[gehört] Bis in den Tod hinein von Vincent Kliesch

Rezensionsexemplar

©Argon Verlag
Bis in den Tod hinein
Severin Boesherz ermittelt 1
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Vincent Kliesch
Sprecher: Uve Teschner
erschienen Februar 2022
ungekürzte Lesung: 552 Minuten
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Argon Verlag
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guter, spannender Thriller

Severin Boesherz ist vor nicht allzu langer Zeit nach Berlin gezogen, nun steht sein erster großer Fall mit einem Serienkiller an. Und dieser scheint es mächtig eilig zu haben, seine Morde zu begehen. Die Abstände zwischen den Taten werden kürzer, den Polizisten bleibt immer weniger Zeit Hinweise zu sammeln und Spuren nachzugehen, da gibt es auch schon die nächste Leiche. Unter Hochdruck ermittelt das LKA, aber der Serienmörder ist clever und hinterlässt kaum verwertbare Spuren. Einzig die Auswahl seiner Opfer scheint ein wenig Aufschluss über seine Motivation zu geben, denn die Gestorbenen sind keineswegs unbeschriebene Blätter…

Innerhalb der Geschichte kann man verschiedene Stränge der Handlung begleiten, die von einem Erzähler geschildert werden. Man kann die Ermittlungen der Polizei verfolgen und erlebt ebenfalls mit, wie der Täter vorgeht. Teilweise ist man auch mit den potenziellen Opfern unterwegs. Durch die Perspektivwechsel hat man einen guten Überblick über die unterschiedlichen Handlungsbereiche, die sich zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Auch wenn man hier und da einen kleinen Wissensvorsprung hat, wurde es beim Zuhören nicht langweilig. Es bleiben immer Fragen offen und stellenweise ist der Schnitt zwischen den Kapiteln so clever gewählt, dass man zunächst in die Irre geführt wird oder Dinge kombiniert, die so gar nicht im Zusammenhang stehen.
Ein wenig gewundert hatte ich mich allerdings, dass man recht früh wusste, wer in den Verbrechen mit drin hängt. Ich hatte denjenigen schon kurz zuvor in Verdacht, der sich dann prompt bestätigte. Schnell wird dann jedoch auch klar, dass es in diesem Punkt noch mehr gibt, was die Neugier wieder etwas hochgetrieben hat. Die Auflösung dazu gibt es erst mit Voranschreiten des Buches und hat mich überrascht. So rätselt man beim Hören nicht über den ausführenden Täter, sondern eher darüber, was da noch im Hintergrund läuft. Spannend bleibt auch wann und wie die Ermittler dem Mörder auf die Spur kommen und welche Motivation wirklich hinter seinen Taten steckt.

Severin Boesherz ist vielleicht ein wenig speziell, aber unglaublich clever und hat eine enorm ausgeprägte Beobachtungs- und Kombinationsgabe, die es ihm ermöglicht Verbindungen zu sehen, die anderen entgehen – im Privatleben ist das nicht immer praktisch, aber aus beruflicher Sicht ein großer Vorteil. Er zieht Schlüsse, die sich einem selbst zwar vielleicht nicht direkt offenbaren würden, die aber Hand und Fuß haben und ein nachvollziehbares Bild ergeben. Es hat Spaß gemacht seinen Ausführungen zu folgen und ich konnte mir auch gut vorstellen, wie ungläubig die Gesichter der anderen teilweise ausgesehen haben könnten, als er seine Gedanken präsentierte.
Da er noch recht neu in der Hauptstadt ist, ist er noch nicht so gefestigt in seinem Team. Das „Kennenlernen“, das am Rande ein wenig stattfindet ist angenehm in die Handlung integriert und nimmt auch keinen übermäßigen Raum ein. Trotzdem bekommt man einen Eindruck davon, wie der Ermittler lebt und was ihn ausmacht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man im Verlauf der Reihe noch weitere Einblicke in das Privatleben und die Eigenarten des Kommissars bekommen wird. Auch seine Kollegin Olivia Holzmann lernt man ein wenig kennen. Ich mag die persönlichen Einblicke, dadurch ist man irgendwie näher am Geschehen uns es macht die Charaktere greifbarer und ihre Handlungen und Entscheidungen meistens nachvollziehbarer. Auch wenn man deswegen nicht alles gutheißen muss oder es genauso gemacht hätte.
Auch die Einblicke rund um den Täter und in seine Psyche fand ich interessant. So konnte man auch seine Beweggründe etwas besser „nachvollziehen“, auch wenn ich die Konsequenzen, die er daraus zieht, natürlich weder gut finde noch verstehen kann. In seinem Denken machte es jedoch Sinn und so wurden die Verbrechen noch lebendiger geschildert, als wenn man nur die Opfer aufgefunden hätte. Dabei gibt es auch immer mal wieder recht blutige oder anders detaillierte Beschreibungen. Diese dominieren die Handlung zwar nicht, sind aber zwischendurch integriert und machen deutlich, wie brutal oder grausam die Morde ausgeführt werden.

Der Stil des Autoren hat mir insgesamt gut gefallen, ich fühlte gut mitgenommen. Die Brutalität der Morde wurden nicht beschönigt, wurden aus meiner Sicht jedoch auch nicht zu oft oder zu ausschweifend detailliert eingebunden. Man hat aber schon einen ziemlich bildhaften Eindruck bekommen,  besonders in einer Szene. Wenn man sowas gar nicht mag, dann ist einem das Enthaltene sicher trotzdem zu viel. Für ich passte die Intensität gut.
Man kann im Buch ein wenig miträtseln, auch wenn ein Punkt der „Auflösung“ eben schon recht früh klar war. Das Ermittlerteam hat mir gefallen, auch wenn sie nicht alle die absoluten Sympathieträger sind. Ich mag aber auch Ecken und Kanten bei den Figuren, das macht sie authentischer. Die Perspektivwechsel haben es spannend zu verfolgen gemacht, zwischendurch spitzt sich die Situation immer wieder zu, dann wird es scheinbar wieder etwas ruhiger, uninteressant war es auch in diesen Momenten nicht, da diese meistens dazu dienen die Figuren besser kennenzulernen oder Querverbindungen aufzuzeigen. Zwischendurch fühlte ich mich zwar schon etwas ausgebremst, aber auch nie besonders lange. Zusätzlich greifen innerhalb des Buches auch verschiedene Ermittlungen ineinander, was mir gut gefallen hat. Insgesamt haben mir die verschiedenen Elemente, die hier kombiniert und miteinander verbunden werden, gut gefallen.

Sprecher Uve Teschner liest sehr stimmungsvoll und ausdrucksstark. Ich mag die Klangfarbe der Stimme und die Art, wie er die Geschichten liest und betont. Man wird gut in der Handlung mitgenommen, die Beschreibungen wirken lebendig, durch Veränderungen in der Tonlage, dem Sprechtempo und der Sprechweise kann man die verschiedenen Figuren gut voneinander unterscheiden und in den Dialogen gut verfolgen, von wem was gesprochen wird. Die tiefe Stimme unterstützt zusätzlich die teilweise recht unheimliche Atmosphäre und passt aus meiner Sicht gut zu dem Thriller.

Fazit

Ein interessanter, spannender Thriller mit ein paar Wendungen und Überraschungen, einem abwechslungsreichen Figurenfeld und aus meiner Sicht gut ausbalancierter Mischung aus mörderischen Details, Ermittlungen und persönlichen Einblicken in die Leben der Protagonisten. Auch die sprachliche Umsetzung hat mir gut gefallen, Uve Teschner nimmt den Zuhörer gut mit und lässt die Handlung lebendig werden.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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