[gelesen] Der Henker mit dem Totenkopf von Andreas M. Sturm

Rezensionsexemplar

©edition Krimi
Der Henker mit dem Totenkopf
Ein DDR Krimi mit Volkspolizist Friedrich 2
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Andreas M. Sturm
erschienen Oktober 2022
351 Seiten
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Edition Krimi
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DDR-Krimi

Achtung zweiter Band: Die Fälle, die behandelt werden, stehen nicht im Zusammenhang. Dem Krimi an sich kann man also auch gut folgen, sollte man kein Vorwissen mitbringen. Die Geschichte rund um den Polizisten und seine Freundin Sabine geht jedoch weiter, in dem Bereich schadet es nicht, wenn man die Ereignisse aus dem ersten Buch kennt, damit einem die Zusammenhänge klar sind.

Für Volkspolizist Uwe Friedrich gibt es einiges zu tun. In einer Nacht sind gleich zwei Frauen im Großen Garten in Dresden vergewaltigt und ermordet worden. Wer ist zu solch grausamen Taten fähig? Wir der Täter wieder zuschlagen? Kann man denjenigen aufhalten, bevor es so weit ist? Die Recherchen laufen auf Hochtouren, Verdächtige kristallisieren sich heraus, aber passt wirklich alles zusammen? Die Möglichkeiten der Spurenauswertung waren 1983 noch lange nicht so fortschrittlich, wie man es aus der heutigen Zeit kennt, was manche Aspekte komplizierter macht.
Für Uwe und seine Kollegen beginnt eine schwierige Zeit, nicht nur aufgrund der Ermittlungen. Auch im privaten Bereich muss der Volkspolizist einige Strippen ziehen, um eine Gefahr von seiner Familie abzuwenden.

Der Einstieg in die Geschichte hat mir gut gefallen und war spannend gestaltet. Man erlebt direkt die Morde mit und bekommt dadurch Einblicke in die Taten und die anlaufenden Ermittlungen. Es werden verschiedene Fragen aufgeworfen und man wird neugierig, was es für Gründe gab, die Frauen umzubringen. Immer wieder stößt die Polizei bei ihrer Arbeit an Grenzen, weil Technik und Methoden eben 1983 noch nicht so fortschrittlich waren, wie wir es heute kennen. So erlangt man zwar Erkenntnisse, vergleicht Taten und recherchiert Parallelen, aber alles dauert seine Zeit und ist viel aufwendiger. Die Atmosphäre, die durch das Setting entsteht, mag ich gern. Es ist einfach mal ein anderes Gefühl, das man beim Lesen bekommt. Es ist alles nicht ganz so hektisch und unter Zeitdruck stehend, wie man es sonst oft kennt. Die Dinge brauchen ihre Zeit. Das bringt natürlich neue Schwierigkeiten und Hürden mit sich, manche Schlüsse können einfach nicht so gezogen werden, manche Dinge nicht so einfach überprüft werden. In gewisser Weise macht das für mich aber auch den Reiz an dem DDR Krimi aus, weil man in die Zeit versetzt wird und miterlebt, wie es damals war. Ich habe selbst zu der Zeit noch nicht gelebt und kann daher nicht aus eigener Erfahrung berichten, es wirkt aber ziemlich schlüssig und authentisch. Ein Glossar am Ende des Buches kann dabei helfen, Begrifflichkeiten zu verstehen, die man eventuell nicht kennt.

Kurze Kapitel und Perspektivwechsel sorgen für Dynamik und auch ein gewisses Tempo in der Handlung. Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Abschnitte, in denen man mit dem Täter unterwegs ist, zwar interessant fand, sie für mich aber auch einen Teil der Spannung rausgenommen haben. Man weiß als Lesender dadurch einfach mehr als die Polizisten, was einige der Ermittlungsansätze nichtig macht. Wenn man genau weiß, dass das zu nichts führen wird, weil es jemand anderes war, dann kann das zwar funktionieren und auch Spannung erzeugen, für mich hat es hier aber nicht ganz so gut geklappt. Es war zwar nicht uninteressant zu erleben, wie sie dann weiter ermitteln und versuchen Zusammenhänge herauszufinden, aber der Funke ist nicht komplett übergesprungen.
Einige der Querverbindungen waren recht offensichtlich, andere Wendungen habe ich nicht kommen sehen. So bleibt eine gewisse Spannung im Buch erhalten und ich war auch neugierig, wann die Verbindungen dann aufgedeckt werden, wie sie darauf kommen, was bis dahin noch so passiert und wie genau die Hintergründe am Ende ausschauen werden. Für mich waren aber die Aspekte aus dem Privatleben von Uwe Friedrich fast noch interessanter. Bereits im ersten Band spielte die Stasi eine Rolle, das geht auch im zweiten Buch weiter, allerdings noch auf eine andere Weise, als zuvor. Die Überwachung durch die Institution erfolgt auf unterschiedliche Weise, mit verschiedenen Zielen. Das wird im Laufe der Geschichte immer wieder thematisiert und durch die Perspektivwechsel bekommt man auch Einblicke in diese Bereiche. Wie Sabine und Uwe Ideen entwickeln, um Vorteile aus der ungünstigen Situation zu ziehen, fand ich schön zu verfolgen.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es anderen Lesenden vielleicht nicht so ergehen wird und der Charme der Zeit gut klappt und sie sich dauerhaft mitgenommen fühlen. Der Schreibstil an sich ist angenehm, der Zeit angepasst und erzeugte für mich ein bisschen ein nostalgisches Gefühl. Manches wirkt ein wenig reduziert, einfach weil es in den 80er Jahren noch anders lief, man anderes sprach, nicht jeder ein Auto besaß und so weiter.

Fazit

Ein DDR-Krimi, der sich aus verschiedenen Handlungssträngen zusammensetzt. Es geht zum einen um die Ermittlungen rund um die Mordfälle im Großen Garten, bei denen es immer wieder neue Aspekte und Ungereimtheiten gibt, es spielt aber auch das Privatleben von Volkspolizist Uwe Friedrich eine Rolle, ebenso wie Verstrickungen rund um die Stasi, die in dem Kriminalfall und anderen Bereichen mitwirkt. So entsteht ein komplexes Bild der damaligen Zeit, das Probleme aufzeigt, mit denen sich die Polizei damals rumschlagen musste, aber auch thematisiert, wie anders das Leben an sich noch gewesen ist, welche Wege man gehen musste, um sich einen Vorteil zu erarbeiten und solche Dinge. Auch wenn durch die Perspektivwechsel unterschiedliche Einblicke in die Handlung gegeben werden und sie die Dynamik fördern, hat es für mich an einigen Stellen die Spannung ein wenig rausgenommen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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