[gelesen] Kiera Cass – Selection

©Fischer Verlag

 Selection
Band 1
Autorin: Kiera Cass
erschienen Februar 2013 (HC)

süße Geschichte mit viel Gefühl und authentischer Protagonistin

 

In Illeá ist die Bevölkerung in Kasten organisiert. Die Herkunft bestimmt über die Zukunft, das Vermögen, die Jobs und die dadurch teilweise sehr geringe Chance, aufzusteigen. Als das Königshaus aufruft, sich für ein Casting für die künftige Prinzessin zu bewerben, sind alle ziemlich aus dem Häuschen – alle außer America. Sie hat ganz eigene Träume, Ziele und Hoffnungen und viel anderes im Sinn, als Prinzessin zu werden. Wie es das Schicksal so will, landet America dann allerdings doch beim Casting und so nimmt alles seinen Lauf. Unter anderem durch Americas Einstellung fällt sie auf, allerdings anders, als man vielleicht erwartet. Let the show beginn.

Der Schreibstil von Kiera Cass ist sehr angenehm, flüssig und bildhaft. Die anschaulichen, detaillierten Formulierungen lassen Illeá und die Bewohner lebendig werden. Die Welt ist gut strukturiert, aber die Unterschiede sind gravierend. Wer nicht zu den oberen Kasten gehört, muss sehen, wo er leibt und wie das zur Verfügung stehende reicht, um die Familie zu versorgen. Im Laufe der Geschichte bekommt man gute Einblicke in den Aufbau von Illeá, den Berufen, die den Kasten zur Verfügung stehen, den möglichen Aufstiegschancen, den Familienstrukturen und der Gründungsgeschichte. Dadurch werden einige Geschehnisse, Missgunst, Neid und Konflikte nachvollziehbarer.

Obwohl America eine „Fünf“ ist und damit nicht zur reichen, gut versorgten Gruppe von Menschen gehört, ist sie sehr hilfsbereit, mitfühlend und kümmert sich um die, die ihr wichtig sind oder auch Kasten unter ihrer eigenen. Für sie zählt das Wesen des Menschen mehr, als seine Herkunft. Dennoch ist sie nicht frei von Vorurteilen, da sie mit festen Regeln und teilweise Verboten aufwächst, die sie einengen und beschränken.

Besonders schön fand ich es, ihre Entwicklung zu begleiten. Durch die Ich-Perspektive ist man sehr nah bei der Protagonistin und bekommt ihre intensiven Gefühle und Gedankengänge hautnah mit. America ist manchmal aufbrausend, temperamentvoll und handelt bzw. spricht nicht immer mit Bedacht. Aber sie ist in der Lage, Fehler einzusehen, sich zu entschuldigen und Dinge zu hinterfragen, die sie zunächst aufwühlten. Ihre Gedanken werden tiefgründiger und auch wenn sie die Vorzüge im Palast genießt, vergisst sie nie, woher sie kommt.

Mir ist sie im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen. Sie bringt mit ihrer offenen, manchmal sarkastischen Art ein wenig frischen Wind in die sonst oft steife Truppe der ausgewählten Mädchen. Sie gibt sich auch dem Prinzen gegenüber nicht immer so förmlich, wie wohl angebracht wäre, was die Kommunikation normaler macht und einem mehr das Gefühl gibt, dass der Prinz irgendwie halt auch nur ein Mensch ist. Amierca bleibt einfach sie selbst, ob das dem Rest nun passt oder nicht. Damit ist sie auch viel authentischer, als die anderen potenziellen Prinzessinnen, die um die Krone kämpfen.

Das Casting verläuft bei so vielen jungen, weiblichen Teilnehmerinnen natürlich nicht ohne Zickerei, Intrigen, Streit und den Versuchen, die anderen auszustechen. Neben den Problemen, die die Damen hier selbst verursachen, gibt es jedoch noch weitere Bedrohungen, die außerhalb der Palastmauern lauern. Rebellengruppen greifen das Königshaus an, in unterschiedlicher Intensität und mit verschiedenen Motiven, aber immer Furcht und Schrecken verbreitend.

Neben der Wahl der Prinzessin wird es also auch turbulent. Die verschiedenen Komponenten sorgen für eine interessante, spannende, abwechslungsreiche Handlung, auch wenn das Tempo nicht enorm hoch ist und sich die Ereignisse eher selten überschlagen. Das sorgt aber nicht für ein Stocken in der Geschichte. Ich habe mit America gegrübelt, gerätselt und mit ihr mitgefiebert und bin wirklich neugierig, was es noch alles zu erfahren gibt und vor allem auch, wie sich der Weg von America entwickeln wird.

Fazit

Eine eher lockere Geschichte mit viel Gefühl, aber auch Spannung, Turbulenzen und Geheimnissen, die noch gelüftet werden wollen. Auch wenn America nicht immer ganz einfach ist, hat sie mir als Protagonistin gut gefallen und ich habe sie sehr gern begleitet. Ich bin nun neugierig, was mich im zweiten Band erwarten wird.

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