[gelesen] Schatten – Der Pakt von Timo Parvela

Rezensionsexemplar

© arsEdition
Schatten – Der Pakt
Schatten 1
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Timo Parvela, Pasi Pitkänen (Illustration)
erscheint am 31.8.2023
ab 10 Jahren
192 Seiten
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arsEdition
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gute Mischung, besondere Atmosphäre im finnischen Winter

Als Pete im Kaufhaus in der Schlange für den Weihnachtsmann ansteht, kommt er sich mit seinen 13 Jahren ein wenig fehl am Platz vor. Was soll der Kaufhausweihnachtsmann schon für ihn tun? Immerhin möchte er nicht ein neues Spielzeug oder Handy haben, sein Wunsch ist viel größer, viel wichtiger. Er möchte seiner besten Freundin Sara helfen, die unheilbar krank ist. Kurz bevor er doch noch flüchten kann, ist er dann an der Reihe und da er nichts zu verlieren hat, flüstert er dem Mann seinen Herzenswunsch ins Ohr. Niemals hätte er wartet, was dann passiert. Nach einem nächtlichen Besuch von einer düsteren Kreatur ist klar: Sara wird wirklich gesund. Der Preis, den Pete dafür zahlt, scheint klein und nicht der Rede wert zu sein. Doch bald stellt der Dreizehnjährige fest, dass man ohne seinen Schatten eben doch nicht mehr so ganz man selbst ist. Gemeinsam mit Sara schmiedet Pete einen Plan, um die Schatten zurück zu holen, denn er ist längst nicht der einzig, dem sein Schatten fehlt…

Die Aufmachung des Buches gefällt mir richtig gut. Schon das Cover vermittelt einen geheimnisvollen, düsteren Eindruck, der auch innerhalb der Geschichte immer wieder zum Tragen kommt. Die Illustrationen sind richtig toll, mir gefällt der Stil sehr und ich mag auch, dass sie eher farbreduziert sind. Viel in Grautönen bzw. eher dunkel gehalten mit kleineren Farbakzenten. Das passt gut zur Geschichte und macht die Bilder besonders atmosphärisch. Die Handlung wird damit gut unterstützt, vieles wird noch lebendiger und besser vorstellbar und auch der kleine Gruselfaktor, der immer wieder mitschwingt, wird noch unterstützt. Da das Buch im finnischen Winter spielt, wird bei den Illustrationen auch gut mit dem Wetter und den unterschiedlichen Lichtverhältnissen gespielt, was ich ebenfalls sehr mochte.
Die Kapitel sind kurz, so dass man gut auch Pausen beim Lesen einlegen kann und gleichzeitig das Gefühl hat, flott voranzukommen. Gedankengänge, die Pete sich notiert, sind anders formatiert, so dass diese einem auch direkt ins Auge springen.
Von der Sprache ist es einfach gehalten, so dass es auch für Lesende ab 10 Jahren verständlich sein sollte. Man erlebt die Geschichte durch einen personalen Erzähler. Die meiste Zeit ist man mit Pete unterwegs, es gibt aber auch Kapitel, in denen man andere Charaktere begleitet, wie Uudit, die Schattenflickerein. Damit wird die Handlung noch etwas komplexer und man erhält mehr Überblick über die Dinge, die in einem Zusammenhang zueinander stehen, auch wenn Pete das noch nicht überblicken kann.

