[gelesen] Project Jane 2. Die Macht der Gedanken von Lynette Noni

©Oetinger
Die Macht der Gedanken
Project Jane 2
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Lynette Noni
erschienen März 2020
352 Seiten
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Oetinger
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 guter, turbulenter Abschluss

Achtung: Abschlussband der Dilogie! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf den Auftakt enthalten. Vorwissen zum Lesen des Buches erforderlich.

Für Jane hat sich innerhalb kürzester Zeit alles geändert. Nicht nur, dass es nun wieder Menschen in ihrer Umgebung gibt, die sie mit ihrem echten Namen ansprechen. Ihre Wohnsituation hat sich drastisch gewandelt, ihr gesamtes Umfeld, ihre Hoffnungen, Ziele und Wünsche für die Zukunft. Und auch die Gefahren, denen sie nun ausgesetzt ist, sind völlig andere als in den über zwei Jahren, die sie schweigend in der Forschungseinrichtung verbracht hat. Sie muss sich erinnern, an Dinge, von denen sie gar nicht wusste, dass sie sie vergessen hat und immer wieder wird sich dabei die Frage stellen, wie alles zusammenpasst und wem sie wirklich vertrauen kann.

Ich habe beide Bücher direkt hintereinander gelesen, daher hatte ich keine Schwierigkeiten mit Erinnerungslücken. Innerhalb der Geschichte gibt es einige kleinere Hinweise auf die vorausgegangene Handlung, ich empfand diese jedoch eher als dezent gehalten. Man sollte also schon Vorwissen zum Auftakt mitbringen, damit man den Geschehnissen wirklich folgen und die Figuren gut einordnen kann. Das eine oder andere ergibt sich aber auch durch Erinnerungen der Protagonistin oder Gespräche.

Wie auch im ersten Buch begleitet man wieder Protagonistin Jane, die eigentlich Alyssa heißt, aus der Ich-Perspektive. Dadurch erlebt man sie besonders intensiv und erhält detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten, die im Verlauf immer wieder etwas durcheinander gewirbelt werden. Für sie ist vieles noch neu, sie muss sich mit den verschiedenen Fähigkeiten der Sprecher auseinandersetzen und vor allem auch einen Zugang zu ihrer eigenen Gabe finden. Das gestaltet sich oft schwieriger, als sie es sich erhofft hatte. Mir gefielen die Aspekte rund um diesen Strang der Handlung wieder richtig gut. Die Möglichkeiten sind wirklich vielfältig, die Gaben können sehr unterschiedlich genutzt und eingesetzt werden, es gibt Wege für Manipulation und Beeinflussung, die nicht immer sofort zu durchschauen sind.
Die Zusammenstellung der Charaktere finde ich interessant gewählt. Die Figuren zeigen sehr unterschiedliche Facetten. Einige sind einem direkt sympathisch, andere lange Zeit nicht wirklich zu durchschauen, bei manchen denkt man auch, man könnte sie einordnen und dann zeigen sie noch mal eine ganz andere Facette, die sie zuvor verborgen hatten.

Der Schreibstil ist wieder von Beginn an mitnehmend und angenehm leichtgängig, obwohl die Handlung komplexer und verstrickter wird. Im Verlauf wird das Tempo im Buch ordentlich angezogen und vor allem Richtung Ende gibt es einige turbulente Offenbarungen und Entwicklungen, mit denen ich in der Form und Komplexität wirklich nicht gerechnet hatte. Auch wenn man vorher schon ein wenig ein Gefühl dafür bekommt, dass da manches nicht mit rechten Dingen zugeht, manche Charaktere was zu verschweigen scheinen und da mehr sein muss, als man aktuell ahnt. Trotzdem war die Auflösung dann größer und spektakulärer, als ich erwartet hatte. Auf wem Weg dahin gibt es einige Aspekte, die man durchaus erahnen kann, nicht immer im vollen Umfang, manchmal verhält Alyssa sich auch sehr vorhersehbar, manchmal auch etwas leichtsinnig und naiv. Trotzdem empfand ich ihr Verhalten größtenteils als zu ihr passend, auch wenn ich nicht alle Aktionen und Entscheidungen gutheißen konnte. Für die Protagonistin ist es oft schwer, das gesamte Ausmaß der Dinge zu durchschauen, weil für sie vieles noch fremd und ungewohnt ist und sie auch nicht weiß, wem sie wirklich vertrauen kann und sollte. Das nutzen manche Figuren für sich aus und lenken Alyssa auf die Weise, wie es ihnen nützlich ist. Manches mal hätte sie mit etwas mehr Skepsis und Zurückhaltung neue Gefahren und Probleme vermeiden können, zwischendurch war es mir auch etwas viel, insgesamt entsteht so aber eine schöne Mischung aus Herausforderungen, Hürden, erfolgreichen Aktionen, neuen Rätseln und Fragen und Hinweisen, die sich nach und nach zum Gesamtbild zusammensetzen. Dabei spielt die Liebesgeschichte nach wie vor eher eine untergeordnete Rolle. Es gibt zwar Gefühle in diese Richtung und teilweise bestimmen die auch den Weg, den manche Figur einschlägt bzw. beeinflusst Entscheidungen, aber es steht nicht wirklich im Fokus des aktiven Geschehens.

