[gehört] Der Totensucher von Chris Karlden

©Audible Studios
Der Totensucher
Speer und Bogner 1
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Chris Karlden
gesprochen von Detlef Bierstedt
erschienen Januar 2018
Buch 2017 atb
ungekürzte Lesung: 707 Minuten
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Aufbau Taschenbuch
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platt gelesen, wenig spannend, sehr konstruiert

Seit Adrian Speer vor zwei Jahren seine Tochter verloren hat, ist nichts mehr, wie es war. Unermüdlich hat er nach der entführten Elfjährigen gesucht und sich dabei auf gefährliches Terrain begeben, das ihn dann fast seinen Job kostete.
Nun wagt er einen beruflichen Neustart und ist Teil einer Mordgruppe geworden, die sich mit besonders schlimmen Fällen beschäftigt. Viel Zeit sich kennenzulernen und zusammenzuwachsen, bekommt das Team allerdings nicht, denn es wartet schon ihr erster Fall. Zusammen mit seinem Partner Robert Bogner untersucht Speer einen Tatort, an dem ein Opfer auf blutige Weise umgebracht wurde. Und es wird nicht der einzige Tote sein…

Das Buch beginnt recht spannend mit der Entführung von Lucy, der Tochter von Adrian Speer. Die Verzweiflung und Angst der kleinen ist greifbar und man fragt sich unweigerlich, wieso man ausgerechnet sie entführt hat, was es für Hintergründe und Zusammenhänge gibt.
Nach dem Prolog wird man dann von der Entführung erst mal weggeführt, im weiteren Verlauf wird dieses Thema aber noch mal aufgegriffen und fließt in die Mordfälle mit ein, an denen Bogner und Speer ermitteln. Schnell nach dem ersten Opfer gibt es ein zweites, der Druck auf das Team wächst, sie suchen nach Zusammenhängen, Hinweisen, Spuren. Doch der Täter scheint zu gut zu planen, um ihnen unbedacht etwas zu liefern. Eigentlich das perfekte Setting, um Spannung und Tempo aufkommen zu lassen – was nur leider nicht so richtig passiert. Es wird zwar rumermittelt und irgendwann tauchen dann auch mögliche Zusammenhänge auf, wodurch es nur wenig Spuren gibt, ist es aber natürlich schwer einen Verdächtigen zu finden. Aber auch so wird sehr viel wiederholt und noch mal besprochen und noch mal diskutiert und zusammengefasst und wieder und wieder und man kommt einfach nicht voran. Das nimmt das Tempo total aus der Geschichte, es plätschert so vor sich hin und ist einfach nicht besonders interessant. Auch weil es in der Handlung einige Logiklücken und -fehler gibt, die es ziemlich unglaubwürdig machen, dass es tatsächlich so gelaufen wäre, wenn die „echte“ Polizei an dem Fall dran wäre. Es passt einfach nicht zusammen, einiges ist extrem konstruiert und macht nur bedingt Sinn. Es stecken auch zu viele Themen in der Handlung, die wohl unbedingt noch reingequetscht werden sollten, damit es komplex und verstrickt wirkt. Hat für mich nur nicht funktioniert, weil ich mich öfter gefragt habe, wieso sie dieses und jenes nicht früher gesehen haben, warum es nicht vermerkt war, warum, wieso und überhaupt….

Neben den Mordermittlungen bekommt man auch einige private Einblicke zu den Ermittlern. An sich mag ich es immer ganz gern, wenn die Figuren dadurch etwas mehr Tiefe bekommen und greifbarer werden, allerdings ging mir die private Geschichte von Bogner hier eher auf die Nerven, vielleicht auch weil es ihn einfach total unsympathisch gemacht hat. Was an sich ja okay ist. Man muss nicht jede Figur mögen, ich fand es aber irgendwie unnötig oft in die Handlung eingeflochten. Vielleicht wird im weiteren Verlauf der Reihe aber noch darauf Bezug genommen und deswegen war es wichtig, das hier ausführlicher drin zu haben. Ich werde es nicht erfahren, wenn ich werde die Reihe nicht weiter verfolgen.
Die Einblicke rund um Adrian Speer waren okay, auf jeden Fall interessanter als bei Bogner. Es hatte in dem Fall ja auch Bezug zu seiner Vorgeschichte und hat ihn einfach etwas greifbarer gemacht.

