© Bastei Lübbe | Der unbekannte Kimi Räikkönen . Autor: Kari Hotakainen erschienen Oktober 2018 272 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Bastei Lübbe |
Seit Jahren schaue ich, wenn zuletzt auch eher unregelmäßig, Formel 1. Der coole, wortkarge Finne gehört dabei schon lange zu meinen Lieblingsfahrern. Den Klatsch und Tratsch rund um die Rennstrecke verfolge ich nicht und Kimi ist ja nicht gerade bekannt dafür, besonders gesprächig zu sein. Daher war ich neugierig darauf, was der Autor aus dem Rennfahrer herausbekommen hat.
Die Art, die das Buch geschrieben ist, finde ich interessant. Kimis Leben wird nicht konsequent chronologisch geschildert. Der Autor hat Räikkönen offensichtlich über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet, war bei mehreren Rennwochenenden dabei und hat die Familie zuhause besucht. Immer wieder erzählt Kari Hotakainen von dem, was er in einer bestimmten Situation, beispielsweise an der Rennstrecke, erlebt und wie er Kimi und seine Familie wahrnimmt, wenn er diese zwischen den Interviews beobachtet.
Das Buch startet an einem dieser Rennwochenenden. Im Präsens schildert der Autor seine Erlebnisse. Wie Räikkönen im Hotel von Fans erwartet wird und Autogramme gibt. Wie er auf Kimis Rückbank zur Strecke mitfährt. Andere Kapitel ‚spielen’ im Haus des Weltmeisters, wo Kari Hotakainen den Familienvater im Spiel mit seinen Kinder beobachtet.
Eingebunden in diese Eindrücke Hotakainens sind Schilderungen aus Kimis Kindheit, Interviewantworten und auch Aussagen von Verwandten und Kollegen.
Dabei arbeitet Hotakainen sich zwar im Großen und Ganzen langsam von Kimis Kindheit zum zweiten Ferrarieinsatz vor, aber es gibt auch immer wieder zeitliche Sprünge und kleine Anekdoten am Rande.
Kari Hotakainen hat einen angenehmen Stil, das, was er sieht, und das, was er erfährt, zu verbinden. Was mich allerdings ein wenig gestört hat, ist, dass er teilweise der Meinung ist, Kimis Gedanken beschreiben zu können und ihm damit Dinge in den Mund legt, die zumindest nicht offensichtlich zu irgendeinem Zeitpunkt gesagt wurden. Auch kommt es in der teils sprunghaften Erzählweise vor, dass Ereignisse im Verlauf des Buches unnötigerweise doppelt geschildert werden.
Zudem habe ich immer wieder den Eindruck gewonnen, dass er von dem Sport, über den er dort schreibt, nicht allzu viel hält.
Von Kimi entsteht ein sehr unterschiedliches Bild: liebender Familienvater, ehrgeiziger Sportler, dauerbetrunkener Partygänger… Aus einigen Abschnitten seines Lebens erfährt man nicht besonders viel, während seine Alkoholabenteuer unnötig ausführlich geschildert werden.
Wirklich interessant fand ich hingegen, wie die Leute, mit denen Kimi im Verlauf seiner Karriere gearbeitet hat, ihn erlebt haben und wie diese ihn beschreiben. Diese persönlichen Eindrücke finde ich viel spannender als trockene Rennstatistiken: Diese gibt es am Ende nämlich auch noch. Sämtliche Ergebnisse von Räikkönens Formel 1-Einsätzen (bis Sommer 2018, als das Buch gedruckt wurde) sind tabellarisch festgehalten. Zudem enthält das Buch einen kurzen Lebenslauf, in dem auch seine Rennerfolge aus andern Klassen aufgelistet sind, und jede Menge Fotos – Privataufnahmen als Kind und mit seinen Kindern sowie Fotos bei der Arbeit.
Ganz am Ende gibt es noch Kimis besten Interviewantworten. Ganz trocken übersetzt. Ich habe Tränen gelacht.
Fazit
Das Buch gibt interessante Einblicke in das Leben des wortkargen Rennfahrers. Während manche Lebensphasen allerdings sehr knapp geschildert werden, werden andere Ereignisse, die vielleicht besser privat hätten bleiben können (sofern das bei einer öffentlichen Person halt möglich ist…), fast schon langatmig ausführlich ausgeführt.
Grundsätzlich mochte ich die Art, wie Kari Hotakainen eigene Erlebnisse an der Rennstrecke mit den Einblicken in Kimis Kindheit und Karriere vermischt. Allerdings gibt es einige Dinge, die er im Verlauf doppelt erwähnt und er neigt immer wieder dazu, sich die Gedanken der Räikönens auszudenken. Ein paar mehr tatsächliche Aussagen Kimis zu seinem Werdegang anstelle der Zusammenfassungen des Autors hätte ich schön gefunden. Kimi kommt vergleichsweise wenig zu Wort, obwohl Hotakainen die meiste Zeit um ihn herumschwirrt.