Rezensionsexemplar
© LYX | Right here (Stay with me) On Ice 1 . Anne Pätzold erschienen im September 2021 494 Seiten . hier geht’s zum Verlag → LYX |
(zu?) ruhig
Lucy liebt das Eiskunstlaufen. Ihre Eltern würden sie hingegen lieber an der Uni sehen. Eine letzte Chance hat sie noch, ein letzter Wettkampf, bei dem sie sich beweisen soll. Doch ein Unfall auf dem Eis bringt Lucys Trainingsplan durcheinander und verschiebt ihre Prioritäten…
Die LoveNXT-Reihe von Anne Pätzold habe ich geliebt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Zwar konnte mich „Right here“ nicht genauso umhauen, gut gefallen hat mir die Geschichte aber trotzdem.
Lucy ist eine sympathische Protagonistin. Die 19-jährige lebt für das Eiskunstlaufen und stellt alles hinten an. Dennoch läuft es in vielfacher Hinsicht nicht so, wie sie es sich erhofft. Die vorderen Plätze bei Wettbewerben bleiben aus und auch beim Training neuer Figuren klappt es nicht auf Anhieb. Lucy spürt stetig den Druck. Was soll sie tun, wenn der Erfolg ausbleibt und ihre Eltern sie zurück an die Uni schicken?
Neben dem Training ist sie gezwungen, ein Praktikum zu absolvieren. Dadurch lernt sie neue Menschen kennen. Lucy fällt es sehr schwer, sich neuen Leuten zu öffnen. Eigentlich hat sie schlicht keine Zeit für Freundschaften. Aber zwei von ihnen sind sehr hartnäckig – und super sympathisch. Je häufiger Lucys Leben abseits des Eises stattfindet, desto mehr ist sie auch bereit, ihre Verbissenheit zu hinterfragen. Sie macht im Verlauf eine deutliche Entwicklung durch.
Als Ich-Erzählerin lässt sie die Leser/innen an ihren Überlegungen und Gefühlen teilhaben. Sie grübelt viel über ihre Situation nach. Sie sucht nach Lösungen. Als Jules in ihr Leben stolpert, grübelt sie auch viel über ihn, und der Druck wächst, je näher der Wettkampf rückt.
Eiskunstlauf als Thema hat mir gut gefallen. Zwar hatte ich zu den Namen der Sprünge und Drehungen nur vage Vorstellungen, die Atmosphäre auf dem Eis wird aber gut rübergebracht.
Die Handlung verläuft insgesamt sehr ruhig, langweilig wird es deswegen aber nicht. Ich fand es ebenso interessant, Lucys Entwicklung zu verfolgen wie auch die beginnende Annährung zu Jules.
Dabei war Jules für mich allerdings der spannendere Charakter und ich hätte mich über Szenen aus seiner Sicht gefreut. Der 25-jährige hat in der Vergangenheit bereits einiges erlebt und auch aktuell beschäftigen ihn viele Sorgen. Auch wenn Lucys Suche nach sich, ihren Zielen und ihrer Zukunft intensiv und nachvollziehbar dargestellt ist, ist es doch Jules Schicksal, dass der Geschichte für mich mehr Tiefe verliehen hat. Seine Situation sorgt für kleinere Wendungen, sowie sehr ernste, dramatische Momente.
Aber auch die Entwicklung der beiden, wie sie sich ganz zaghaft annähren, den anderen in ihr Leben lassen und sich nur zögerlich öffnen, habe ich gern verfolgt.
Aber obwohl ich die zwei wirklich niedlich zusammen finde, hat mir doch irgendwas gefehlt. Ein paar mehr Emotionen. Ein paar Überraschungen. Hin und wieder vielleicht auch ein wenig mehr Tempo.
Das offene Ende lässt viele Entwicklungen noch offen und ich freue mich auf den nächsten Band.
Abschließend gibt es aber einen Punkt in der Geschichte, der mir leider gar nicht gefällt: Lucy hat ein Kaninchen. Die Beschreibungen von Haltung, Versorgung und Tierarztbehandlung stoßen mir an vielen Stellen auf, weil hier vieles leider nicht sehr tierorientiert – und in meinen Augen auch nur bedingt realistisch – abläuft. Lucy behandelt ihr Kaninchen wie ein Kuscheltier, dass sie sich schnappen kann, wann immer sie nähebedürftig ist… um nur einen Punkt zu nennen.
