[gelesen] Efil 1. Traumkind von Stephanie Madea

Rezensionsexemplar

©
Traumkind
Efil 1
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Stephanie Madea
erschienen Juni 2021
ab 10 Jahren
560 Seiten
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Stephanie Madea

liebevoll gestaltet, sehr fantasiereich, abenteuerlich und turbulent

Schon seit sie denken kann, wünscht Johanna sich eine Familie. Das Mädchen möchte sich endlich richtig zu Hause fühlen, doch sie wird immer wieder enttäuscht und muss weiterhin im Heim leben. Dort ist es oft nicht so leicht für die fast 11jährige und so genießt sie es umso mehr, in ihren Träumen der tristen und ernüchternden Realität entfliehen zu können und ohne Stichelleien und gemeine Sprüche kleine Abenteuer zu erleben.  Eines Nachts scheinen Johannas Träume jedoch realer zu sein als bisher. Oder träumt sie einfach nur sehr viel lebhafter, um einen stärkeren Kontrast zur Wirklichkeit zu schaffen?
Johanna ist ein Traumkind, was ihr die Möglichkeit einräumt, Efil und einige Bewohner dort kennenzulernen. Ihr eröffnet sich eine Welt, von der sie niemals zu hoffen gewagt hätte, dass es sie geben könnte. Von da an wird es richtig abenteuerlich für Jo und ihre Begleiter…

Zu Beginn des Buches wird man mit den Illustrationen zu den Charakteren richtig gut eingestimmt. Durch die Abbildungen und die dazugehörigen kleinen Beschreibungen bekommt man direkt einen Eindruck, mit wem man im Verlauf der Geschichte zu tun haben wird und einen ersten Blick auf das, was die Figuren ausmacht. Es ist eine vielseitige Mischung und für Jo wird es da definitiv nicht so schnell langweilig, wenn sie mit einem Hasenprofessor Lele, einem Ficus, einer Mücke und einem Dinobären unterwegs ist. Auch die Illustrationen zu Beginn der Kapitel haben mir gut gefallen. Farbig wirken sie definitiv besser, als in der schwarz-weiß-Version, wie ich sie auf dem eBook-Reader hatte, da gehen leider einige der Details unter. Es lohnt sich also, sie sich mal in der Originalfassung anzusehen. Zur Orientierung gibt es zum Beginn eines jeden Kapitels auch eine Zeit- und Ortsangabe, die darauf hindeutet, ob man sich gerade auf der Erde oder in Efil- Evol befindet und welches Jahr ist. So verliert man nie den Überblick, wenn es einen Wechsel zwischen den Welten gibt.

Ich kenne schon ein paar Bücher der Autorin, für mich war es jetzt aber das erste Kinderbuch, das ich aus ihrer Feder gelesen habe. Mir hat der Schreibstil gut gefallen und ich freue mich definitiv darauf zu erfahren, wie es mit Jo und ihren Begleitern weitergehen wird. Ich fühlte mich gut mitgenommen und umso weiter man im Buch vorankommt, umso mehr ergeben sich dann auch Zusammenhänge und im Verlauf aufkommende Fragen werden geklärt. Natürlich gibt es zum Ende des Bandes noch weitere, ungeklärte Fragen, neugierigmachende Andeutungen und weitere Herausforderungen, denen sich die Gruppe um Jo stellen werden muss. Das ist beim Auftakt einer Reihe aber auch zu erwarten gewesen.
Sprachlich ist das Buch leicht verständlich gehalten, nur selten gibt es etwas kompliziertere Ausdrücke, die größtenteils dann aber auch erklärt werden oder sich aus der Handlung ergeben. Ein paar der verschachtelteren Sätze könnten für junge Leser nicht ganz einfach sein, davon gibt es jedoch nur wenige, so dass ich insgesamt denke, das Buch sollte auch für junge Leseratten gut zu verstehen sein. Besonders schön fand ich die ausgeschmückten, fantasievollen Beschreibungen und Formulierungen, die zum einen die Welt und zum anderen auch die Charaktere lebendig werden lassen. Bildhafte Ausdrücke, Vergleiche und Metaphern sorgen für einen detaillierten Blick auf die ganzen Schauplätze und Figuren, ich konnte mir alles gut vorstellen und hatte sehr häufig Bilder der Handlung in meinem Kopf. Gemeinsam mit den Illustrationen kann man sehr gut in die fremde Welt eintauchen, in dem Bereich ist das gesamte Buch wirklich sehr liebevoll gestaltet.

