[gelesen] Sprichst du Schokolade? von Cas Lester

Rezensionsexemplar

© arsEdition
Sprichst du Schololade?
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Autorin: Cas Lester
erschienen Juli 2018
240 Seiten
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ars Edition

ernste Thematik in locker-leichter, aber auch berührender Erzählweise

Die 12-jährige Josie geht in die siebte Klasse. Dort schlägt sie sich mit ganz alltäglichen Problemen herum: die Hausaufgaben nerven und es gibt Stress mit der besten Freundin. Als Nadima neu in ihre Klasse kommt, steht Josie vor einem Problem, denn Nadima spricht ihre Sprache nicht. Doch Josie findet einen Weg, sich trotzdem mit dem Mädchen anzufreunden. Denn Süßigkeiten mag einfach jede/r…

Josie ist ein toughes Mädchen mit einem klaren Ziel: Sie will später Millionärin werden. Sie hat so manche verrückte Idee und wenn ihr etwas nicht passt, kann es auch schon mal passieren, dass sie einem Lehrer eine Standpauke hält. Auch in anderen Bereichen hat sie ihr Temperament nicht immer im Griff, mehrfach handelt sie, ohne ihre Taten bis zum Ende zu durchdenken. Dabei hat sie aber immer nur gute Absichten. Sie ist die Ich-Erzählerin der Geschichte und so ist die Sprache insgesamt leicht verständlich.

Nadima ist das ganze Gegenteil. Sie ist eher ruhig und schüchtern und beobachtet viel, was natürlich auch der Sprachbarriere geschuldet ist. Doch auch sie macht deutlich, wenn ihr etwas nicht gefällt. Denn in ihrem Drang, zu helfen, schießt Josie manchmal über das Ziel hinaus.

„Sprichst du Schokolade“ beinhaltet verschiedene alltägliche Themen: vergessene Hausaufgaben und unbeliebte Lehrer, Konflikte zwischen Freundinnen oder Streit in den Scheidungs- und Patchwork-Familien. Und mittendrin wird die Flüchtlingsthematik eingewoben – denn Nadima stammt aus Syrien.

Josie lässt die Leser nicht nur an ihren Gedanken teilhaben, sie spricht die Leser auch direkt an. Dabei versucht sie mehrfach, sich in Nadima hineinzuversetzen, wie schwer es sein muss, sein Zuhause zu verlieren und in einem Land zu landen, wo einen die Leute kaum verstehen.
Der Prozess, wie Josie und Nadima, die anfangs nur wenige Worte wechseln können, sich anfreunden und Wege finden, miteinander zu kommunizieren, ist sehr nachvollziehbar beschrieben. Wenn ihnen die Worte fehlen, behelfen die zwei sich mit Emojis oder einem Übersetzungsprogramm. Und Taten sagen ja ohnehin viel mehr als Worte.
Josie bringt viel Geduld und Einfallsreichtum mit. Deutlich wird aber auch, dass gut gemeint nicht immer gut gemacht ist. So tritt Josie in einige Fettnäpfchen und löst dadurch unglückliche Situationen aus, in denen sie allerdings mehr über Nadima und ihre Familie erfährt.

Das Buch wird vom Verlag für Leser und Leserinnen ab 10 Jahren empfohlen. Aufgrund der Sprache und auch der kindgerechten Umsetzung der Thematik finde ich die Altersempfehlung passend – aber nicht unbegleitet.
Denn Nadimas Schicksal wird sehr eindringlich geschildert. Josie erfährt, was Nadima in Syrien erlebt hat und wie traumatisiert sie immer noch ist. Politische Hintergründe spielen keine Rolle und die Beschreibungen sind auch nicht unbedingt blutig – aber dennoch grausam und berührend. Ich musste auch so manches mal schlucken. Dennoch empfand ich die Schilderungen als sehr passend, die grausame Realität wird nicht beschönt, aber auch nicht übertrieben ausgeschlachtet. Dabei liegt der Schwerpunkt aber eben nicht auf der schlimmen Vergangenheit, sondern auf dem neuen Leben, auf das Nadima und auch ihre sympathische Familie sich mit viel Freude einlassen.

Fazit

Ich war neugierig, wie die Flüchtlingsthematik in einem Kinderbuch untergebracht wird und finde die Geschichte sehr gelungen. Neben alltäglichen Problemen wie Streit mit Eltern oder Freunden wird das Schicksal der zwölfjährigen Nadima in Josies Alltag eingewoben, wobei die Leser immer mehr Fakten über ihre Vergangenheit erfahren, je besser sich die zwei Mädchen anfreunden. Es ist keine Geschichte mit erhobenem Zeigefinger, aber dennoch macht Josies Verhalten deutlich, wie wichtig Geduld, Akzeptanz und Verständnis sind, Hilfsangebote aber auch komplett nach hinten losgehen können.
Im Vordergrund stehen Nadimas Erlebnisse im neuen Land, aber auch auf die Ereignisse in Syrien wird zurückgeblickt – auf sehr eindringliche, berührende Art. Dabei ist der Erzählstil ansonsten insgesamt sehr locker, fröhlich, aber auch immer wieder nachdenklich. Das Buch ist definitiv nicht nur für Kinder/ Teenanger geeignet. Mich konnte die Geschichte auf jeden Fall packen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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