[gehört] Die Totenbändiger 1. Unheilige Zeiten von Nadine Erdmann

Rezensionsexemplar

©Lausch medien
Unheilige Zeiten

Die Totenbändiger 1
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Autorin: Nadine Erdmann
Hörbuch erschienen 26. März 2021
Sprecher: Günter Merlau
(eBook erschienen Oktober 2019)
282 Minuten, ungekürzte Lesung
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hier geht’s zur Autorin und dem Hörbuchverlag
Nadine Erdmann
Lausch medien
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spannend, vielseitig, düster, toll gelesen

In einer Welt zu leben, in der Geister zum Alltag gehören, bringt einige Herausforderungen mit sich. Von ihnen zu wissen, schützt einen noch lange nicht vor Übergriffen oder dem Entstehen von weiteren Geistern. Die Schutzmaßnahmen der Bevölkerung sind vielseitig und doch ist es nicht immer ausreichend und sie sind auf die Hilfe von Totenbändigern angewiesen. Obwohl viele sie verachten, beschimpfen und meiden, sind sie doch die einzigen, die mehr ausrichten können, als sich hinter Eisen zu verstecken. Sehr häufig bekommen die Bändiger zu spüren, welche Vorurteile ihre Gabe mit sich bringt und sie haben daher mit weit mehr Problemen zu kämpfen, als nur mit den Geistern. Auch wenn ihre Kraft beängstigend wirken kann, könnten sie auch viel Gutes bewirken, wenn man sie denn lassen würde.
Camren und seine Geschwister sind ebenfalls Totenbändiger und auch für sie gibt es einige Schwierigkeiten zu meistern. London ist wieder mitten in einem Unheiligen Jahr und in dieser Zeit sind die Geistwesen besonders zahlreich und aggressiv. Die Vorfälle häufen sich, die Grausamkeiten nehmen zu und alles scheint noch viel schlimmer zu sein, als sie bisher geahnt haben…

Die Welt, in die man eintaucht, ist faszinierend und gruselig zugleich. Dass Geister zum Alltag gehören, ist schon eine beunruhigende Vorstellung, ohne dass man diese Wesen näher kennt. Wenn man dann aber erlebt, wozu die Geister und Wiedergänger fähig sind, wie unterschiedlich stark und grausam sie werden können und wie wenig man ihnen als Normalo entgegenzusetzen hat, dann stellt sich bei mir nicht unbedingt das Bedürfnis ein, ihnen allein irgendwo zu begegnen. Das sorgt aber in jedem Fall für ein sehr interessantes Setting, das schon nach dem ersten Band neugierig auf den Fortgang der Handlung macht. Allerdings scheinen die Geister nicht die einzigen zu sein, die ihr Unwesen in London treiben, denn was die Spuks bei ihrer Arbeit entdecken, zeugt von enormer Grausamkeit.
In der Geschichte werden verschiedene Personen begleitet, so dass man die Möglichkeit hat, die unterschiedlichen Stränge zu verfolgen, die parallel und zeitgleich zueinander verlaufen. Die Hunts spielen dabei fast überall eine zentrale Rolle, die Familienmitglieder sind jedoch nicht dauerhaft alle zusammen unterwegs, was sich schon allein aus der Altersstruktur der Figuren ergibt. Durch die Perspektivwechsel erhält man umfangreichere Einblicke in das Gesamtgeschehen und die Dynamik der Geschichte wird gesteigert. Nach und nach lernt man so die einzelnen Familienmitglieder kennen und erhält erste Eindrücke von ihrem Alltag. Jede Fraktion hat ihre Probleme und Herausforderungen, mit denen sie zu kämpfen haben. Während die Totenbändiger-Kids das erste Mal in eine öffentliche Schule gehen dürfen und sich zusätzlich mit Schwierigkeiten herumschlagen, die bei Sechszehn- und Siebzehnjährigen halt so anfallen, erleben ihre älteren Geschwister bei ihrer Polizeiarbeit schreckliche Dinge, die neue Fragen aufwerfen.

