[gelesen] Schattenthron 1. Erbin der Dunkelheit von Beril Kehribar

Rezensionsexemplar

©Carlsen
Erbin der Dunkelheit

Schattenthron 1
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Beril Kehribar
erschienen Januar 2022
352 Seiten
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Carlsen
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interessante Welt, Umsetzung mit Schwächen

Kaaya hat sich einige Zeit auf der Straße durchgeschlagen, immer auf der Hut, immer mit der Gefahr im Rücken, dass ihr etwas passieren könnte. Nirgends war sie wirklich sicher, regelmäßig musste sie sich verteidigen und ihr weniges Hab und Gut sichern. Bis sie Arian begegnet ist und er Kaaya bei sich aufgenommen hat. Ab da hatte sich für die inzwischen 18jährige, der ihre Vergangenheit und ein Großteil ihrer Erinnerungen fehlen, wieder einiges geändert. Doch bevor sie wirklich positiv und hoffnungsvoll in die Zukunft gucken kann, wird Arian die Seele gestohlen und die einzige Chance, ihn zu retten, ist ein Ausflug ins Schattenreich, in das sich allerdings niemand freiwillig begeben würde – aus gutem Grund. Eine gefährliche Reise wartet auf die junge Frau, die für sie noch weit mehr ändern wird, als sie vorher geahnt hat.

Der Einstieg in das Buch ist mir leicht gefallen. Zunächst bekommt man einen kleinen Einblick in die Zeit vor drei Jahren, als Kaaya noch auf der Straße lebte und sich dort irgendwie allein durchschlagen musste. Dadurch bekommt man gleich ein Gefühl für ihre Lebenssituation und kann verstehen, wieso es ihr so viel bedeutet, bei Arian ein zu Hause zu finden. Sehr schnell befindet man sich dann in der Gegenwart und die Autorin lässt sich auch nicht viel Zeit mit einer langen Vorgeschichte, bis dann schon die erste Katastrophe passiert. Rundrum erhält man erste Eindrücke von der mittelalterlich anmutenden Welt und von der Magie, die den Elfen innewohnt und was diese damit anstellen können. Schnell wird Spannung erzeugt, die dann allerdings auch fast sofort wieder durchbrochen wird, durch Perspektivwechsel, die einen vom Geschehen rund um Kaaya wegführen. Was es mit diesen Kapiteln auf sich hat, ergibt sich im Verlauf der Handlung und an sich fand ich die Einblicke auch interessant, nur fand ich sie einfach nicht immer so perfekt getimt.

Die Geschichte wird von einem personalen Erzähler geschildert und man begleitet, wie eben schon angedeutet, verschiedene Charaktere im Verlauf des Buches. Teilweise sind die Wechsel dabei sehr rasch hintereinander und die Abschnitte nur kurz. Dadurch wird zwar Tempo erzeugt, manchmal wird man aber auch recht schnell wieder aus den Szenen rausgerissen, wenn die Perspektiven nicht innerhalb der aktuellen Szene wechselt, sondern man an einen anderen Ort springt. Manche der Zusammenhänge erschließen sich erst später, dadurch wirkt es manchmal nicht, als würde man direkt vorankommen, sondern an unterschiedlichen Orten Dinge erleben, die erst mal keinen so großen Bezug zu haben scheinen. Das gibt sich allerdings im Verlauf der Geschichte und die Stränge verbinden sich dann auch miteinander.
Die Perspektivwechsel bieten auf jeden Fall umfangreichere Einblicke in die Handlungsstränge, die größtenteils parallel zueinander verlaufen, sich teilweise sofort direkt bedingen, von denen einige aber eben auch erst später einen direkten Bezug zueinander bekommen bzw. sich dann auch zu einem gemeinsamen vereinen. Da jeweils über den Abschnitten steht, mit wem von den Menschen und Elfen man unterwegs ist, kann man sich insgesamt auch ganz gut orientieren, wo man sich gerade befindet, auch wenn sich nicht alle Zusammenhänge gleich erschließen. Die Wechsel ermöglichen es, verschiedene Figuren besser kennenzulernen und mitzuerleben, was bei ihnen aktuell passiert und was sie beschäftigt. So erhält man ein besseres Gefühl für die Charaktere und kann einige der Reaktionen leichter nachvollziehen. Manchmal hätte ich mir da aber noch mehr gewünscht, da die Abschnitte oft nur kurz sind. Außerdem kann man durch die Vielzahl an Perspektiven auch verschiedene Orte kennenlernen, die durch die anschaulichen Beschreibungen gut vorstellbar werden. Nicht nur die unterschiedlichen Schauplätze in Eseria und im Schattenreich, auch die Wesen, die den Charakteren auf ihrem Weg begegnen werden bildhaft dargestellt.