Ich könnte euch jetzt 494 Dinge aufzählen, die mich bezüglich Bunny gestört haben – verzichte darauf aber wohl besser, die Rezension ist lang genug 😉
Eine kleine Unstimmigkeit empfand ich auch in Bezug auf Mika, den Bruder von Jules. Dieser wirkt auf mich sehr kindlich, obwohl er mindestens neun Jahre sein müsste. Vielleicht ergibt sich hier in Band 2 ein klareres Bild.
Fazit
Ruhig – so lässt sich das Buch am ehesten beschreiben. Trotz kleiner dramatischer Momente ist der Verlauf insgesamt sehr ruhig. Was grundsätzlich nicht schlecht ist, denn die langsame Annährung der Figuren ist toll. An manchen Stellen hätte ich mir aber doch etwas mehr gewünscht: mehr Emotionen, mehr Handlung, mehr Tempo. Lucy grübelt sehr viel, macht dabei im Verlauf aber auch eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Allerdings ist Jules für mich der interessantere Charakter, weswegen ich besonders gespannt bin, wie seine Geschichte weitergeht.
Ich danke dem Verlag sowie NetGalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.
andere Bücher der Autorin
Huhu Anja,
ich war wirklich sehr neugierig auf deine Rezension zu diesem Buch. Die Love NXT-Reihe habe ich bestimmt genauso gerne gelesen, wie du auch. Daher konnte ich mir gut vorstellen, dass wir auch bei „Right here“ eine ähnliche Meinung einnehmen würden.
Den Erzählstil der Autorin habe ich auch in When We Dream und Co. bereits als sehr ruhig wahrgenommen. Doch hat mir das unaufgeregte damals sehr gut gefallen. Dass du dieses Buch auch als ruhig beschreibst, schreckt mich daher gerade weniger ab, sondern macht mich eher neugierig. Eher grübel ich noch darüber, ob mich das Eiskunstlaufthema anspricht. Alles rund um K-Pop fand ich persönlich wirklich sehr interessant, was mir viel Spannung im Handlungsverlauf gegeben hat. Grundsätzlich bin ich schon mal kein Fan von einem offenen Ende ohne, dass die Folgebände noch nicht draußen sind. Also habe ich noch ein wenig Zeit, um zu Überlegen, ob ich zu dieser Geschichte greifen werde. =)
Ganz liebe Grüße
Leni
Hallo Leni,
ich hatte von K-Pop ja auch gar keine Ahnung, sodass ich die Einführung in das Thema spannend fand.
Meine Kenntnisse zu Eiskunstlauf beschränken sich auch darauf, es ab und zu mal im Fernsehen gesehen zu haben. Ich fand es aber eine schöne Abwechslung zu all den Football-Romanen (100 Bücher über Football gelesen und die Regeln dennoch nicht verstanden…), die es sonst so gibt.
ich bin gespannt, ob und wann du dich fürs Lesen entscheidest 😉
Viele Grüße
Anja
Liebe Anja,
vielen Dank für die tolle Buchvorstellung.
Ich habe tatsächlich die Leseprobe gelesen und schon ab dem Punkt, dass Bunny alleine bei ihr lebt, abgebrochen und gewusst, die Geschichte und ich werden keine Freunde. Da du beschreibst, dass es nicht besser wird, werde ich das Buch auch nicht lesen.
Schön, dass es dich trotzdem unterhalten konnte.
Liebe Grüße
Jenny
Hallo Jenny,
über die Kaninchenhaltung könnte ich mich wirklich stundenlang auslassen. Aber dies ist natürlich nicht das zentrale Thema der Handlung, daher habe ich versucht, meinen Frust diesbezüglich auszublenden.
Den Schreibstil mag ich wirklich super gern und auch die Stroy konnte an vielen Punkten (ohne Bunny) punkten.
Viele Grüße
Anja
Liebe Anja,
das kann ich gut verstehen, man muss das Buch ja auch nicht auf eine Sache runterbrechen. Denn alles andere kann ja wirklich toll sein. Da mich das nur schon in der Leseprobe gestört hat, habe ich gar nicht erst zum Buch gegriffen 🙂
Liebe Grüße
Jenny
Huhu,
ich kann es gut verstehen. Wenn man im Zweifel schon mit ner negativen Einstellung drangeht, dämpft es ja auch den Lesespaß.
Viele Grüße
Anja