[gelesen] Flausch von Almut Schnerring

Rezensionsexemplar

© Carlsen
Flausch

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Almut Schnerring, Jennifer Coulmann (Illustration)
erschienen Juni 2023
ab 3 Jahren
32 Seiten
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Carlsen
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niedliches Kinderbuch, toll illustriert

Flausch ist neu in ein kleine Baumhaus eingezogen und wünscht sich so sehr ein paar Spielkameraden. Zwar macht das Flausch ganz viel allein, aber immer allein zu sein, findet es auf Dauer doch sehr langweilig. Die anderen Waldtiere trauen sich aber nicht so richtig zum Flausch, das immer wieder anders aussieht. Sie können Flausch nicht einordnen, nicht einschätzen. Flausch will sich aber auch nicht festlegen, da es mag, immer mal anders zu sein.
Als Flausch dann zu einem großen Fest einlädt, kommen alle Waldwesen gern dazu und bringen sogar Geschenke mit, jeder etwas anderes. So entsteht eine bunte Sammlung aus niedlichen, gemütlichen, wilden, schnellen, ruhigen und verzauberten Geschenken. Und obwohl eigentlich alles ziemlich gut war, gehen dann doch die Fragen wieder los. Was Flausch ist, wie Flausch ist und so weiter. Aber Flausch ist eben Flausch, mal ruhig, mal mutig, mal wild, mal gemütlich…. und das ist okay und gut so. Denn jeder darf auch mal anders sein, das sehen dann auch die Partygäste und probieren alle mal eines der Geschenke aus, das auf den ersten Blick vielleicht nicht zu passen scheint. So sind langsame Tiere dann mal schnell, schnelle Tiere mögen es gemütlich, ruhige Tiere machen mal etwas Wildes, Lautes. Und alle haben total viel Spaß dabei.

Das Buch ist wunderschön illustriert. Flausch ist super niedlich und sehr vielseitig. Flausch mag es mal bunt, mal einfarbig, langhaarig, kurzhaarig, so wie eben gerade die Stimmung ist. Genauso mag es auch mit unterschiedlichen Dingen spielen oder verschiedene Sachen machen.
Manchmal neigt man dazu, jeden in eine bestimmte Schublade zu stecken und nicht wieder raus zu lassen, aber man ist eben nicht immer gleich, man mag verschiedene Dinge, man möchte sich ausprobieren, Neues entdecken. Besonders für Kinder ist das wichtig, nicht alle anderen direkt auf etwas festzulegen und nicht mehr zuzulassen, dass sie auch andere Dinge mögen oder ausprobieren. Manchmal fällt es einem dann vielleicht schwer, den Gegenüber einzuschätzen, aber es ist ja viel wichtiger, dass es allen gut geht und alle glücklich sind und nicht, immer gleich zu sein.

Die Buchseiten leben von den farbenfrohen Illustrationen, die den Text gut widerspiegeln und lebendig machen. Die Textanteile sind überschaubar gehalten und sprachlich leicht verständlich, so dass auch jüngere Kinder dem Geschehen gut folgen können. Über das Vorgelesene hinaus gibt es dann auch noch einige weitere Dinge auf den wunderbar gestalteten Seiten zu entdecken.
Die eine oder andere Textstelle und Botschaft wird sicher auch dafür sorgen, dass man mit den Kindern noch mal darüber spricht und sie selbst auch ermutigt, Verschiedenes auszuprobieren, sich nicht zu schämen, wenn sie mal Lust auf anderes haben oder auch mal sagen zu können, wenn sie auf Irgendwas eben keine Lust haben, auch wenn sie es sonst vielleicht gern gemacht haben. Ich finde zwar schon, dass viel von dem in der Handlung mitschwingt, möglicherweise wird es aber nicht reichen, es ohne weiteres Gespräch so stehen zu lassen. Das wird sicher auch von den Kindern abhängen.
Auch die, die das Buch vorlesen, werden bestimmt was mitnehmen können. Denn als Erwachsener neigt man ja selbst auch sehr dazu, andere in Schubladen zu stecken und nur schwer dort wieder rauszulassen und auch selbst nicht mehr unbedingt Sachen auszuprobieren, die augenscheinlich nicht zu einem passen, obwohl man vielleicht neugierig darauf wäre. Auch sich selbst, die eigenen Handlungen und Ansichten zu hinterfragen, schadet nie. Ein wenig animieren soll dazu sicher auch das Nachwort. Und mir erschließt sich an sich natürlich schon der Sinn dieses Nachwortes, das sich an Eltern, Erwachsene, Erzieher und so weiter richtig. Trotzdem finde ich es immer ein wenig „schräg“, sowas in so niedlichen Kinderbüchern drin zu haben, weil sie auch den Zauber der Bilder für mich ein wenig verfliegen lassen. Für alle, die viel mit Kinder arbeiten oder selbst Kinder im entsprechenden Alter haben, kann es aber sicher auch eine Unterstützung sein, über das Buch zu sprechen und eigene Gedankenmuster zu durchbrechen. Obwohl inzwischen auch nicht mehr neu sein sollte, dass man nicht mehr in diesem klassischen Jungs-Mädchen Schema denken sollte, die Kids sich ausprobieren dürfen sollten, um sich frei zu entwickeln und so weiter.