Die Zusammenstellung der Hauptfiguren hat mir auch gut gefallen. Jeder bringt seine Besonderheiten und Eigenheiten mit, hat seine Stärken und Schwächen, in einigen Aspekten wissen sie viel, in anderen vielleicht nicht. So ergänzen sie sich, können sich stützen und unterstützen. Gemeinsam sind sie eine starke Truppe, die immer wieder in neue Abenteuer gerät und einiges aushalten müssen.
Für Johanna, die ihr Leben lang im Heim aufgewachsen ist, ist sehr vieles neu, nicht nur weil sie Efil nicht kennt. Das Mädchen muss über sich hinauswachsen, sich Herausforderungen stellen und dabei viel mutiger sein, als sie es sonst war. Mit ihren Begleitern an der Seite, fällt ihr das jedoch deutlich leichter und sie schafft mehr, als sie sich selbst zugetraut hätte. Auch wenn sie immer wieder in gefährliche Situationen gerät, die ihr Angst machen, geht sie gestärkt aus ihren Abenteuern heraus und schafft es immer wieder, sich auf die neuen Aufgaben zu fokussieren und darauf zu vertrauen, dass sie gemeinsam einen Weg finden werden. Jo, wie Johanna meistens von ihren Begleitern genannt wird, ist neugierig und wissbegierig, ihre Fragen werden nur nicht so ausführlich und ausschweifend beantwortet, wie sie es gern hätte. Der Hasenprofessor, Lele, weicht ihr immer wieder aus, aus unterschiedlichen Gründen. Ein paar davon werden im Verlauf des Buches dann auch offenbart, einige Dinge muss er ihr wohl oder übel dann auch doch anvertrauen, auch wenn er Jo wohl gern vor dem einen oder anderen geschützt hätte oder sie nicht überfordern wollte. Lele ist mit Abstand der Älteste in der Runde, weiß viel und ist durch die Kraft, die ihm innewohnt immer wieder ihr Retter.
Schon allein durch die bunte Mischung der Figuren ergeben sich immer wieder Situationen zum Schmunzeln und es fällt sehr leicht, dass einem die Charaktere ans Herz wachsen. Besonders Dino macht es einem einfach, ihn zu mögen. Er hat so ein gutes Herz und auch Jo hat sofort einen Draht zu ihm gefunden. Für einige Erheiterung sorgt die Mücke Victor Hugo. Er flucht stets und ständig und hier sollten sich zwar die Kinder, die das Buch lesen, nicht so viele Wörter abschauen, aber witzig sind einige seiner Ausdrücke dennoch. Für mich war beim Lesen auch offensichtlich, dass es sich hier nicht um einen Leitfaden zum Fluchen handelt. Victor Hugo ist eben einfach so und bringt damit einige der schwierigen Situationen auch gut auf den Punkt.

Nach und nach werden Geheimnisse und Verstrickungen offenbart, man erfährt mehr zur Geschichte von Efil und es wird zunehmend komplexer und vielseitiger. Efil hat einiges zu bieten, immer wieder lernt man neue Wesen kennen und damit teilweise auch neue Gefahren. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso mehr Turbulenzen kommen auf die Charaktere zu. Immer wieder müssen sie durchhalten, die Zähne zusammenbeißen, teilweise auch für ihr Überleben kämpfen und sich turbulenten, teilweise undurchschaubaren Situationen stellen. Dabei passieren auch mal Missgeschicke und Fehler, so dass nicht immer alles nur gut ausgeht oder zu einfach ist. Rückschläge muss die Gruppe genauso einstecken, wie Erfolge. Von all dem, was sie erleben, lassen sie sich aber nicht unterkriegen, im Gegenteil, sie wachsen noch mehr zusammen, sind fest entschlossen ihre Herausforderungen zu meistern und gemeinsam alles zu überstehen. Ihr Zusammenhalt und ihre Freundschaft war schön zu sehen. Aber auch die Gegenseite wird immer wieder präsentiert. Hass, Neid und Missgunst spielen ebenso eine Rolle im Verlauf der Ereignisse.
Ob die Fülle an Gefahren und Verletzungen für das empfohlene Lesealter zu viel ist, wird sicher sehr individuell sein. Das Buch ist jetzt nicht blutig und auch nicht durchweg gespickt mit brutalen Situationen, aber die Charaktere geraten eben schon immer wieder in gefährliche, turbulente Situationen und müssen dabei einiges einstecken. Dass es dazu kommt, ist bei der Ausgangslage, den Geschehnissen auf Efil und den Feinden, die eben auch ihre Ziele verfolgen, nicht unrealistisch, auch wenn es für mich ein bisschen weniger hätte sein dürfen. Damit hätten die Entwicklungen sicher trotzdem funktioniert, aber das ist dann eben auch Geschmackssache. Insgesamt mochte ich die Mischung in der Geschichte auf jeden Fall gern, habe mich gut unterhalten gefühlt und mich gefreut, Stück für Stück intensiver in die Welt einzutauchen.
Durch den personalen Erzähler ist es möglich, unterschiedliche Handlungsstränge zu verfolgen und immer wieder auch Einblicke in Bereiche zu erlangen, von denen Jo und ihre Begleiter teilweise nichts wissen. Nur wenn man Rellik von Batracho begleitet, wird aus der Ich-Perspektive berichtet. Ich schätze, von dem Kerlchen dürfen wir auch noch das eine oder andere zu erwarten haben, daher möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu viel über ihn verraten. Mir haben die Perspektivwechsel gut gefallen. Die meiste Zeit befindet man sich aber in der Gesellschaft von Jo und den anderen. Der Leser erhält so einen umfassenderen Blick auf die Geschehnisse und kann manche der Entwicklungen besser einschätzen.