Als Pete das Angebot bekommt, seinen Schatten herzugeben, denkt er sich erst mal nicht so viel dabei. Sein Wunsch, Sara gesund zu machen, überwiegt. Als er dann aber seinen Schatten verloren hat, wird ihm nach und nach klar, was es wirklich bedeutet und wie sehr ihn das verändert. Mit seinem Schatten ist auch ein Teil seines Selbst verschwunden und was zurückgeblieben ist, kann er selbst nicht unbedingt leiden – auch wenn er etwas braucht, um was zu merken. Mit der Zeit entdeckt Pete auch immer mehr Menschen, die keinen Schatten mehr haben und achtet genau darauf, wie sie sich verhalten und auch, wie sie sich vielleicht verändert haben, sollte er sie vorher schon gekannt haben. Das ist für ihn sehr erschreckend, auch wenn die Auswirkungen nicht bei jedem gleich sind. Unmöglich kann es so weitergehen, dass immer mehr ihren Schatten verlieren, deswegen wollen Sara und er etwas tun, um die Entwicklung aufzuhalten. Ob das gelingt und welche Abenteuer sie dafür bestehen müssen, erfährt man dann wohl erst in der Fortsetzung.
Im Auftakt benötigt es etwas Zeit, bis sich dann mehr erschließt, was eigentlich los ist, dass mehr dahintersteckt und wie weitgreifend die Entwicklung inzwischen schon zu sein scheint. Manche Dinge bleiben auch noch offen, aber da es eine Fortsetzung gibt, ist das auch nicht verwunderlich.
In die Handlung eingeflochten werden auch soziale Aspekte, Bereiche der Politik und des Weltgeschehens. Im Hauptfokus stand für mich aber die Freundschaft zwischen Pete und Sara, die nicht immer gleich ist und auch von den Veränderungen durch den Schattenverlust geprägt wird. Und eben das, was es mit Pete selbst macht. Eingearbeitet sind auch Aspekte der finnischen bzw. nordischen Mythologie, was die Atmosphäre im Buch ebenfalls prägt.

Zwischendurch ist es auch nachdenklich und von der Stimmung eher düster. Einige der Wesen, die da so auftauchen sind etwas grusliger, denen möchte man nachts wohl nicht so gern allein begegnen. Damit ist es sicher auch nicht für jedes Kind etwa. Eine gewisse Spannung ebenfalls wird aufgebaut, begleitet von vielen offenen Fragen. Zum Ende hin wird das Tempo dann auch etwas mehr angezogen, als es vorher der Fall war.
Es gibt sehr viele Dialoge, neben den Gedankengängen. Manche der Gespräche wirkten für mich jedoch ein wenig gestelzt oder irgendwie unfertig. Vielleicht liegt das an der Übersetzung oder daran, dass man vielleicht Redewendungen als solche nicht so kennt oder nicht so versteht, wie sie im Original gemeint gewesen wären?! Hin und wieder dachte ich zumindest „äh, das war jetzt aber platt“ oder „was soll mir das jetzt sagen?“. Das hat mich aus dem Lesefluss immer ein wenig rausgerissen, auf andere mag das aber nicht so wirken oder man liest darüber hinweg. Ich fand, die gesamte Dynamik und Stimmung im Buch war auch einfach eine andere, als man es sonst gewohnt ist. Das ist ja nicht schlecht, nur eben etwas ungewohnter vom Erzählstil und der aufgebauten Atmosphäre.
Insgesamt baut die Geschichte schon eine gewisse Tiefe auf, auch durch das viele Nachdenken und in sich reinhören, auch wenn die Figuren jetzt nicht alle total detailliert ausgearbeitet werden. Immer wieder gibt es auch hoffnungsvolle Augenblicke und die Charaktere ziehen viel Kraft aus ihrer Freundschaft.

Fazit

Die Geschichte war interessant zu verfolgen und baut zum Ende hin dann auch mehr Spannung und Tempo auf. Es gibt nachdenklichere Passagen, offene Fragen, stärkere Auswirkungen des Schattenverlustes, als Pete es erwartet hätte, kleine Herausforderungen, Abenteuer, die dann in der Fortsetzung zu bestreiten sind, kleine düstere, mystische Momente und viele Dialoge, die mir manchmal von der Dynamik allerdings nicht ganz so lagen. Das Buch hat eine besondere Atmosphäre, was sicher an der Mischung der Themen und der Entwicklungen, vielleicht aber auch am Ursprungsland Finnland liegt. Mir persönlich lag der Stil nicht komplett, aber es hat trotzdem Spaß gemacht die Geschichte zu verfolgen und ich bin auch neugierig auf die Fortsetzung.


