[gehört] Keine halben Sachen von Dr. med. Carola Holzner

© Argon Hörbuch
Keine halben Sachen

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Dr. med. Carola Holzner
gelesen von Dr. med. Carola Holzner
erschienen Oktober 2022
388 Hörminuten, ungekürzte Lesung
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Argon Hörbuch
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Einblicke in das Leben der Notärztin

Notärztin Dr. med. Carola Holzner berichtet in diesem Buch über die Erfahrungen, die sie in ihrem Beruf macht. In der Notaufnahme und als Notärztin auf dem NEF oder im Rettungshubschrauber zu arbeiten, fordert einen auf ganz unterschiedliche Weise. Manchmal kann man einfach nur den Kopf schütteln, manchmal möchte man mit den Patienten oder Angehörigen weinen, manchmal siegt die pure Erleichterung darüber, jemandem geholfen zu haben und manchmal geht das alles noch sehr viel tiefer und beschäftigt einen auch über die akute Situation hinaus noch. Es gibt ruhige Dienste und Tage, da geht man an seine Grenzen, körperlich und mental, manchmal geht man auch darüber hinaus.

Ob man die Art der Notärztin mag, ist sicher einfach persönlicher Geschmack. Wenn man mit ihrer direkten Art nicht so klarkommt, empfindet man einiges vielleicht als etwas… befremdlich, reißerisch? Ich hatte mir im Vorfeld extra ein paar Sachen von ihr angeschaut, um einen Eindruck von ihr und ihrer Erzählweise zu bekommen.
Ich empfand ihre Erzählungen beim Zuhören als authentisch, vermutlich auch weil sie das Hörbuch selbst spricht. Man merkt zwar manchmal die Distanz, die zweifelsohne entsteht, wenn man vorliest und nicht frei von der Situation berichtet, aber es ist wohl auch eine Distanz, die man sich manchmal schaffen muss, damit einem die Fälle nicht zu lange unter die Haut gehen. Denn nach der Arbeit geht das Leben weiter. Es gab aber immer wieder auch Momente im Hörbuch, bei denen sehr deutlich wurde, wie ihre Arbeit sie bewegt und manchmal eben auch langfristiger beschäftigt und wie sehr die hoffnungsvollen und schönen Momente einem auch Kraft geben können. Nicht abzustumpfen ist der Notärztin wichtig, auch wenn eine gewisse Distanz eben da sein muss, damit man abschalten kann. Ich habe ihr das abgenommen, auf mich wirkte sie ehrlich und sie reflektiert Erlebtes. Manches war mir trotzdem etwas zu viel, aber das ist eben dann persönlicher Geschmack, ich hatte trotzdem nie den Gedanken, nicht weiterhören zu wollen.
Die Geschichten, von denen sie berichtet, geben ganz allgemein einen Einblick zu ihrem Arbeitsalltag, weisen aber immer wieder auch darauf hin, was man als potenzieller Patient beachten sollte und was eben gar nicht geht. Die Notärztin ist dabei direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund, ich empfand ihre Äußerungen aber größtenteils als berechtigt und im richtigen Maß belehrend. Für meinen Geschmack wurden manche Dinge zu oft wiederholt, aber vielleicht prägt es sich dann eben auch besser ein, besonders bei denen, die nicht so einen engen Bezug zur Medizin haben.
Neben den Fällen, die sie teilweise recht detailreich schildert, bekommt man auch einen Eindruck von ihr als Ärztin und als Mensch, von den Dingen, die ihr wichtig sind, sowohl im Job, als auch privat. Eingeflochten in die Schilderungen sind dann gleich noch kleine Hinweise zu Sachen wie erste Hilfe, was immer sinnvoll ist und thematisch natürlich auch reinpasst.