Fazit

Ein toll gestaltetes, sehr niedliches Kinderbuch, das eine wichtige Botschaft mit sich bringt. Ich denke, viele Kinder werden Spaß mit dem vielseitigen Flausch haben und fühlen sich dann hoffentlich auch selbst animiert, sich auszuprobieren und auch andere sich ausprobieren zu lassen. Die Hauptsache ist ja, es geht allen gut und man behandelt sich respektvoll. Auf der eine oder andere muss man beim Vorlesen vielleicht dann auch noch mal näher eingehen oder auf kleine Dinge hinweisen, die im Gesamtkontext möglicherweise sonst untergehen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Flausch von Almut Schnerring“

  1. Hallo liebe Dana,

    ich bin überhaupt kein Freund von Schubladendenken. Natürlich ist es menschlich, dass man Dinge und Menschen immer wieder kategorisiert. Ich denke, das liegt daran, dass dieses Vorgehen Sicherheit vermittelt und hilft, mit Gedanken abzuschließen.

    Sobald man allerdings von seiner Umwelt Eigenschaften zugeschrieben bekommen hat, fällt es eben auch schwer sich zu entfalten, sich zu verändern und Neues für sich zu entdecken.

    Manchmal ist es vielleicht auch eine liebvoll gemeinte Eigenschaft, die einem zugeschrieben wird. Aber gerade diese Aussagen/Schubladen können einen eben auch extrem einschränken. Das Leben wird ja gerade durch Veränderungen interessanter. Oft braucht es auch einfach Veränderungen, damit man das innere Wohlbefinden aufrecht erhalten kann. Ein stoisches Verhalten kann eben auch auf Dauer unglücklich machen.

    Mit dieser Botschaft in diesem Buch hast du mich gleich gekriegt. Ich danke dir für diesen schönen Einblick in ein Buch, das mich auf den ersten Blick noch gar nicht so überzeugt hatte, wie es jetzt der Fall ist.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich erinnere mich daran, dass wir nach der Programmvorschau über das Buch gesprochen haben und Flausch dich irgendwie nicht so abgeholt hat 😀
      Für mich passte das Buch auf jeden Fall gut. Ich denke eben nur, man muss dann auch noch über den eigentlichen Text hinaus denken – und ggf. dann eben auch mit den Kids weiter darüber reden, das immer mal wieder ins Gedächtnis rufen, auf beiden Seiten, um die Chance zu geben, sich freier zu entfalten. Wie du schon sagst, manchmal braucht man einfach Veränderungen, um sich wohlzufühlen bzw. möchte man eben nicht jeden Tag gleich sein, weil man sich eben auch nicht gleich fühlt und dann einfach ausleben will, wie man sich fühlt. Alles sicher nicht ganz einfach und für andere manchmal auch nicht ganz einzuordnen, aber es könnte es leichter machen, sich nicht so eingeschränkt zu fühlen, wenn einfach mehr Akzeptanz, Toleranz und Varianz da ist.
      Liebe Grüße,
      Dana

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