An sich mochte ich die Ideen der Geschichte und es gab auch viele Passagen, die mir gut gefallen haben, allerdings fühlte ich mich leider nicht durchweg gut mitgenommen. Besonders in der ersten Hälfte des Buches sind die Charaktere sehr viel rumgereist, ohne dass dabei wirklich viel vorangegangen ist – zumindest fühlte es sich so an. Man hat zwar die Protagonisten kennengelernt und auch das eine oder andere über die Welt mitbekommen, aber irgendwie fühlte es sich trotzdem einfach so an, als würden sie eben nur von A nach B reisen und wieder zurück und von dort zum nächsten Ort und zurück und wieder von vorn, dann teilen sie sich mal auf, reisen zu unterschiedlichen Orten… wie eine Endlosschleife. Dabei erlangen sie durchaus neue Informationen und können Vorbereitungen für eine wichtige Sache treffen, die anstehen, aber irgendwie… ich kann es nur schwer beschreiben, ist es trotzdem nicht so richtig bei mir angekommen und es war streckenweise nicht besonders spannend, obwohl ich neugierig war, ob das nun wirklich klappen kann, was sie sich da überlegen. An den Stellen hätte man es aus meiner Sicht einfach etwas straffen können, es verging unglaublich viel Zeit, die zwar teilweise weggeblendet wurde, aber eigentlich hat man auch immer wieder den Eindruck, die Zeit haben sie eigentlich nicht. Stellenweise hätten auch die Figuren noch etwas mehr Tiefe vertragen können, auch wenn man von den meisten schon das eine oder andere erfährt und auch kleine Rückblicke in die Vergangenheit bekommt, durch die alles komplexer wird. Vielleicht lag es auch daran, dass sich die Handlung auf viele Schultern verteilte und man dadurch zwar von allen etwas aber nicht von ein oder zwei „alles“ erfahren hat. Dadurch bleiben an einigen Stellen die Emotionen auch ein wenig auf der Strecke, in anderen Abschnitten hat es hingegen recht gut funktioniert und es wurde greifbarer, was in den Charakteren vorgeht.

Mit Voranschreiten des Buches wurde die Handlung dann turbulenter und spannender und ich mochte viele der Ideen, die dort verarbeitet waren, auch wenn nicht alles überraschend kam. Andere Dinge habe ich so jedoch nicht erwartet und auch wenn mich der Auftakt nicht so komplett gepackt hat, bin ich trotzdem neugierig, wie es wohl weitergeht, welche Gefahren noch auf die Figuren warten werden, wie sich die persönlichen Beziehungen entwickeln werden und welche neuen Herausforderungen es noch geben wird. Besonders interessant fand ich die Zeit im Schattenreich, auch weil sich dort dann einfach viel zusammengefügt hat und die düstere Atmosphäre recht gut rüber gekommen ist.

Fazit

Ein Dilogieauftakt, der viele schöne Ideen enthält, mich in der Umsetzung jedoch nicht durchweg packen konnte. Den Aufbau der Welt und vor allem die verschiedenen Magiemöglichkeiten der Elfen haben mir richtig gut gefallen. Leider machen es die zahlreichen Perspektivwechsel manchmal etwas schwer, richtig in die Handlung einzutauchen, weil man schnell wieder rausgerissen wird und die Geschichte an einem anderen Ort oder mit einer anderen Figur weitergeht. Das Ende des Buches macht aber schon neugierig darauf, wie es mit Kaaya und den anderen weitergehen wird.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

