©Lausch medien | Newfield Die Totenbändiger 12, Staffel 2 . Autorin: Nadine Erdmann Hörbuch erschienen September 2021 Sprecher: Günter Merlau (eBook erschienen Januar 2021) 277 Minuten, ungekürzte Lesung . . |
spannender Ausflug nach Newfield
Achtung: zwölfter Band! Vorwissen zum Hören des Hörbuches unbedingt erforderlich. Meine Rezension kann Spoiler in Bezug auf die anderen Bände enthalten.
In Band zwölf ist der Titel des Buches Programm. Es geht nach Newfield – dem Ort, über den schon so einiges spekuliert und philosophiert wurde und von dem doch niemand so richtig weiß, was man nun erwarten soll und kann, geschweige denn, wie es wirklich dort aussieht. Die Hunts und Reapers machen sich auf den Weg, um genau das herauszufinden und bekommen dabei noch Unterstützung von weiteren Totenbändigern- sicher ist sicher. Doch auch wenn Newfield den Großteil dieses Buches einnimmt, so ist es nicht alles, was im Mittelpunkt des Geschehens steht. Auch die Entwicklungen der Figuren gehen weiter, teilweise natürlich ausgelöst durch die Erkenntnisse, die es gab, teilweise aber auch, weil man nicht immer vor dem weglaufen kann, was einem Angst macht.
Ich war, wie vermutlich alle Leser und Hörer der Serie, super gespannt darauf zu erfahren, was in Newfield los ist. Seit dem zweiten Band, als man durch Jaz Einblicke in die Akademie bekommen hat, hab ich mich gefragt, was da an diesem abgelegenen Ort los ist. Ist es wirklich so idyllisch, wie den jungen Frauen weisgemacht werden soll? Durch verschiedene Gedanken, Ideen und Gespräche, die sich um das Thema drehen, werden in den Lesern und Zuhörern ebenfalls gewisse Erwartungen und Vorstellungen geweckt. Was man dann erfahren hat, war auf jeden Fall anders, als ich persönlich es erwartet hatte- auf eine gute und eine gruselige Weise. Ob es schlimmer, weniger schlimm, genauso schlimm oder eben einfach „nur“ anders ist, als man es erwartet, das wird davon abhängen, mit welchen Gedanken man dort hinreist. Interessant dürfte es aber in jedem Fall sein und ich konnte gut verstehen, dass einige der Erkenntnisse die Charaktere nicht kalt lassen und es ordentlich Gesprächsbedarf gibt.
Auch wenn Newfield im Vordergrund des 12. Bandes steht, so steckt doch sehr viel mehr drin als „nur“ Newfield. Es gab einige ziemlich düstere, emotionale Stellen, die ich ebenso mochte, wie die Passagen, in denen die Ermittlungen rund um den geheimnisvollen Totenbändiger-Ort voran getrieben wurden. Jeder Charakter bringt seine eigene Geschichte mit und wir dürfen Stück für Stück tiefer darin eintauchen und die Protagonisten noch intensiver kennenlernen. So geht die Gesamthandlung an unterschiedlichen Stellen voran und es öffnen sich neue Türen. Durch diese kleinen oder größeren Fortschritte und Andeutungen bleibt die Spannung und Neugier dauerhaft erhalten und es wird einfach nie langweilig.
Durch die Ermittlungsarbeit ist der Band deutlich ruhiger, als viele andere Bände, dafür gab es aber intensive Gespräche, emotionsgeladene, teilweise erschreckende Rückblicke und auch ein Vorankommen bei den aktuellen, nicht weniger aufwühlenden Handlungspassagen. Mir hat der Trubel nicht gefehlt, auch wenn ich gern mit den Totenbändigern auf ihre abenteuerlichen Missionen gehe. Ich mag die ruhigeren, tiefgehenden Momente mindestens genauso gern. Diese geben den Charakteren einfach auch noch mehr Authentizität. Die Protagonisten werden noch greifbarer, die Komplexität ihrer Geschichten deutlicher und auch nachvollziehbarer. All die Dinge, die sie erleben und erlebt haben, haben sie geprägt und zu denen gemacht, die sie sind. Besonders schön finde ich auch, dass sie eben nicht einfach perfekte Helden sind, sondern ihre Ecken und Kanten haben und damit noch viel liebenswerter und echter werden.