Das Buch ist sicher nicht für jeden was und wie viel „Neues“ man mitnimmt, wird auch davon abhängen, wie viel Vorwissen man eben so mitbringt. Die Erklärungen zu den Aspekten, die man als Laie nicht kennt, fand ich insgesamt gut gemacht, runtergebrochen auf das Wesentliche und damit nicht zu überladen, aber trotzdem so, dass man eben weiß, was das Problem ist oder worum es da eigentlich gerade geht. Ganz ohne Fachtermini geht es eben nicht, aber die Begriffe werden erklärt.
Die Notärztin hält eine gewisse Lockerheit und Leichtigkeit innerhalb des Buches aufrecht, auch wenn es immer mal wieder ernster wird. Es gibt klare Ansagen und Aussagen, es wird nicht beschönigt, aber auch nicht ständig nur der Zeigefinger erhoben.
Kuriose Storys, Situationen zum Staunen, bewegende Augenblicke, schlimme Schicksale, Momente zum Kopfschütteln, medizinische Informationen, Einblicke in Arbeitsstrukturen und das alles vereint in einem Buch.


4 Gedanken zu „[gehört] Keine halben Sachen von Dr. med. Carola Holzner“

  1. Huhu liebe Dana,
    ja, stimmt, Holzner ist nicht für jedermann „geeignet“ mit ihrer direkten Art.
    Und ich stimme dir zu, die Wiederholungen sind für Otto-Normal-Verbraucher, die sonst keine Berührungpunkte zu dieser Thematik haben. Ich dachte mir ja schon, dass es für dich nicht viel Neues gibt, aber dafür finde ich deine 3,5 Besen echt gut.
    LieGrü
    Elena

    1. Hallo Elena,
      es ging für mich jetzt ja auch nicht unbedingt darum, beim Hören total viel zu lernen. Wenn man selbst im Krankenhaus arbeitet, bekommt man ja das eine oder andere eben mit oder kennt die Fachtermini. Aber ich arbeite eben nicht in der Notaufnahme und auch nicht als (Not)Ärztin, daher gibt es natürlich schon Einblicke in ein anderes Feld als das, in dem ich arbeite. Deswegen war es auch nicht uninteressant zu verfolgen. 🙂
      Liebe Grüße,
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,
    ich kann sehr gut verstehen, warum du zu diesem Buch gegriffen hast. Schon allein aus persönlichen Gründen heraus. Ich finde aber auch, dass alleine das Cover, der Titel und auch die Tatsache, dass hier eine Notärztin berichtet, neugierig macht. Sicherlich hat die Ärztin einiges zu erzählen. Das ist für Menschen, die nicht vom Fach sind, sicherlich auch nochmal spannend.

    Dass man Distanz wahren muss, ist für mich absolut nachvollziehbar. Würde ich nicht selbst viel im Job mit Menschen zu tun haben, würde ich vermutlich sagen: Ich wüsste nicht, ob ich das könnte. Aber irgendwann ist es eben auch die Masse, die es macht. Man kann eben nicht auf alles emotional reagieren. Um hilfreich Probleme zu lösen muss man schauen, inwieweit die eigenen Kompetenzen gehen und inwieweit es einem persönlich möglich ist, das Problem zu lösen. Darauf besinnt man sich dann auch, weil es eben ja auch letztlich daraum geht: Das Problem bestmöglich und effektiv zu beseitigen. Sicherlich sollte man dabei aber auch nicht zu sehr abstumpfen. Ich sehe da bei mir persönlich auch keine Gefahr. Daher bin ich mir auch nicht sicher, ob jemanden, der jetzt nicht schon im Vorfeld recht unempathisch unterwegs ist, das überhaupt passieren kann, dass er im Laufe seiner Arbeitszeit gar nicht mehr in der Lage ist, noch den Menschen ansich wahrzunehmen (?) Wie denkst du darüber?

    Auf jeden Fall eine sehr spannende Buchempfehlung.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich hatte erst Abstand davon genommen, das Buch zu lesen oder zu hören, weil ich Rezensionen dazu gelesen habe, die Punkte ansprachen, die mich durchaus auch hätten stören können. Dann habe ich aber auch andere Meinungen gehört und mir durch kleine Ausschnitte bei YouTube einen eigenen Eindruck verschafft.
      Ich glaube, dass es immer Veränderungen gibt und dass manchmal eben auch Situationen eintreten, die dazu führen, dass man vielleicht mehr abstumpft, als man selbst für sich gewollt hätte. Vielleicht manchmal auch aus Selbstschutz oder weil man es eben gar nicht mehr so wahrnimmt. Gründe sind sicher verschieden, mir ist es aber auch wichtig, nicht zu sehr abzustumpfen, auch wenn man eben nicht alles komplett an sich ranlassen kann.
      Liebe Grüße,
      Dana

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