8 Gedanken zu „[gelesen] Schattenthron 1. Erbin der Dunkelheit von Beril Kehribar“

  1. Liebe Dana,

    vielen Dank für die tolle Buchvorstellung 🙂 Das Buch steht bei mir schon im Regal, aber leider habe ich es noch nicht gelesen. Aber was du schreibst, lässt es jetzt nicht unbedingt auf der Leseliste hochrutschen 😀 Wahrscheinlich lese ich es dann erst, wenn der zweite Band rauskommt.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      ich bin sehr gespannt, wie dir das Buch dann gefallen wird, wenn du es liest. Ich wollte dich nicht dazu bringen, es nach unten rutschen zu lassen, aber mich hat es eben nicht ganz überzeugt. Neugierig auf Band zwei bin ich irgendwie aber trotzdem 😀
      Es zeitnah vor Band zwei zu lesen, macht aber bestimmt auch Sinn, dann hat man wenigstens alle Zusammenhänge parat 😉
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,
    ich finde du hast in der Rezension sehr gut dargelegt, wo die Vor- und die Nachteile bei den vielen Perspektivwechseln lagen. Vermutlich hätten für mich die Nachteile hierbei aber auch etwas mehr Gewicht gezeigt.
    Was die Längen angeht: Leider hat man das ja öfters bei Reihen, dass es dann an manchen Stellen etwas gemächlicher vonstatten geht. Schon oft habe ich mir an dieser Stelle dann gewünscht, dass man einfach einen Band weniger schreibt und dafür mehr Dynamik reinbringt. Ich bin sehr gespannt, was du dann zur Fortsetzung sagen wirst.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      jeder empfindet solche Dinge ja auch einfach anders. Ich finde Perspektivwechsel nicht generell schlecht, es kann total viel Tempo und Spannung in eine Geschichte bringen, aber es kann eben auch stören – kommt ja dann aufs Gesamtpaket an 😉
      Ich bin auch gespannt, wie der zweite Teil so wird und ob dann alles zufriedenstellend aufgedröselt wird. ^^
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Huhu Dana,

    dieses Buch hatte ich auch bereits auf dem Schirm und eigentlich auf meiner Wunschliste. Was du aber über die vielen Perspektiven und verschiedenen Handlungsstränge schreibst, schreckt mich ein wenig ab. Da kann ich es auch absolut nachvollziehen, dass du emotional nicht immer mitgezogen wurdest. Ich hätte auch meine Schwierigkeiten mitzufühlen, wenn ich nicht in das Geschehen finde, weil ich vorher wieder in den nächsten Handlungsstrang gezogen werde. Hmm, schwierig. Ich kann deine Kritik absolut nachvollziehen und werde das Buch dann wohl erst Mal im Auge behalten.

    Ganz liebe Grüße
    Leni

    1. Hallo Leni,
      ich wollte dich nicht davon abbringen, das Buch zu lesen, ich habe schon verschiedene Meinungen dazu gehört, Geschmack ist ja auch einfach verschieden. Für mich waren die vielen Wechsel und die sehr kurzen Kapitel nicht so ideal, an sich hat die Welt aber viele tolle Elemente und es bleiben auch reichlich Fragen für den zweiten Band offen. Wenn ich „verunsichert“ wurde, behalte ich die Bücher aber meistens auch erst mal noch eine Weile im Auge, bevor ich mich dann entscheide 😉
      Liebe Grüße
      Dana

  4. Hallo liebe Dana,

    so schade, aber ich habe bereits mehrfach über das Buch gelesen, dass es zwar voller guter Ideen steckt, diese aber leider nicht ganz so gut umgesetzt wurden. Bei mir liegt es noch auf dem SuB, aktuell zieht es mich leider nicht so ganz an die Geschichte heran. Wobei ich ein hohes Tempo normalerweise gerne mag, vielleicht im Sommer – mit 352 Seiten lässt sich das Buch ja auch fast an einem Nachmittag in der Sonne lesen 😉

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      ich bin gespannt, was du sagen wirst, wenn du dir das Buch dann vornimmst, vielleicht empfindest du ja es ja auch ganz anders. Geschmack ist ja zum Glück verschieden 🙂
      Gegen Tempo habe ich an sich auch nichts, aber das entsteht ja nicht nur allein durch die Kapitelwechsel, die haben schon für Tempo gesorgt, aber für mich hat rundrum eben nicht alles funktioniert. Aber geh trotzdem möglichst unvoreingenommen an die Geschichte ran, dir kann es ja ganz anders gehen 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

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