Neben vielen Figuren, die man bereits aus der Reihe kennt, kamen jetzt noch mal weitere dazu. Einige von ihnen spielen nur am Rande eine Rolle, aber einer ist mir ganz besonders positiv aufgefallen: Flint. Er ist einfach ein klasse Kerl. Optisch vielleicht ein wenig furchteinflößend, gern mal direkt, aber mit dem Herz am richtigen Fleck. Er und seine Mighty Evils waren auf jeden Fall ziemlich cool und ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Es ist jedes Mal erstaunlich, wie es Autorin Nadine Erdmann gelingt, so viel Entwicklung, Handlung, Gefühl und Interaktion zwischen den Figuren in jedem Band unterzubringen, ohne dass es überladen wirkt. Der Stil ist wie gewohnt sehr angenehm und mitnehmend und durch die aufwühlenden Ereignisse, die eingeflochten sind, sehr gefühlvoll. Ich mag ihren Umgang mit einzelnen Themen und wie die Charaktere sich gegenseitig stärken und auffangen. Ich kann es nur immer wieder betonen, die Hunts sind eine wundervolle Familie, ihre besten Freunde eingeschlossen. Das verstärkt zusätzlich den negativen Eindruck von den Widersachern, die natürlich nicht ruhen, sondern sich auf nächste Gemeinheiten vorbereiten. Harmonie, Zusammenhalt und bedingungslose Unterstützung prallen auf kaltherzige Ansichten, abgedrehte Hoffnungen und skrupellose Pläne -langweilig wird es auf jeden Fall nicht.
Und obwohl ich die Geschichte ja bereits kenne, ist jedes Hörbuch für mich wieder ein Genuss. Es macht so viel Spaß Sprecher Günter Merlau zu lauschen, wenn er einen noch mal sehr intensiv in die Handlung eintauchen und die Geschehnisse in einem grandiosen Kopfkino lebendig werden lässt. Auch wenn ich mich wiederhole, die Bände sind einfach total genial gelesen. Jede Figur ist gut von den anderen zu unterschieden, jeder bekommt seine eigene Stimme durch eine Vielzahl an Anpassungen und Veränderungen. Jedes Gefühl kommt intensiv bei mir an, ich kann erneut mit den Charakteren mitfiebern, mit ihren traurig sein, habe wieder das Bedürfnis, sie in den Arm nehmen zu wollen, kann mich aber auch genauso mit ihnen freuen und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen- auch wenn sie leider häufig nicht so viel zum freuen haben, wie man ihnen wünschen würde. Die zwischenmenschlichen Entwicklungen werden genauso gut rübergebracht, wie die dramatischeren Einblicke und Entwicklungen.
Wenn man schon weiß, wie es weitergeht, ergeben ich hier einige der Hinweise und Andeutungen auch noch mal ganz neu. Ich habe beim Hören Dinge „entdeckt“, die ich beim ersten Lesen nicht auf diese Weise wahrgenommen habe, die aber durchaus offensichtlich sind oder eben sein könnten – geschickt gemacht.
Fazit
Und wieder ist es Nadine Erdmann gelungen, mich zu packen und durch den Band rauschen zu lassen -sowohl beim Lesen, als auch beim Hören des Hörbuches. Band zwölf war sehr spannend und gleichzeitig so aufwühlend und gefühlvoll. All die Dinge, die man erfährt, bringen zum einen die Gesamthandlung weiter, zeigen darüber hinaus jedoch auch, was noch in den Charakteren steckt, was sie geprägt hat, was sie aktuell durchmachen müssen, worauf sie hoffen, wovor sie bangen… Insgesamt könnte man sagen, es ist ein ruhigerer Band, jedoch alles andere als ereignislos. Und durch die Hinweise und Drohungen zum Ende hin, darf man auf jeden Fall gespannt sein, was da noch so kommen wird…