[gelesen] Spuken für Profis von S. E. Harmon

©Second Chances Verlag

Spuken für Profis Ein Fall für Rain Christiansen 3 . Autorin: S. E. Harmon erschienen Januar 2022 400 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Second Chances Verlag .

gelungene Mischung aus Crime, Geistern, Spannung und Protagonistenentwicklung

Achtung: dritter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler zu den vorherigen Ereignissen rund um die Protagonisten enthalten. Vorwissen sollte man mitbringen, um die Zusammenhänge zu verstehen und den Entwicklungen besser folgen zu können.

Rain Christiansen beschäftigt sich mit Cold Cases. Klingt eigentlich gar nicht so gefährlich, schließlich liegen die Taten schon eine Weile zurück, wilde Verfolgungsjagden stehen auch nicht unbedingt an der Tagesordnung und den meisten Opfern kann man leider ohnehin nicht mehr helfen. Der Druck, der auf den Ermittlern lastet, ist also ein anderer, als bei frisch Verschwundenen, die man möglicherweise noch retten kann. Und doch wird es für Rain immer wieder brenzlich, was auch daran liegt, dass er ein Medium ist und die Geister, die sich ihm zeigen, nicht immer zu der freundlichen und geduldigen Sorte gehören. Doch auch die Lebenden machen es ihm nicht immer leicht. Serienkiller Thomas Kane ist bereit zu reden, aber nur mit Rain und nur, wenn dieser ihm vorher einen Gefallen tut. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer…

Ich war sehr gespannt auf den dritten Band und habe vor allem auch darauf gehofft, dass man zu der ganzen Geisterwelt nun ein paar mehr Einblicke in Informationen bekommt. Das deutete sich ja am Ende von „Spuken für Fortgeschrittene“ ein wenig an. Es ist zwar noch längst nicht alles aufgeklärt, es gibt nach wie vor Dinge, die man nicht durchschaut oder versteht (das geht Rain allerdings auch nicht anders) und damit bleiben auch weiterhin Fragen offen. Trotzdem gab es zu diesem Aspekt innerhalb der Geschichte jetzt mal etwas mehr als zuvor, was mir gut gefallen hat. Wie Rain mit den Geistern agiert, was diese wollen und können, ist für mich ein sehr spannender Part der Handlung, der bisher einfach zu kurz kam. Hinzu kommt, dass es in diesem Buch einige sehr mysteriöse, teilweise gefährliche Entwicklungen mit den Geistern gibt, was die Spannung und Faszination zusätzlich gesteigert hat.
Ein weiterer großer Punkt der Geschichte ist das Aufklären des Cold Case, der dieses Mal im Fokus steht. Dieser Fall ist ziemlich komplex und im Verlauf des Buches ergeben sich immer wieder neue Informationen, mögliche Zusammenhänge, Irrtümer und neue Ermittlungsrichtungen. Man kann als Leser zwar auch einige Vermutungen anstellen, wer wie in welchem Zusammenhang mit den Ereignissen steht, ob man aber wirklich auf die Lösung kommt… Ich wurde bei der Auflösung auf jeden Fall überrascht, auch was die Verstrickungen und die Komplexität des Ganzen anging. Ganz sicher, ob ich hundertprozentig mit der Enthüllung zufrieden war, bin ich allerdings nicht. Besonders bei einem Punkt, den ich hier nun natürlich nicht spoilern will. Insgesamt wirkte es aber schon recht schlüssig.