Für mich ist die Totenbändiger-Reihe von Nadine Erdmann keine Neuentdeckung. Ich bin bei den eBooks auf dem aktuellen Stand und liebe die Serie einfach total. Ich mag den Stil der Autorin super gern und finde es erstaunlich, wie viel Tiefe und Authentizität sie ihren Figuren mit auf den Weg gibt. Die Reihe vereint spannende und gefühlvolle Momente miteinander, man kann sich mit den Charakteren freuen und mit ihnen leiden, spekulieren und grübeln, sich überraschen und schocken lassen. All das findet sich zwar noch nicht in der kompletten Fülle im ersten Buch, aber die Vielseitigkeit der Geschichte wird auch hier schon deutlich. Als ich gehört habe, dass es eine Hörbuch-Version geben wird, war ich super gespannt auf die Umsetzung und ich wurde absolut nicht enttäuscht.
Günter Merlau hat eine sehr angenehme und facettenreiche Stimme, die mich von Beginn an gut mitgenommen hat. Er liest die Geschichte stimmungsvoll und transportiert nicht nur die Handlung an sich, sondern auch die unterschiedlichen Gefühle und Zwischentöne, die im Verlauf des Geschehens enthalten sind, richtig toll. Durch die vielseitigen Anpassungen in der Tonlage, dem Sprechtempo und der Betonung kann man alle Personen gut auseinanderhalten und die Charaktere werden damit sehr lebendig präsentiert. Auch wenn man im ersten Band noch nicht so viel zu den einzelnen Figuren erfährt, sondern man eher einen groben Überblick über einen Teil der Protagonisten bekommt, spürt man doch schon, wie liebevoll, vielschichtig und individuell sie angelegt und wie intensiv die Beziehungen von ihnen zueinander sind. Einige dieser Wesenszüge, die ich natürlich schon etwas besser kenne, weil ich weiß, wie die Reihe weitergeht, werden durch die sprachliche Umsetzung noch unterstützt, was mir richtig gut gefallen hat. Durch die tolle sprachliche Umsetzung bekommen die Dialoge eine schöne Dynamik und die Verbindungen der einzelnen Charaktere zueinander schwingt immer wieder mit.

Die Geschichte der Totenbändiger nun ein weiteres Mal zu erleben, hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wenn oder vielleicht auch gerade weil ich weiß, was im Verlauf der ersten und zweiten Staffel so auf die Figuren zukommen wird. Es ist unglaublich wie intensiv und facettenreich sich alles entwickelt, sowohl bezogen auf die Figuren, als auch auf die Gesamthandlung. Einige Szenen habe ich nun auch noch mal anders wahrgenommen und es ist toll kleine Details zu entdecken, die beim ersten Lesen nicht unbedingt hängen geblieben sind. Ich freue mich schon auf die weiteren Hörbücher, die ich dafür nutzen werde, die Reihe noch mal neu zu genießen.

Fazit

Eine sehr gelungene Hörbüchumsetzung des ersten Totenbändiger-Bandes, die mir sehr viel Freude bereitet hat. Günter Merlau versteht sein Handwerk und lässt die Figuren sehr individuell lebendig werden. Ich habe ihm gern gelauscht und fühlte mich von Beginn an mitgenommen.
Autorin Nadine Erdmann wirft mit diesem ersten Teil der Serie viele Fragen auf, es gibt zahlreiche lose Enden und Andeutungen, die man zu Beginn noch nicht so ganz einordnen kann, die aber definitiv neugierig machen. Der Einstieg in diese teils sehr düstere, sehr facettenreiche und definitiv interessante Welt hat mir wieder gut gefallen.

Ich danke Lausch Medien für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

Meine Rezension zum ersten eBook verlinke ich euch hier, falls ihr wissen möchtet, wie es mir nach dem ersten Lesen ging.

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