Fazit

Ein Auftakt, der auf jeden Fall Spaß gemacht hat und bestimmt auch junge Leseratten gut unterhalten wird. Sich aus der Realität zu träumen, das kennt sicher fast jeder, für Jo wird es nun eben Wirklichkeit und dadurch gibt es für sie sehr viel zu entdecken und zu lernen. Herausforderungen, Turbulenzen, aber auch starke Begleiter, die ihr bedingungslos zur Seite stehen warten auf die junge Protagonistin, die zunehmend mutiger wird und über sich hinauswächst. Die fantasievollen Ideen und Beschreibungen machen das Buch gemeinsam mit den wundervollen Illustrationen zu einem schönen Erlebnis. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergehen wird, was für weitere Verstrickungen es noch geben, aber auch wie sich die Lage für alle Beteiligten entwickeln wird.

Ich danke der Autorin für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] Efil 1. Traumkind von Stephanie Madea“

  1. Huhu Dana,

    das klingt nach einem wirklich vielschichtigem und fantasievollem Kinderbuch. Mir gefällt hier auch insbesondere, dass die Abgrenzung vom Alltag und Efil- Evol klar gekennzeichnet wird. Es kann schnell verwirrend sein, wenn man nicht mehr weiß, in welcher Welt man sich befindet. Schön, dass dich die Geschichte so abgeholt hat. Wirst du die Reihe noch weiterlesen?

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

    1. Hallo Leni,
      es ist auf jeden Fall ein sehr fantasievolles Buch mit einer komplexen Welt, in der es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. 🙂
      Ich habe vor die Reihe weiter zu lesen, der nächste Band wird ja dann aber erst im nächsten Jahr erscheinen, da muss ich mich also noch gedulden. 😉
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana,
    ich hatte ja vor Kurzem auch eine Kinderbuchphase. Jede einzelne Geschichte hat mir richtig gut gefallen und ich habe nur wieder festgestellt, dass ich öfters zu diesem Genre greifen sollte. Dass du so eine schöne Lesezeit mit dem Buch hattest freut mich sehr. Die Gefährten klingen ja auch sehr interessant (Ficus, Mücke und Dinobär :o))) Das alleine macht schon neugierig.
    Eine sehr schöne Buchvorstellung von dir <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      die Begleiter von Jo sind auch ziemlich cool und interessant. Mit dem sehr gelehrten Hasenprofessor Lele hat man jemanden dabei, der viel weiß, auch wenn er nicht alles preisgibt. Der Dinobär ist eher so der Kuschel- und Knuddeltyp, der aber bedingungslos für seine Freunde einsteht und mit dem Ficus und der Mücke wird es dann noch mal mehr aufgemischt. Besonders Victor Hugo sorgt mit seinen Flüchen immer wieder für Abwechselung 😀 Unterwegs begegnen die Abenteurer noch mehr Wesen, es ist also immer was los. 🙂
      Ich greife auch immer wieder gern zu Kinderbüchern! 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Liebe Dana, wow, was für eine aussagekräftige, durchdachte und wundervoll ins Buch einführende, mitreißende Rezension. Ich danke dir sehr für deine Mühe und deine wertvollen Anregungen. Ich freue mich sehr, dass Jo und ihre Freunde dich mit ins Efil-Abenteuer entführen konnten, dir der Auftakt Spaß bereitet hat und dich spannend unterhalten konnte. Die Illustrationen sind toll, nicht wahr? Mein erstes Buch mit Bildern von den Charakteren – bin immer noch verliebt. 🙂 Danke dir noch einmal für deine umfangreiche Beurteilung und deine liebevollen Worte.

    1. Danke für deine lieben Worte, Stephanie. Es ist für mich auch immer schön, wenn Autoren und Autorinnen sich über die Rezensionen freuen.
      Ich bin schon ganz gespannt auf den zweiten Band 🙂

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