[gelesen] Project Jane 1. Ein Wort verändert die Welt von Lynette Noni

©Oetinger
Ein Wort verändert die Welt
Project Jane 1
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Lynette Noni
erschienen Juli 2019
352 Seiten
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Oetinger
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 spannender Auftakt, tolles Setting

Jane Doe. Ein Name, der nicht ihrer ist. Ein Name, der nicht zeigt, was sie ausmacht. Ein Name, der nötig ist, weil sie selbst nicht breit ist, zu verraten, wie sie heißt. Sie spricht nicht. Nie. Kein einziges Wort, obwohl sie seit über zwei Jahren dort ist. Denn „Jane“ weiß, wie gefährlich es ist, würde sie an ihrem Schweigen etwas ändern. Nur ein Wort von ihr könnte Dinge auslösen, die niemand will, sie selbst schon gar nicht. Erst als Landon Ward als neuer Versuch, sie zum Reden zu bringen, in ihr Leben tritt, beginnt ihre Mauer zu brechen. Aber wird er es wirklich schaffen, dass Jane spricht, obwohl es so gefährlich ist?

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Protagonistin Jane geschildert, bei der man direkt zu Beginn bereits weiß, dass sie so nicht heißt. Ihren richtigen Namen verrät sie den Lesenden jedoch auch nicht. Man bekommt einen Einblick in ihren tristen Alltag, in all die Versuche und Gespräche, die man seit ewigen Zeiten mit ihr durchführt und die doch nichts dazu beitragen, dass Jane ihr Schweigen brechen würde. Die Protagonistin hält es für besser so. Ihr Schweigen ist nötig, sie weiß, was passiert, wenn sie es bricht und das möchte sie nicht. Nie wieder. Auch wenn man zunächst nicht genau weiß, was geschehen ist, gibt es kleine Szenen, in denen man eine Ahnung davon bekommt, was Jane beschäftigt und wieso sie solche Angst zu haben scheint. Weitere Zusammenhänge dazu ergeben sich dann im Verlauf der Geschichte.

Da Jane nicht spricht, sind die Dialoge zu Beginn einseitig, aber durch die Einblicke in den Kopf der Protagonistin und die Kommentare, die sie teilweise zu den Fragen und dem Erzählten abgibt, ergibt sich trotzdem ein schöner Lesefluss. Die Gedankenwelt von Jane ist sehr aktiv und auch die Gefühle, die sie oft versucht wegzusperren, brechen immer mal wieder raus. Das gesamte Setting ist spannend und wirft einiges an Fragen auf. Wieso ist Jane wirklich dort? Was versuchen sie zu erreichen? Wieso soll sie unbedingt sprechen? Ist es wirklich nötig, sie mit den Untersuchungsmethoden zu quälen? Haben die Menschen um sie herum gute Absichten oder nicht?
Der gesamte Umgang mit ihr gibt Rätsel auf. Sie ist eine Gefangene, nicht nur ihrer Worte, sondern auch in dieser Einrichtung, die mächtig farblos daherkommt. Ich mochte den Einstieg sehr, ich hatte gleich Kopfkino und hunderte Fragezeichen, die ich gern gelöst haben wollte. Der Schreibstil ist angenehm und mitnehmend, obwohl man zunächst so wenig zu wissen scheint. Für mich haben die Beschreibungen, Andeutungen und die rätselhaften Elemente gut funktioniert. Umso weiter man dann im Auftaktband kommt, umso mehr ergibt sich, umso mehr erfährt man. Es gibt einige Wendungen und Überraschungen, andere Offenbarungen habe ich so oder ähnlich erwartet. Es wird zunehmend spannender und turbulenter, aber auch auf der persönlichen Ebene passiert einiges.
Protagonistin Jane verändert sich durch das Hinzukommen weiterer Charaktere, die sie aus ihrem tristen Trott reißen und eine Neustrukturierung ihres bisher immer gleichen Tagesablaufes bringen. So verändert sich auch die Dynamik in der Geschichte und man taucht tiefer in die Hintergründe dieser Institution und der „geheimen Welt“ unterhalb von Sydney ein. Stück für Stück werden die Figuren greifbarer, man bekommt einen Eindruck von ihnen und spürt, dass es etwas mit Jane macht. Durch die Perspektive erhält man ja intensive und detaillierte Einblicke in ihr Innenleben, die Aufschluss über alles geben, was in ihr tobt und arbeitet.
Besonders spannend empfand ich die Offenbarung der unterschiedlichen Fähigkeiten, die die Figuren haben. Ich möchte das hier nicht zu weit ausbauen, um niemandem etwas vorwegzunehmen. Es in der Komplexität zu erfassen, die diese Gaben haben, fiel mir erst mal etwas schwer, weil die Möglichkeiten so zahlreich und individuell sind. Aber das Grundprinzip ist klar, einige weitere Details ergeben sich im Verlauf und so bleibt es auch immer spannend und überraschend, was vielleicht noch alles geht. Diese Fähigkeiten nehmen auf jeden Fall eine sehr zentrale Rolle innerhalb der Geschichte ein und sind der Dreh- und Angelpunkt bei den allermeisten Offenbarungen und Verstrickungen.

