[gelesen] Im Schatten unserer Liebe (Das Geheimnis der McKays 1) von Tanja Bern

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Im Schatten unserer Liebe
Das Geheimnis der McKays 1
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Autorin: Tanja Bern
Neuauflage (Nah bei mir) Oktober 2020
293 Seiten
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Tanja Bern

gefühlvoller Roman mit zwei Zeitebenen

Achtung: „Im Schatten unserer Liebe“ ist die Neuauflage von „Nah bei mir“.

Seit vielen Jahren träumt Katelyn sehr lebendig von einem Mann, den sie eigentlich gar nicht kennt, dem sie sich aber trotzdem verbunden fühlt. Irgendetwas bewegt der Fremde in ihr, auch wenn sie nicht greifen kann, was das sein soll. Als Katelyn bei ihrer Großmutter auf sehr alte Tagebücher stößt, scheint sich endlich eine Möglichkeit zu ergeben, dem Geheimnis hinter ihren Träumen und dem mysteriösen Mann auf die Spur zu kommen.
In den Tagebüchern erzählt John McKay seine recht tragische Geschichte, die geprägt ist von Entbehrungen und Heimlichkeiten, aber auch von unglaublich viel Gefühl und Verbundenheit. Aber genau diese Verbundenheit ist es, die nicht sein darf, nicht zu der Zeit, zu der er lebte, Ende des 18. Jahrhunderts.

Tanja Bern hat eine sehr einfühlsame Art ihre Figuren lebendig werden und den Leser in die Geschichte eintauchen zu lassen. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso intensiver habe ich mit den Protagonisten gefühlt, mich mit ihnen über schöne Momente gefreut und in schweren Phasen mit ihnen gelitten. Zwischendurch hatte ich auch Tränen in den Augen, ihr Weg war für mich sehr berührend.
Das Buch spielt in zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Zum einen gibt es die Gegenwart, in der Katelyn in den Tagebüchern von John McKay stöbert, die einen Zusammenhang zu ihrem eigenen Leben haben. Diese Passagen sind immer wieder im Buch eingebaut, insgesamt hält man sich jedoch deutlich länger im 18. Jahrhundert auf, also in der Zeit, in der John gelebt hat. So erhält man detaillierte Einblicke in seine Familie, seine Umgebung und die Konventionen seiner Zeit. Im Jahr 1764 waren einige Dinge, die heute selbstverständlich sein sollten, es leider aber noch lange nicht überall sind, alles andere als anerkannt oder erlaubt. Gefühle für die falschen Personen mussten verschwiegen werden, wurde man erwischt, konnte das schwerwiegende Konsequenzen haben. An sich war Liebe ohnehin nicht so wichtig wie vielversprechende Ehen unter angesehenen Familien und ein nach außen hin präsentables Bild, egal wie es hinter den Mauern auch aussehen mag. Das Jahrhundert, in das einen John in der Ich-Perspektive mitnimmt, spielt durch die Gesellschaftsnormen, die familiären Erwartungen, durch technische Errungenschaften bzw. das Fehlen dieser überall eine Rolle, dennoch empfand ich den historischen Kontext von der Intensität als sehr angenehm, es war nicht erdrückend oder übermächtig, da es auch sehr viel um die Gefühle von John ging, die Beziehung zu seiner Ehefrau Hellen und sein Verhältnis zu seiner Schwester und seinem Vater. Besonders interessant fand ich die Aspekte rund um das fahrende Volk, die durch die O’Malleys Einzug in die Geschichte erhalten haben. Ihre Lebensweise ist anders als die der anderen Figuren, was immer wieder zu Ausgrenzung und Vorurteilen führt. Durch John erhalten Jack und seine Familie allerdings Kontakt zu den McKays und die Entwicklungen, die sich daraus ergeben haben, mochte ich sehr gern.

Der Schreibstil ist bildgewaltig und gefühlsintensiv. Die unterschiedlichen Emotionen der einzelnen Protagonisten spielen das gesamte Buch über eine zentrale Rolle. Die Verbindung zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit war für mich sehr schnell klar, was ich fast ein wenig schade fand. Wenn es zunächst etwas geheimnisvoller gewesen wäre, hätte es mir vielleicht einen Ticken besser gefallen, aber dennoch war es sehr schön die Geschichte zu lesen und die emotionale Reise der Figuren zu begleiten. Man sollte beim Lesen definitiv bereit sein sich auf einen mystischen Touch einzulassen, damit man sich in die Charaktere besser einfühlen kann. Dabei war es für mich persönlich auch nicht so bedeutend, ob ich nun selbst an die Dinge glaube, die im Buch thematisiert wurden. Wer sich gegen diesen Gedanken sperrt, der die Verbindung zwischen den Perspektiven darstellt, könnte es schwer haben, die Handlung zu genießen.
Durch detaillierte Beschreibungen konnte ich mir sowohl die Figuren als auch die Schauplätze gut vorstellen. Schön fand ich auch das Zurückkehren an die ehemaligen Orte in der Gegenwart, auch wenn es dort heute nicht mehr so aussieht, wie Katelyn es in den Tagebüchern gelesen hat. Trotzdem wurde die Magie des Ortes lebendig dargestellt und hat eine zusätzliche Brücke zu dem erlebten geschlagen. Die Abschnitte in der Gegenwart durchbrechen immer mal wieder die Erzählungen der Vergangenheit. Und auch wenn der Fokus verständlicherweise auf der Geschichte von John lag, hätte ich doch auch gern mehr von Katelyn und ihrem Weg erfahren. Das ging mir persönlich ein wenig zu schnell, auch wenn ich nachvollziehen konnte, wieso lange „Diskussionen“ und umeinander herumschleichen unnötig war. Insgesamt war es aber ein sehr berührendes und schönes Buch und meine Kritikpunkte sind wirklich nur klein.

Fazit

Tanja Bern hat es mit ihrem gefühlvollen Schreibstil geschafft mich von Beginn an intensiv in die Geschichte eintauchen und mit den Figuren fühlen zu lassen. Besonders in der Vergangenheitsebene waren die Seiten gefüllt mit den unterschiedlichen Emotionen, die auf die Charaktere einprasseln und mit denen sie irgendwie umgehen müssen. Sehr berührend, bewegend, ergreifend, wunderschön und gleichzeitig auch traurig. Die Perspektive in der Gegenwart hätte für meinen persönlichen Geschmack ein wenig mehr Raum einnehmen dürfen, damit man auch von Katelyn noch etwas mehr erfährt, auch wenn ich nachvollziehen kann, wieso es nicht so gehandhabt wurde. Ich bin gespannt, wen wir im zweiten Band begleiten werden, da die Geschichte an sich an dieser Stelle abgeschlossen wirkt.


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