Innerhalb der Handlung gibt es kleine Rückblicke oder Hinweise auf das, was zuvor passiert ist. Ich empfand diese als sehr dezent und gut in die Handlung integriert und nicht zu ausschweifend. Es ruft einem kleine Dinge in Erinnerung, ohne dabei die kompletten Ereignisse wiederzugeben. Sollte man die vorherigen Bücher nicht kennen, werden sie auf jeden Fall nicht ausreichen, um die Geschehnisse zusammenzufassen. Und auch für die Entwicklung der Figuren ist es ratsam, die Reihe mit Band eins zu beginnen.
Viele der Figuren kennt man bereits aus den vorherigen Bänden, so wie Danny und Rain und das Team, das mit ihnen gemeinsam an den Fällen arbeitet. Auch die Familien und einige der anderen Randfiguren hat man bereits kennengelernt. Neu kommen jetzt der Serientäter und die Geister hinzu, die im dritten Buch eine Rolle spielen. Nach wie vor ist mir das Team rund um die Protagonisten noch etwas zu blass. Ich habe mich aber über die Passagen gefreut, in denen man nun zumindest ein paar mehr kleine Einblicke bekommen hat. Da könnte es gern noch mehr von geben, damit auch die etwas greifbarer werden.
Rain und Danny haben sich im Laufe der Reihe schon entwickelt, besonders auch was ihre Beziehung angeht. Man spürt, wie wichtig sie einander sind. Die kleinen Äußerungen mögen auf den ersten Blick vielleicht ungewohnt sein für die harte Schale, die die beiden sonst teilweise zur Schau stellen, vor allem beruflich. Es zeigt aber auch einfach, dass hinter ihrer Fassade noch mehr steckt und die Gefühle sehr tief gehen.
Die eigentlich erotischen Szenen innerhalb der Geschichte sind aus meiner Sicht kein Highlight, aber das ist sicher Geschmackssache. Die Protagonisten lösen „Probleme“ gern mit ein wenig Bettsport, wobei das inzwischen schon deutlich besser, im Sinne von weniger, ist, als noch zu Beginn der Reihe. Rain und Danny gehen mehr aufeinander ein und nutzen auch nicht mehr jede Gelegenheit, um übereinander herzufallen. Dennoch empfand ich diese Passagen nicht unbedingt als übermäßig ansprechend, sie haben mich aber auch nicht gestört. Gut gefallen hat mir aber, dass die beiden mehr miteinander reden und auch ernstere, wichtige Dinge besprechen – manchmal erst später als vielleicht gut wäre, aber immerhin. Man spürt an verschiedenen Stellen, dass die beiden miteinander wachsen, auch an den Geisterherausforderungen.

Der Stil der Geschichte gefällt mir an sich gut, auch wenn ich hier und da kleine Kritikpunkte habe. Das Buch hat sich insgesamt auf jeden Fall sehr flüssig und zügig weglesen lassen. Ich mag Rains sarkastische Art total gern, da kann man immer wieder Schmunzeln. Aber auch einige der anderen Figuren hauen manchmal so Sachen raus, die zum Lachen bringen. Die Dialoge sind größtenteils dynamisch und spritzig, was immer wieder schön ist. Die Ermittlungen und die Geister bringen Spannung und auch ein bisschen Drama in die Handlung. Es war interessant zu verfolgen, wie sich nach und nach die Puzzleteile zusammensetzen und ein großes Ganzes ergeben. Nicht jede Kleinigkeit kam dabei überraschend, aber es gab ein paar Wendungen, die ich so nicht geahnt habe. Ziemlich gruselig und total spannend empfand ich die Begegnungen mit den Geistern innerhalb dieses Bandes, vor allem mit dem einen. Der hat die bisherigen Geister ziemlich in den Schatten gestellt und auf verschiedene Art für neue Informationen, aber auch neue Fragen gesorgt. Wie schon erwähnt, gibt es im Zusammenhang mit den medialen Fähigkeiten einige neue Erkenntnisse und Entwicklungen. Als Kontrastprogramm dazu gibt es aber auch ein paar gefühlvollere Szenen, die sich zwischen Rain und Danny abspielen.
Hin und wieder ist klar, dass zum Beispiel das Verschweigen von Dingen zu Problemen führen wird, aus meiner Sicht wären diese künstlich erzeugten Konflikte gar nicht nötig, da es genug anderes gibt, was passiert. Als übermäßig störend habe ich es jedoch auch nicht empfunden.
Das Ende des Buches macht neugierig auf eine Fortsetzung und gibt gleich ein ungutes Kribbeln mit auf den Weg. Und es sind auch einfach noch ein paar Fragen offen, die beantwortet werden könnten, ich bin also auf jeden Fall gespannt.

Fazit

Eine gelungene Fortsetzung, die viel Spaß gemacht hat und mich gleichzeitig neugierig zurücklässt. Die Mischung aus den immer verstrickter werdenden Ermittlungen, der sarkastischen Art von Rain, den spritzigen Dialogen, der immer wieder aufkommenden Spannung, den gruseligen Geistern und einigen ruhigeren, einfühlsamen Momenten hat mir gut gefallen. Insgesamt mochte ich die Dynamik in der Geschichte total gern, auch wenn ich hier und da kleine Kritikpunkte habe und für mich das eine oder andere einfach noch intensiver oder detaillierter hätte sein können. Vielleicht gibt es das ja dann im nächsten Band 😉