das letzte Jahr vor dem Schulabschluss – ein großes Thema. Familiäre Probleme, Geldsorgen und die Frage der richtigen Berufswahl beschäftigen sie sehr.

Beide kämpfen mit sich selbst – und dann auch noch miteinander. Kann Lily ihrem ehemaligen Mobber verzeihen? Ihn sogar unterstützen? Und ist Noah nach dem Unfall tatsächlich ein anderer Mensch?

Richtig cool fand ich übrigens den kleinen Verweis auf Ellamara.

Fazit

Es gab tolle Ansätze, viele ernste Themen. Besonders die letzten Seiten waren sehr emotional und berührend. Aber es gab auch zu viel zu viel Drama und unrealistisches Verhalten samt viel zu plötzlichem Sinneswandel verschiedener Charaktere.

 

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Starburst Effect von Kelly Oram“

  1. Hallo liebe Anja,

    ein paar deiner Kritikpunkte kann ich total unterstützen, gerade Lillys Freundin Zoey war für mich unter der Gürtellinie. Das Verzeihen von Lily geht mir da am Ende auch viel zu schnell – ein bisschen weniger Happy Ending wäre hier auch ok gewesen. Für mich war das Verhalten der Schüler hingegen schon sehr realistisch, da ich tatsächlich im Familienkreis Mobbing in der Schule schon so extrem erlebt habe. Die Lehrer haben auch eher halbherzig eingeriffen. Ich glaube aber so was kann man auch erst richtig realisieren, wenn man das erlebt hat. Denn ich bin mittlerweile auch immer mehr als schockiert, was sich Kinder gegenseitig antun.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      ganz grundsätzlich finde ich das Mobbing auch realistisch dargestellt – und leider auch das LehrerInnenverhalten, das ich dennoch kritisiere, weil das Thema von Erwachsenenseite so unbehandelt bleibt, obwohl es doch bemerkt wird. Warum nicht mal ein positives Beispiel geben, an dem sich Menschen in realen Situationen orientieren können?

      Was mich beim Verhalten der Schülerschaft aber so extrem stört und da kann (will!) ich mir wirklich nicht vorstellen, dass es eine realistische Darstellung ist: Noah war ein beliebter Schüler. Der Sportstar der Schule. Und da hat niemand Mitleid? Wirklich niemand? Alle hacken plötzlich auf ihm herum, nachdem er vollen Einsatz für die Schule gezeigt hat und dabei einen Hirnschaden erlitten hat? Nö, das kann ich so nicht hinnehmen. Es gibt keinen Grund, warum sich plötzlich alle auf ihn einschießen. Ignorieren, Freundschaften auslaufen lassen, ja, ok. Aber Opfer gab es ja genug andere. Das beleidigende, aggressive Verhalten, das ihm plötzlich entgegen gebracht wird, finde ich viel zu extrem.

      Lieben Gruß
      Anja

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