Fazit

Mir hat die Dilogie wirklich gut gefallen, auch wenn Alyssa in manchen Situationen wirklich naiv gewesen ist, sie skeptischer hätte sein können und müssen und man manchmal das Gefühl hatte, sie sieht die Aspekte, die nicht zusammenpassen, absichtlich nicht. Trotzdem empfand ich sie als Figur in sich stimmig, weil für sie einfach vieles neu ist, sie viel lernen muss und es ihr dabei nicht immer leicht fällt, Gedanken und Gefühle zu ordnen. Manches möchte sie dabei dann vielleicht auch einfach glauben. Das eine oder andere kann man im Verlauf erahnen, die Komplexität des Ganzen war für mich dann zum Ende des Finales aber doch überraschend und ich mochte den turbulenten, spannenden Abschluss. Am faszinierendsten fand ich die Gaben der Charaktere, die sehr facettenreich und unterschiedlich sind und einfach für eine tolle Atmosphäre sorgen und immer wieder neues Potenzial bieten.

6 Gedanken zu „[gelesen] Project Jane 2. Die Macht der Gedanken von Lynette Noni“

  1. Hallo liebe Dana,
    über diese Reihe haben wir ja schon ein wenig gesprochen und wie du weißt, habe ich sie auch schon seit einer Weile im Blick. Eine naive (bzw. blauäugige) Protagonistin hatte ich auch gerade in einem Buch. So ein Verhalten kann es natürlich auch spannender machen und eben beim Leser auch Emotionen wachrütteln ;o)
    Ich freue mich, dass dir die Reihe, trotz kleiner Kritikpunkte, eine schöne Lesezeit geschenkt hat.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      jeder Charakterzug bei Protagonisten kann etwas haben 😉 Kommt eben dann auch immer auf die Gesamtzusammenstellung an, finde ich. Manchmal können die Figuren gewisse Dinge ja auch einfach nicht wissen, weil das bisher nicht Teil ihrer Welt war. Manchmal nervt es aber eben auch, wenn sie unbedingt jemandem glauben wollen, der so offensichtlich falsch spielt 😀 aber wer weiß, ob man das selbst auch so sehen würde, wenn man nicht außerhalb der Geschichte sitzen würde. ^^ Ich bin gespannt, ob die Reihe bei dir irgendwann mal auf der Leseliste landen wird 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo Dana,

    freut mich, dass dir der Abschluss auch so gut gefallen hat. Ja, die etwas naiven Handlungen fand ich auch nervig, aber insgesamt doch irgendwie zu Alyssa passend. Und ich fand das große Ganze auch total erschreckend und faszinierend, sodass ich dann wieder total mitgenommen und der Abschluss auch ein Highlight war.

    Liebe Grüße,
    Steffi vom Lesezauber

    1. Hallo Steffi,
      wenn ich deinen Kommentar so lese, scheinen wir das Buch ziemlich ähnlich empfunden zu haben. 😉 Man möchte hier ja keinen zu sehr spoilern, aber es wirkt, als empfanden wir da vieles auf eine ähnliche Weise. Insgesamt war die Idee mit den Sprechern und den verschiedenen Fähigkeiten aber eben ziemlich genial und interessant. Ich hab es jetzt gar nicht auf dem Schirm, kennst du Prison Healer? Die Reihe von der Autorin habe ich mir auch schon mal angeschaut, bisher aber nicht gelesen.
      Liebe Grüße
      Dana

      1. Hallo Dana,

        ja ich denke auch, dass wir da ähnlich emfinden 😀 Und ne Prison Healer kenne ich noch nicht, ist aber schon auf die WuLi gewandert. Jetzt habe ich aber entdeckt, dass die Reihe mehr Teile als 2 haben soll, weshalb ich wohl noch etwas warten werde, bis die anderen da sind (wie viele genau, weiß ich aber gar nicht). Aber lesen möchte ich sie auf jeden Fall 🙂

        Liebe Grüße,
        Steffi

        1. Hallo Steffi,
          ich habe auch gehört, dass es auf jeden Fall noch einen dritten Band geben soll und der Cliffhanger am Ende von Band zwei wohl auch ziemlich fies ist. deswegen werde ich auf jeden Fall auch noch warten, bis ich mit der Reihe starte 😉 Neugierig bin ich aber auch weiterhin, auch wenn die Protagonistin dort wohl teilweise auch naiv reagiert.
          Liebe Grüße
          Dana

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