bis

Ich danke dem Verlag und vorablesen für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] Schatten – Der Pakt von Timo Parvela“

  1. Hi Dana!

    Das Cover hat mich hier ja auch sofort angesprungen! Und die Idee mit dem „Schatten“ plus dem Namen „Pete“ also Peter (Pan), da war natürlich sofort eine Parallele gezogen. Aber ansonsten hat es nichts mit dem Klassiker zu tun oder?
    Für ein Kinderbuch klingt es schon etwas herausfordernd mit den Themen, aber für mich klingt es erstmal echt spannend, allerdings würde ich das Lesen dann tatsächlich eher in den Winter verlegen. Mit Weihnachten mag ich mich einfach außerhalb der Weihnachtszeit nicht beschäftigen *lach*
    Jedenfalls bin ich jetzt noch neugieriger darauf!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Alex,
      mh, nee also ich hätte jetzt keine Parallelen zu Peter Pan gezogen. Falls es welche gibt, dann sind die sehr versteckt 😉 Das Lesen des Buches passt in den Winter sich noch etwas besser, weil man dann intensiver in die Umgebung mit all dem Schnee und der Dunkelheit eintauchen kann, aber mir ist das ja relativ egal, zu welcher Jahreszeit ich sowas lese 😉 Weihnachten spielt nur am Anfang eine Rolle, weil es mit dem Weihnachtswunsch losgeht. Danach ist zwar Winter, aber Weihnachten spielt nur noch am Rande eine Rolle bzw. der Weihnachtsmann… Es dreht sich ja dann mehr um die Schatten und die, die die Schatten verloren haben, was es mit denen macht und so. Das Cover von Band zwei habe ich auch schon gesehen, ich weiß spontan jetzt aber gerade gar nicht, wann es erscheint.
      Liebe Grüße,
      Dana

      1. Band 2 sieht sehr winterlich aus, ich hab grade mal nachgeschaut, das kommt im Oktober raus 🙂

        Hm, komisch, ich hätte das jetzt schon erwartet. Denn Peter Pan kommt doch zu Wendy ins Zimmer weil er seinem Schatten folgt, der ihm abgehauen ist … aber gut. Durch die ganzen Adaptionen sieht man wohl oft solche Bezüge auch wenn sie dann gar nicht da sind *lach*
        Ein Band 3 wird ja auch noch kommen hab ich gesehen, ich werde dann wohl erstmal warten.

        1. Mhm…. vielleicht habe auch die die Geschichte von Peter Pan nicht so auf dem Schirm 😀 😀 das wäre wohl auch möglich 😉
          Aber der Schatten von Pete haut ja nicht ab, er gibt ihn ab, um Sarah zu retten. Nur dass er dann merkt, dass ohne doch doof ist. Und es gibt eben noch mehr, die ihren Schatten abgegeben haben, aus sehr unterschiedlichen, manchmal sehr nichtigen oder machtgierigen Gründen und das verändert dann nach und nach die Leute…

          Ach Band 3 auch noch? 😀 Na dann liegt ja noch manches vor den Charakteren 😉 Dass Band zwei winterlich aussieht, wundert mich nicht, ich weiß ja schon ein bisschen, in welche Richtung es geht und es ist ja auch in Band eins schon Winter.

  2. Huhu liebe Dana,
    wie konnte mir diese Rezi entgehen? Ja, ich denke, mit diesem Buch ist es wie mit den nordischen Thrillern, sie sind dunkler als unsere. Okay, die Thriller noch brutaler 😉
    LieGrü
    Elena

    1. Hallo Elena,
      keine Ahnung 😀 Man kann ja aber auch nicht jede Rezi wahrnehmen, das ist doch total okay 😉
      So viel in den nordischen Geschichten bin ich nicht unterwegs, vielleicht wäre es dann gewohnter. Aber ich weiß nicht, ob es was daran geändert hätte, dass ich manche Dialoge nicht so richtig flüssig empfunden habe. Ich bin dennoch gespannt, wie der zweite Band dann so sein wird.
      Liebe Grüße,
      Dana

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