[gelesen] Promised von Kiera Cass

Rezensionsexemplar

©Fischer Verlag
Promised

Band 1
.
Autorin: Kiera Cass
erschienen Mai 2020
364 Seiten
.
hier geht’s zum Verlag
Fischer Verlag
.

teils vorhersehbar, teils überraschend

Hollis lebt mit ihrer Familie am Hof von König Jameson und genießt die Vorzüge, die dieses privilegierte Leben mit sich bringt. Auch vorher hat sie mit ihren Eltern nicht schlecht gelebt, denn sie sind eine wohlhabende, angesehene Familie mit eigenem Besitz. Doch in der Gunst des Königs zu stehen, schadet natürlich nie. Und die Aufmerksamkeit, die der König ihr schenkt, rückt Hollis immer mehr in den Mittelpunkt des Hoftratsches und bringt sie dem Thron der Königin Stück für Stück näher. Doch diese Position bringt nicht nur schöne Momente mit sich.

Wer sich nicht zu früh was vorwegnehmen lassen möchte, sollte vielleicht den Klappentext lieber nicht lesen und sich auch das Cover nicht so genau ansehen! Es ist echt schade, weil eine Entwicklung im Buch offen gelegt wird, die sich zwar recht früh andeutet, die man aber eben ganz zu Beginn noch nicht kennt. Dadurch ist der Start ins Buch zwar nicht direkt uninteressant, aber man ahnt eben schon, dass es sich vermutlich nicht so entwickeln wird, wie es sich zunächst scheint.

Der Schreibstil von Kiera Cass ist flüssig und lässt sich leicht lesen. Ich war schnell in die Geschichte eingetaucht und konnte der Handlung gut folgen. Man erfährt viel von dem Leben am Hof, Veranstaltungen, Hierarchien, angemessenem Verhalten und all diesen Dingen, die für Hollis im Umgang mit dem König und den anderen Höflingen wichtig sind. Es waren interessante Einblicke in das Leben unter König Jameson. Auch der Vergleich mit den anderen Reichen hat mir gut gefallen. Nach und nach lernt man neben Hollis, die die Geschichte aus der Ich-Perspektive schildert, noch weiter Figuren kennen, die für die Handlung von Bedeutung sind. Einige von ihnen sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen, wer genau das war, möchte ich aus Spoilergründen hier aber nicht verraten. Die Protagonistin begleitet man während der gesamten Geschichte sehr intensiv und bekommt Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, die immer wieder ein wenig durcheinander gerät. Auf sie kommen einige Herausforderungen zu und gesellschaftliche Erwartungen, die sie versucht zufriedenstellend zu erfüllen. Die meiste Zeit an ihrer Seite ist dabei Delia Grace.
Allerdings hat mich besonders im ersten Abschnitt des Buches die Nutzung des Namens „Delia Grace“ genervt. In jedem zweiten bis vierten Satz steht der Name, vollständig ausgeschrieben. Als Freundin und Zofe ist sie ohne Frage wichtig für Hollis und die Entwicklungen, aber man hätte sie ja auch einfach öfter als Freundin, Zofe oder Ähnliches bezeichnen können. Im Verlauf des Buches wurde das besser, auch weil Delia Grace nicht mehr dauerhaft präsent ist, auch wenn sie durchweg eine wichtige Position einnimmt. Auch das Verhalten von Hollis Freundin hat mich an der einen oder anderen Stelle ein wenig unzufrieden gestimmt. Aber auch die Protagonistin selbst mochte ich nicht in jedem Detail. An sich ist sie eine interessante Person, die in die wohlhabende Gesellschaft hineingeboren wurde, die Gepflogenheiten kennt und trotzdem nicht jeden Aspekt daran mag. Ihre Herangehensweise an einige Sachen ist jedoch etwas speziell und ich habe mich manchmal schon gefragt, wieso sie reagiert, wie sie es tut. Allerdings spielen natürlich auch die Erwartungen der anderen eine Rolle und die Dinge, die ihr in Aussicht gestellt werden, wenn sie sich auf eine bestimmte Weise verhält. Schön fand ich aber, dass auch immer wieder ihr wahrer Charakter durchkommt und sie sich nicht auf jede erdenkliche Art und Weise verbiegen lässt. Manchmal ist sie einfach nur Hollis. Und auch wenn sie ein Stück weit eine Maske trägt, so kann man größtenteils, aus dem Kontext heraus, schon verstehen, wieso sie so handelt. Einige Passagen fand ich dennoch seltsam.
Besonders gern mochte ich die Abschnitte, in denen Hollis nicht unter Zwang und Druck steht, frei handelt und entscheidet und irgendwann auch die Konsequenzen annimmt, die ihr Verhalten eben mit sich bringen könnte.