Nicht jede Entwicklung erschien mir komplett logisch, besonders die lange Zeit, die bereits vergangen war, bevor sich für Jane etwas geändert hat, hat mich immer wieder zum Zweifeln gebracht. Und auch zwischendurch gab es kleine Aspekte, bei denen ich mich gefragt habe, ob das wirklich niemandem vor Ort aufgefallen ist, ob alle bewusst weggesehen haben und wie es so weit kommen konnte. Und wieso die, die scheinbar doch was wussten, nicht früher eingegriffen haben. Es waren aber eher Kleinigkeiten, die meinen Lesefluss nicht sehr gestört haben und die in der Gesamtheit dafür gesorgten, dass die Ereignisse im Verlauf des Buches sehr temporeich und turbulent wurden und eine Ausgangssituation für den zweiten Band geschaffen haben, die mich sehr neugierig auf den Fortgang macht. Es ist einiges passiert, es wurden einige Fragen geklärt, aber auch neue aufgeworfen. Besonders für Jane hat sich extrem viel verändert, sie musste sich komplett neu orientieren, viel lernen und sich immer wieder fragen, wem sie nun eigentlich noch vertrauen kann und wem nicht. Eine ziemlich anstrengende Zeit für die junge Protagonistin, die immer wieder über sich hinauswachsen muss.
Auch Freundschaft und Liebe spielt in der Handlung eine Rolle, es ist aber keine Liebesgeschichte im eigentlichen Sinne, wer dort auf den Fokus hofft, liegt eher falsch. Es geht viel mehr um das Gesamtbild, um alles, was sich so ergibt und aufgedeckt wird im Verlauf des Buches. Um die verschiedenen Seiten und immer wieder um die Frage, wem man vertrauen kann, wer noch was zurückhält.

Fazit

Ein spannender Auftakt, der immer wieder neue Fragen aufwirft, aber im Verlauf auch einige Zusammenhänge offenbart. Ich mochte das Setting mit dem geheimen Institut unterhalb von Sydney sehr gern, es ist alles etwas mysteriös und undurchsichtig zu Beginn, nach und nach öffnet sich dem Lesenden dann aber die Welt, in der Jane bereits seit einiger Zeit lebt, ohne aktiv daran teilzuhaben. Für die Protagonistin gibt es einen großen Umbruch, der dazu führt, dass auch für sie nun vieles klarer wird und es wieder Möglichkeiten und Perspektiven gibt, die es vorher nicht gab. Einfach und geradlinig ist es jedoch nicht, es wird zwischendurch turbulent und auch ein bisschen gefährlich. Auch wenn es hier und da kleine Dinge gab, die ich kritisieren würde, war es insgesamt wirklich ein tolles Buch, das mir viel Spaß gemacht hat, auch weil man hin und wieder miträtseln kann und bei einigen der Offenbarungen überrascht wird.


8 Gedanken zu „[gelesen] Project Jane 1. Ein Wort verändert die Welt von Lynette Noni“

  1. Hallo Dana,
    auf dein Feedback zu Project Jane 1 war ich schon sehr gespannt. Das klingt nach einem richtig schönen Aufbau der Story, besonders, was die Spannungsmomente und die vielen offenen Fragen/Rätsel betrifft. Dass es hier mal eine Liebesgeschichte gibt, die im Mittelpunkt steht, käme mir aktuell gerade recht. Manchmal brauche ich das: Möglichst viele Emotionen und eine richtig schöne Liebesgeschichte. Aktuell freue ich mich darüber, wenn ein Jugendbuch auch mal ohne Lovestory auskommt. Das gefiel mir auch sehr gut an Spring Storm. Da gab es auch nur den Hauch einer Andeutung einer Liebesgeschichte. Eigentlich nicht erwähnenswert und dafür eine sehr gut durchdachte und sehr spannende und rasante Fantasygeschichte. Das hat sehr gut gepasst.

    Ich bin schon sehr gespannt, was du nach dem Lesen des nächsten Teils von Project Jane sagen wirst.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich bin ein wenig irritiert, bist du jetzt auf der Suche nach einer Liebesgeschichte oder nicht? 😀 Fehlt da irgendwo ein nicht oder bin ich einfach nur gerade so verwirrt?
      „Auch Freundschaft und Liebe spielt in der Handlung eine Rolle, es ist aber keine Liebesgeschichte im eigentlichen Sinne, wer dort auf den Fokus hofft, liegt eher falsch.“ – es ist also keine Liebesgeschichte, so würde ich es zumindest nicht sehen. Es spielt unterschwellig eine Rolle, ja. Aber es ist nicht der Fokus, auch wenn es einige der Handlungen und Reaktionen beeinflusst/überschattet, auch in Band zwei. Aber der Fokus lag in meinen Augen woanders 😉
      Ich mochte auf jeden Fall auch den Dilogieabschluss echt gern, es gab einige Offenbarungen, die ich so nicht erwartet hatte. 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

