[gelesen] Die Flegel-AG: Gib mir ein F! von Jasmin Schaudinn

Rezensionsexemplar

© Carlsen
Die Flegel-AG: Gib mir ein F!
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Jasmin Schaudinn
illustriert von Sabine Mielke
erschienen im Februar 2024
64 Seiten
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Carlsen

Ja, man muss nicht immer alles so ernst nehmen, oder…???

Die Optik des Buches ist sehr ansprechend. Große, knallbunte Grafiken, große Schrift, vergleichsweise wenig Text und immer wieder große Sprechblasen und bunte Wörter lockern das Buch auf. Leider sind ein paar Wörter so auf den Seiten platziert, dass in der Buchmitte im Knick ein paar Buchstaben verschwinden.

„Vor Risiken und Nebenwirkungen für Streberinnen und Langweiler wird gewarnt“ – heißt es auf der Rückseite des Buches.
Wer lernt, ist ein Streber, und das ist schlecht! Schließlich ist dieser Begriff im Deutschen eher negativ behaftet. Und damit fangen die Beleidigungen schon an, bevor man das Buch überhaupt aufgeschlagen hat. Allerdings sind hier die Mädchen Streberinnen und die Jungs einfach nur so langweilig. Schön, dass wir dies schon mal geklärt hätten.

Dennoch richtet sich das Buch durchaus an alle Kinder: So ist es eine weiblich und eine männlich gelesene Person, die in der Geschichte von der Flegel-AG erfahren und unbedingt dabei sein möchten. Dafür ist eine Aufnahmeprüfung notwendig. Schließlich wollen sie nur „echte Macher. Ehrlose Lappen“ (S.22) kann die Flegel-AG nicht gebrauchen. Fast schon überraschend, dass sie sich nicht Flegel-Gang nennen…

Lernen müssen die zwei nun rotzige Abzählreime, glibberige Schleimherstellung und nicht zu vergessen, Schimpfwörtererfindung. Schade, dass es nicht bei den Schimpfwörtern bleibt, die ja durchaus ohne Adressat für sich stehen können (Alternativen zu ‚scheiße’ wären ja nicht so verkehrt, denn scheiße sagt man ja schließlich nicht…), sondern dass es letztlich Beleidigungen werden, die man einander um de Ohren hauen kann. Dass unsere Grundschüler mit Begriffen wie „Kotzekauer“ um sich werfen, mag manches mal zwar eine Verbesserung zu den derzeit teils verwendeten Begrifflichkeiten sein, aber ist es wirklich notwendig, ihre Ekelkreativität zu fördern?

Die Geschichte endet nach einigen Lektionen in Flegeligkeit und einer zackig abgelegten Prüfung sehr abrupt. Schade, dass uns das Buch nicht verrät, was die neu-Flegel, die sich nach ihrer Aufnahme so „krass und wild wie noch nie“ (S.61) fühlen, mit ihrem neuen Flegel-Status für Unwesen treiben werden. Vielleicht dann im zweiten Band – Flegel-sein für Fortgeschrittene? (Buchtitel ausgedacht, es wird aber tatsächlich im nächsten Jahr einen weiteren Band geben)

Das Buch hatte mich interessiert, da es bei uns an der Schule demnächst AGs geben wird. Warum also nicht ein witziges Erstlesebuch zum Thema bereithalten?
Nun bin ich unentschlossen, ob ich die Flegel-AG auf Kinder loslassen möchte.

Dabei bin ich davon überzeugt, dass das Buch aufgrund der bunten Optik und des Inhalts den jungen AdressatInnen durchaus Spaß machen würde. Die Kreativität, eigene Schimpfwörter zu erfinden oder sich weiteren flegeligen Unsinn auszudenken, wird definitiv angeregt.

Kinder sollen Kinder sein, keine Frage. Spaß haben, Quatsch machen. Es muss nicht alles immer pingelig, ordentlich und steif sein.
Aber furzen, rülpsen und fluchen lernen, muss das wirklich sein…? Man stelle sich eine Schulklasse von 25 Kindern vor, die alle gleichzeitig beschließen, ihre Flegel-Fähigkeiten zu demonstrieren… Zudem ist mir die Sprache insgesamt etwas zu schnodderig.

Die Autorin dieses Textes behält es sich nun zumindest vor, auf eine Sterne-Bewertung zu verzichten. Das wäre viel zu streberhaft…

 

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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