Ein Teil der Handlung war abzusehen und hat sich immer wieder angedeutet, es gab jedoch auch eine enorme Wendung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Dadurch dreht sich die Entwicklung in der Geschichte komplett. Es kam ohne große Ankündigung und plötzlich steht die Welt Kopf, auf eine ganz andere Weise, als sonst. Und dass ich dort so überrascht und teilweise auch geschockt wurde, mochte ich. Ob ich die Wendung an sich so richtig mag, da bin ich aber echt immer noch unschlüssig. Es war ziemlich extrem und heftig und damit irgendwie gut und unerwartet, vielleicht aber auch einfach etwas zu derb. Ich bin auf jeden Fall nun gespannt, wie es weiter gehen wird. Die Karten wurden jetzt noch mal ganz neu gemischt und es gibt verschiedene Wege, auf denen es nun weitergehen könnte.

Das Setting ganz allgemein erinnert schon ein wenig an Selection, aber es gibt kein Auswahlverfahren oder diese Dinge, wie man es aus der anderen Reihe der Autorin kennt.

Fazit

Ein Auftakt, der mich mit gemischten Gefühlen zurück lässt. Auf der einen Seite hat mir der Einblick in das Hofleben und die Verhältnisse in den unterschiedlichen Reichen gut gefallen. Es gibt viele Charaktere, von denen einige richtige fies und andere total interessant oder liebenswert sind. Hollis hat Ecken und Kanten und auch wenn ich nicht jede ihrer Eigenarten und Verhaltensweisen mag, so war sie auf jeden Fall eine Protagonistin mit der es nicht so schnell langweilig wird. Die Wendung im letzten Abschnitt des Buches dreht die gesamte Handlung und öffnet für die Fortsetzung verschiedene Wege. An sich mag ich das, aber die Wendung an sich war schon sehr krass… und ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich das in der Form gut und angebracht fand.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

11 Gedanken zu „[gelesen] Promised von Kiera Cass“

  1. Huhu Dana 🙂

    Ich muss ja gestehen, dass ich immer noch nicht so richtig weiß, ob ich das Buch lesen werde oder nicht. Ich fürchte fast, ich bin ein bisschen aus solchen Geschichten rausgewachsen, aber andererseits reizt es mich gerade doch zu wissen, was du meinst mit „das Cover spoilert“. Da musste ich es mir gerade nochmal ganz genau anschauen und eigentlich ist das für mich nur eine Sache, die was verraten könnte … wobei es mich dann nicht überraschen würde, wenn es das ist, was ich denke.
    Ansonsten freuts mich, dass dir das Buch an sich gefallen hat. Bisher gehen die Meinungen da ja doch ein wenig auseinander.

    Lieben Gruß
    Andrea

    1. Hallo Andrea,
      man ist nur so alt, wie man sich fühlt 😛 Nee ich verstehe aber, was du meinst. Ich merke auch, dass mich zu junge Protagonisten manchmal mehr nerven, als ansprechen. Was ja auch okay ist, da man selbst eben auch keine 16 mehr ist.
      Die Grundgeschichte fand ich auf jeden Fall nicht schlecht, auch wenn es einige Sachen gab, die ich eben nicht komplett mochte… Ob du es lesen willst oder nicht 😀 Tja das weiß ich auch nicht 😉 Ich habe auch schon gehört, dass es viel Kritik gibt, habe aber selbst noch nicht in so viele Rezis geschaut, auch um mich vorher eben nicht beeinflussen zu lassen.
      Liebe Grüße
      Dana

      1. Hehe, okay, dann bin ich eben alt 😉 aber du hast schon recht – gerade die wirklich jungen Protagonisten, die gerade so Teenageralter haben, können mich meistens einfach nicht mehr reizen … ist mir dann einfach zu Teenie und Glitzer.

