[gelesen] Wenn die Erde einen Tag alt wäre … Vom Urknall bis heute in 24 Stunden

Rezensionsexemplar

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Wenn die Erde einen Tag alt wäre … Vom Urknall bis heute in 24 Stunden

Tom Jackson, Nic Jones
erschienen im März 2023
64 Seiten
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arsEdition

Kompliziertes und komplexes Thema

Die Entstehung der Erde kindgerecht erklärt – die Idee hat mich sofort angesprochen. Die Umsetzung mit den 24 Stunden finde ich allerdings extrem schwierig. Das verwirrt erstmal mehr, als zu helfen, denn wie soll Kind sich vorstellen, dass wenige Minuten Millionen von Jahren (allein diese Zeitspanne ist ja schon schwer zu begreifen) entsprechen. Ich komme darauf später nochmal zurück…

Auch die Erklärungen finde ich für die Zielgruppe ab 9 Jahren an vielen Stellen zu kompliziert. So werden beispielsweise verschiedene Theorien zur Mondentstehung kurz angerissen. Dabei wird mit Formulierungen wie „Achtzigstel der Erdmasse“ und „Viertel des Erddurchmessers“ herumgeworfen. Aus meiner Berufserfahrung kann ich sagen: Viele 9-jährige haben mit dem kleinen Einmaleins genug zu tun… das System von Brüchen ist noch völlig unbekannt und beim schneiden einer Torte in Achtel dürften schon die ersten überfordert sein.
Klar, es gibt noch viele offene Fragen und verschiedene Theorien zu Entstehung der Erde und der Entwicklung des Lebens, aber müssen all diese Theorien und umstrittenen Ereignisse wirklich in ein Kinderbuch, das ja letztlich dazu dienen soll, einen ersten einfachen Überblick zu erhalten?

Es geht so kompliziert weiter. Die Entstehung von Vulkanen und Erdbeben werden nur im Nebensatz erwähnt. Stattdessen werden die Lesefähigkeiten mit Begriffen wie Stromatolithen oder Extremophile herausgefordert.

An einigen Stellen sind die Fachbegriffe einfach und anschaulich erklärt. Und um beim Beispiel des Mondes zu bleiben: Eine der Theorien wird durch bebilderte kleine Grafiken erläutert, wodurch diese definitiv greifbarer wird.
Es bleibt aber eine Fülle an Informationen und Fremdwörtern. Am Ende gibt es ein kleines Glossar, in dem dann im Vergleich eher harmlose Begriffe erläutert werden.

Verständlicher sind die Seiten, auf denen verschiedene Pflanzen, Zellen und erste Tiere gezeigt und beschreiben werden. Zwar mangelt es auch hier nicht an Fachbegriffen, aber durch die Bilder und Vergleiche zu heutigen Lebenswesen werden die Beschreibungen leichter vorstellbar. Und dabei kommen spannende Fakten zutage: Ein acht Meter hoher Pilz?! Wahnsinn!
Ein paar Seiten sind auch den Dinosauriern und späteren Tierentwicklungen gewidmet, die ebenfalls anschaulich bebildert und einfach beschrieben sind und damit das Interesse der LeserInnen treffen dürften.
Hier wird dann auch die zeitliche Dimension nochmal etwas greifbarer. Als die ersten Dinosaurier auftauchen ist es nämlich schon fast 23 Uhr. Also quasi noch gar nicht so lang her, wenn man das Gesamtalter der Erde betrachtet.

Zwar sind die Seiten mit vielen sehr farbenfrohen Grafiken anschaulich gestaltet, teilweise sind sie aber auch mit extrem langen Textblöcken vollgestopft.

Fazit

Fakten, Fakten, Fakten. Ich fühlte mich als Erwachsene von den teils großen Textblöcken und zahlreichen Fachbegriffen und Fremdwörtern teilweise schon erschlagen. Verschiedene Theorien zu bestimmten Prozessen in ein Kinderbuch zu packen finde ich unnötig verwirrend – einfach die aktuell wahrscheinlichste hätte total gereicht.
Es gibt viele Beschreibungen von Pflanzen und vor allem Tieren, was für Kinder deutlich interessanter und greifbarer sein dürfte als chemische Prozesse. Hier sind dann die vielen kleinen farbenfrohen Abbildungen zu den Einzelnen Lebewesen auch wirklich gelungen.
Für mich ist der Spagat zwischen leicht verständlichem Kinderbuch und so viele Fakten wie möglich hineinpressen nicht so recht gelungen. Für die ausgewiesene Zielgruppe ab 9 dürften große Teile des Buches schwer lesbar und noch schwerer verständlich sein.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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