Ein weiteres Problem: Es gibt Kapitel, in denen man den Täter begleitet. Diese empfand ich an sich eigentlich als am spannendsten. Man bekommt Einblicke in seine Geschichte, erfasst damit relativ früh seine Motivation und Hintergründe, ohne zu wissen, wer er ist.
ABER dadurch machen 3/4 der Ermittlungen von Speer und Bogner eben keinen großen Sinn mehr, weil man als Leser oder Zuhörer genau weiß, dass die Verdächtigen es gar nicht sein können, weil so viel nicht zu dem passt, was man aus den Mörderkapiteln schon weiß. Man dreht sich also ganz grundlos im Kreis, ermittelt und verdächtigt, hinterfragt und sucht und man selbst weiß schon, dass es eh nicht die waren, die da in Betracht gezogen wurden. Klar, Bogner und Speer wissen es nicht, aber wo bleibt da die Spannung, wenn ich fast die gesamte Zeit schon weiß, dass es ohnehin Murks ist, was sie sich da überlegen? Noch dazu wenn einer der beiden total verbohrt am Falschen festhält, weil der es eben sein MUSS, weil er es gern so hätte… Und man beim Hören weiß, der war es nicht.

Zusätzlich zu der schleppend vorankommenden Handlung hatte ich auch Schwierigkeiten mit dem Sprecher. Den Prolog fand ich ja wirklich noch richtig gut, danach hat es dann aber rasant nachgelassen. Die Stimmfarbe an sich ist angenehm, es fehlt aber total an Emotionen. Viele Passagen wirkten für mich sehr platt runtergelesen, Angst, Panik, Verzweiflung, Anspannung nichts davon wurde für mich greifbar beim Hören. Er hätte auch die Nachrichten vorlesen können. Dadurch wird die Spannung, die es hier und da möglicherweise gab, nicht unterstützt und es wirkt teilweise noch langweiliger und langatmiger, als es durch die Wiederholungen und ewigen, unnötigen Diskussionen ohnehin schon war.

Fazit

Ich kann die ganzen begeisterten Meinungen zu dem Buch ehrlich gesagt nicht verstehen. Selbst wenn ich versuche auszublenden, dass der Sprecher eben gar nicht mein Fall war und da einfach nicht viel beim Zuhörer rüberkam an Emotionen, Spannung und unheimlicher Atmosphäre, machten mehrere Dinge in der Handlung keinen großen Sinn. Die Spannung wurde durch die Perspektivwechsel und damit den Wissensvorsprung auf Seiten der Leser/Hörer total rausgenommen. Vieles wirkte sehr konstruiert, einiges war unlogisch und insgesamt war die ganze Geschichte so vollgestopft mit verschiedenen Themen, die da kombiniert werden sollten, dass es überladen war und es auch nicht spannender machten. Da hat es auch die nicht komplett zu erwartende Offenbarung am Ende nicht mehr rausgerissen.
Dass ein Teil der Handlung nicht mal abgeschlossen ist, macht es auch nicht besser. Trotzdem werde ich die Reihe nicht weiterverfolgen und damit eben nicht erfahren, was jetzt noch nicht aufgedeckt wurde.

2 Gedanken zu „[gehört] Der Totensucher von Chris Karlden“

  1. Huhu liebe Dana,
    puh, das klingt nach verschwendeter Zeit. Es gibt ja nichts dämlicheres, als wenn zu viel verraten wird und der Hörer im Endeffekt schon fast alles weiß. Und dann noch überladen … ich kann deine Bewertung verstehen.
    Sollte mir das Buch begegenen, werde ich einen Bogen drumherum machen.
    LieGrü
    Elena von ElenasZeilenZauber

    1. Hallo Elena,
      ja, es war schon irgendwie verschwendete Zeit… Nadine und ich haben auch überlegt, ob wir es abbrechen, aber ich breche halt nicht so gern Sachen ab. 😉 So konnten wir uns zumindest bis zum Ende darüber austauschen, was unserer Meinung nach da alles nicht passte Aber es hat ja scheinbar viele Fans…vielleicht ist uns also irgendwas entgangen, was das alles auf eine Weise erklärt hätte, die es weniger unlogisch macht. Aber durch die Kapitel aus der Sicht des Täters wusste man eben trotzdem einfach schon zu viel, um an die anderen Verdächtigen zu glauben… na ja. Ich empfehle dir hier auch eher einen Bogen drum zu machen. 😉
      Liebe Grüße
      Dana

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