      1. Huhu Dana,
        was ein kleines k schon ausmachen kann. Ich meinte „… dass es hier mal KEINE Liebesgeschichte gibt …“

        Ich habe gerade zwei Bücher gelesen, die ohne große Liebesgeschichte daherkommen und das fand ich zur Abwechslung mal sehr nett. Gerade bei Jugendbüchern muss es ja oft ein wenig Liebe geben. Manchmal brauche ich das, aber manchmal momentan nicht :o)

        Liebe Grüße
        Tanja :o)

        1. Hallo Tanja,
          ich kann verstehen, dass du es auch ganz schön findest, wenn Bücher mal ohne große Liebesgeschichte auskommen. Ich mag Liebesgeschichten zwar durchaus, ich finde es aber auch nicht schlecht, wenn das nicht immer und überall zu sehr im Fokus steht. Manchmal ist in den Büchern auch einfach genug los, da braucht es dann nicht auch noch Liebe als zentrales Thema. Oder wenn es eingebaut wird, klaut es dem Rest vielleicht Platz, den man eben besser für anderes genutzt hätte. Ist am Ende aber eben alles immer Geschmackssache.
          Liebe Grüße
          Dana

  2. Huhu Dana,

    das Buch hatte ich wirklich noch gar nicht auf dem Schirm. Das Cover kommt mir absolut bekannt vor, aber wahrscheinlich habe ich es mir noch nicht wirklich näher angesehen. Was du beschreibst und die Grundidee der Handlung, sprechen mich aber total an! Wobei ich mir jetzt nicht ganz sicher bin, ob die Charaktere einfach tolle Fähigkeiten, wie zum Beispiel Intelligenz, Lesen eines Menschen anhand von Mimik und Gestik oder ähnliches, besitzen oder ob das Buch in die Fantasy-Richtung geht?

    So oder so landet das Buch auf meiner Wunschliste. Das klingt total gut! Ich drücke die Daumen, dass dich die Fortsetzung ebenso begeistern kann.

    Ganz liebe Grüße
    Leni

    1. Hallo Leni,
      ich habe die Fortsetzung inzwischen gelesen, Rezi muss ich noch schreiben. Es war auf jeden Fall ein turbulenter Abschluss der Dilogie mit einen Offenbarungen und Überraschungen, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Vielleicht so als spoilerfreies Fazit 😉

      Die Charaktere können schon mehr als die Dinge, die du beschreibst. Also es ist schon Fantasy/übernatürlich. Ich möchte da einfach nicht zu viel verraten, ein bisschen kann man sich anhand des Klappentextes des Verlages vielleicht schon denken, worum es auch geht, aber ich empfand das einfach als so coole Idee, dass ich es nicht einfach hier hinschreiben will 😀 In anderen Rezensionen wird man es aber möglicherweise lesen. Was jetzt auch kein mega Drama wäre.

      Ich hatte das Buch mal auf der Buchmesse in einer Verlagsvorschau oder bei irgendeinem Treffen gesehen und seitdem bin ich drumrum geschlichen und dachte „ich muss es mal lesen“ und nun war es soweit 😀
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Hallo liebe Dana 🙂

    Bei mir ist es mittlerweile 3 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe – und der Abschluss der Dilogie wartet leider noch immer ungelesen im Regal. Ich kann mich aber noch erinnern, dass mich die Geschichte mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat (das ist wohl auch der Grund, weshalb ich die Fortsetzung noch nicht gelesen habe :D). Einerseits fand ich einige Ansätze durchaus spannend, an anderen Stellen haben mir die Details gefehlt. Dank deiner Rezension habe ich die Dilogie jetzt endlich wieder auf dem Schirm und hoffe, dass ich irgendwann noch dazu komme, die Geschichte zu beenden <3

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      ich glaube, wenn so lange Zeit vergangen ist, dann ist es immer schwierig, in Geschichten wieder reinzufinden. Ich habe hier auch noch angefangene Reihen liegen, die ich inzwischen einfach noch mal von vorn beginnen müsste, wenn ich weiterlesen wollte, weil die Erinnerungen zu mau sind. Und bei Project Jane gibt es ja durchaus auch einige Strukturen, die sich vielleicht nicht sofort wieder erschließen würden. Ich habe ja nun beide Bände nacheinander gelesen, daher war es für mich kein Problem, ob ich mich sonst an alles hätte erinnern können, weiß ich nicht. Mir hat der Abschluss auf jeden Fall noch etwas besser gefallen, als der Auftakt. Es gab ein paar tolle Wendungen und Offenbarungen, auch wenn ein paar ganz kleine Kritikpunkte bleiben, aber insgesamt hat’s echt Spaß gemacht.
      Liebe Grüße
      Dana

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