[gehört] Das kleine Cottage in Cornwall von Jane Linfoot

© HarperCollins Audio
Das kleine Cottage in Cornwall

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Jane Linfoot
gelesen von Victoria Schätzle
erschienen März 2022
771Hörminuten, ungekürzte Lesung
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HarperCollins Audio
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nicht überraschend, aber schön zu verfolgen

Nach einem Schlaganfall ist vieles in Edies Leben nicht mehr, wie es zuvor war. Dinge, die ihr vorher leicht von der Hand gingen, bereiten ihr nun große Schwierigkeiten oder sind gar nicht mehr möglich. Sie muss sich zurück ins Leben kämpfen, immer darauf hoffend, dass ihre Einschränkungen mit ausreichend Geduld und Training vielleicht wieder weggehen und alles wird, wie es zuvor war. Um zur Ruhe zu kommen und Kraft für ihren Neuanfang zu sammeln, reist Edie zu ihrer Tante nach Cornwall. Die idyllische Umgebung verzaubert Edie und mit Hilfe der wundervollen Menschen vor Ort, arbeitet sie sich Stück für Stück zurück, damit sie in ihren alten Job und in ihr altes Leben zurückkehren kann. Allerdings kommt es dann doch noch mal anders.

Mich hat besonders das Handicap der Protagonistin gereizt, als ich zu der Geschichte gegriffen habe. Schlaganfälle können ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die Betroffenen haben, dementsprechend unterschiedlich ist es auch, was für Herausforderungen sie zu meistern haben, welche Hürden sie überwinden müssen, was noch geht und was eben nicht. Unabhängig davon, als wie schlimm Außenstehende diese Einschränkungen einstufen, bedeutete es für die Betroffenen große Umstellungen, viel Geduld und auch Akzeptanz für die neue Situation. Ich fand, Edies Umgang mit dem Thema war ganz gut im Buch dargestellt. Jeder ist da ja anders, aber man spürt verschiedene „Stufen“, die sie mit der Zeit so durchläuft. Von der Hoffnung, dass einfach von selbst alles wieder wird, wie es war, muss sie sich irgendwann verabschieden und ihr Glück selbst wieder in die Hand nehmen, wenn es auch anstrengend ist und sie damit vor anderen Menschen zugeben muss, was eben nicht so geht. Denn nicht alle Verluste von Fähigkeiten merkt man ihr direkt an. Ihre Probleme liegen vorallem im kognitiven Bereich, so dass sie das auch einige Zeit vor anderen verbergen kann. Nach und nach muss sie sich mehr mit dem auseinandersetzen, muss selbst aktiver werden und viel dafür tun, sich einige ihrer Fertigkeiten zurückzuerobern bzw. neu zu lernen. Dabei entstehen immer wieder Situationen, in denen sie frustriert ist, aber auch Augenblicke, in denen sie Hoffnung schöpft und sich darüber freut, dass sie Fortschritte macht. Sehr niedlich eingebaut ist dabei auch der kleine Nachbarsjunge Cam, dem das Lesen und Schreiben noch sehr schwer fällt und der gemeinsam mit Edie übt, damit sie beide besser darin werden. Aber nicht nur Cam hilft Edie dabei, sich in Cornwall wohl zufühlen, neue Kraft zu tanken und die neuen Herausforderungen anzugehen. Die kleine Gemeinschaft des Ortes hält zusammen und stellt innerhalb kürzester Zeit Großes auf die Beine. Auch organisieren sie viele Nachmittagsangebote, bei denen sich sowohl Edie als auch ihre Tante ausprobieren, neue Leidenschaften finden und im Ort integrieren können. Auch die Herzen der beiden Frauen bleiben davon nicht unberührt.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Edie geschildert, so bekommt man von ihren Gedanken und Gefühlen viel mit und kann auch die Veränderungen recht gut verfolgen. Zu Beginn der Kapitel gibt es immer „heroische“ Leistungen, die dann im Folgenden eine Rolle spielen. Manchmal sind diese Dinge recht klein, manchmal auch etwas größer, immer haben sie aber einen Bezug zu Edie und den Sachen, die sie in Angriff nimmt, in denen sie sich verbessert oder zu denen sie sich überreden lässt. Es war auf jeden Fall mal eine andere Art in die Kapitel einzusteigen.
Der Stil der Geschichte ist insgesamt eher locker-leicht und hat durch den idyllischen Ort, in dem nach und nach die Touristensaison anbricht ein gewisses sommerliches Feeling. Unterstützt wird das noch durch die Nähe zum Meer. Trotz der ernsten Thematik, die Edie zum Periwinkle Cottage geführt hat, wirkte die Stimmung innerhalb des Buches für mich nicht bedrückt. Natürlich werden zwischendurch auch mal Probleme gewälzt und Edie denkt über die Dinge nach, die eben nicht so gut gehen, die ihr zu schaffen machen und die ihr vorher leichter von der Hand gegangen sind. Es ist aber nicht anhaltend niederschmetternd, Edie steht mit der Hilfe ihrer Mitmenschen wieder auf und nimmt die kleinen und großen Aufgaben Dankbar an, die ihr gestellt werden. Ernstere Passagen werden dann auch schnell wieder durch fröhlichere Momenten abgelöst, in denen die tolle Stimmung in St. Aiden zum Tragen kommt.
An einigen Stellen hätte die Geschichte für mich noch etwas mehr Tiefe vertragen können. Auch wenn man von Edie viel mitbekommt und ich ihre Bewältigung des Themas größtenteils als authentisch und schlüssig empfand, blieben mir manche Dinge einfach noch zu sehr an der Oberfläche. Auch von den anderen Menschen in St. Aiden bekommt man größtenteils nur sehr wenig tiefer gehende Einblicke, was teilweise schade war. Dass es nicht ständig Überraschungen gab und die allermeisten Dinge, auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte, innerhalb des Buches erwartbar waren, hat mich nicht so sehr gestört. Es ist einfach eine schöne, eher ruhige Atmosphäre und es machte Spaß Edie zu begleiten.

Die Sprecherin hat eine angenehme Stimme, teilweise hätte ich mir in manchen Passagen die Emotionen noch etwas intensiver gewünscht. Manchmal blieb da für mich ein bisschen was auf der Strecke, wodurch man nicht so einen starken Bezug zur Protagonistin aufbaut. Die Charaktere konnte man durch die Anpassungen in der Tonlage recht gut voneinander unterschieden, so dass man auch in den Dialogen wusste, wer da mit wem spricht.

Fazit

Für Edie ist Cornwall nicht nur eine Auszeit, die ihr dabei helfen soll, wieder Kraft zu tanken und sich wieder herzustellen, um in ihr altes Leben zurückzukehren. Die Menschen, denen sie dort begegnet, schleichen sich recht schnell in ihr Herz und stellen immer wieder wundervolle Dinge auf die Beine, die Edie so schnell nicht vergessen wird. In so einer idyllischen Umgebung gelingt es ihr dann irgendwann auch, an den Sachen zu arbeiten, die ihr nach dem Schlaganfall schwerfallen. Insgesamt eine lockere Geschichte, die durch das Setting Sommerfeeling verbreitet, für meinen Geschmack hier und da aber noch etwas mehr Tiefe hätte vertragen können.


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