        Ich hab bisher noch nicht so wirklich eine überschwänglich positive Rezension gesehen. Nur viele verhaltene, so wie deine von der Bewertung her, oder eben schlechter. Ich schätze, ich werds wohl nicht lesen, gibt genügend andere Bücher, auf die ich viel mehr Lust habe 😉

        Lieben Gruß
        Andrea

        1. Ach was, so alt bist du doch noch gar nicht 😀 Ich bin älter 😉
          Ich lese zwar ganz gern Jugendbücher, ich brauche das aber auch nicht ständig und merke, dass ich da auch wählerischer werde und mir manches dann eben zu naiv und zu drüber ist.

          Ich bin zwar neugierig auf Band zwei und werde ihn vermutlich auch lesen, wenn er denn übersetzt wird, aber ich würde das Buch jetzt auch keinem überschwänglich ans Herz legen. Da gibt es echt bessere Bücher, die mich mehr fesseln konnten 😉
          Liebe Grüße

          1. Ja okay, das ist wahr^^
            Ja, so geht es mir auch. Wobei den Eindruck habe, dass es da jährlich ein bisschen schlimmer wird und ich immer kritischer werde bei der Auswahl. Die Handlung/das Setting sind ja meistens noch okay, aber bei den Protagonisten (vor allem eher bei den weiblichen) hörts dann auf.

            Lieben Gruß

          2. Eigentlich ist es doch aber auch schön, dass man nicht für ewig den gleichen Geschmack hat, so kann man dann auch mal andere Genre austesten und neue Autoren für sich entdecken 🙂
            Und sich von den Jugendlichen irgendwann ein bisschen zu distanzieren, ist vermutlich eher normal, als dass es uns Sorge machen müsste 😉

          3. Ja, da hast du wahrscheinlich recht … mit beidem 😉 wobei ich genremäßig eigentlich immer noch in den gleichen unterwegs bin. Nur Jugendbuch eben ein bisschen weniger als früher^^

  2. Ich habe bis jetzt tatsächlich kaum etwas gutes zu diesem Buch gehört und schon allein wegen der Ähnlichkeit zu Selection erscheint die Reihe für mich nicht wirklich interessant. Eigentlich Schade!
    Liebe Grüße
    Sarah

    1. Hallo Sarah,
      ja es gibt da wohl sehr viel Kritik, das habe ich auch schon gehört, selbst aber noch nicht so intensiv verfolgt, ich wollte ja gern unvoreingenommen an das Buch gehen. Da es kein Auswahlverfahren oder sowas gibt, ist es von der Geschichte an sich nicht unbedingt wie Selection. Aber es gibt einen König und Höflinge 😀 Wie ähnlich man es findet, liegt vielleicht auch ein wenig im Auge des Betrachters. Gewisse Parallelen gibt es schon.
      Liebe Grüße
      dana

  3. Hallo liebe Dana,
    ich musste so lachen: Als ich gerade Delia Grace bei dir gelesen habe, hat sich bei mir auch alles zusammengezogen. Der Name ist wirklich übel und der Charakter ging mir auch zunehmend auf die Nerven. Was die überraschende Wendung angeht: Ich hätte mit sowas auch nie gerechnet und fand die Wendung daher schon wieder sehr genial. Ich kann aber auch Leser/innen verstehen, die das anders sehen. Was das Cover angeht: Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es spoilert. Ich musste es mir gerade nochmal genauer ansehen. Irgendwie habe ich es immer noch nicht raus … Darüber müssen wir nochmal in einer SN sprechen! :o) Du hast mich damit total neugierig gemacht! :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      wenn sie erst etwas später aufgetaucht wäre, wäre es vielleicht auch was anderes gewesen, aber Delia Grace war ja von Anfang an mit dabei und hat sich sofort ins Gedächtnis gebrannt.
      Ja diese Wendung… ich bin immer noch zweispaltigen 😀 Auf der einen Seite genial, weil unerwartet, auf der anderen Seite war es mir einfach zu heftig.
      Lassen wir uns mal überraschen, was der zweite Band dann noch so für Überraschungen bereithalten wird.
      Liebe Grüße
      Dana

Schreibe einen Kommentar

(Kommentare werden von uns freigeschaltet.)

Mit dem Absenden des Formulars werden deine Nachricht sowie dein Name und deine Webseite (freiwillige Angaben) gespeichert. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung.