[gelesen] The Run. Die Prüfung der Götter von Dana Müller-Braun

Rezensionsexemplar

©Impress(Carlsen)
The Run. Die Prüfung der Götter

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Autorin: Dana Müller-Braun
erschienen März 2021
400 Seiten
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Impress (Carlsen)
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vielseitige Welt, spannende Entwicklungen

Für Sari, die diesen Namen eigentlich gar nicht tragen dürfte, steht, wie für alle Achtzehnjährigen the Run an. Eine Prüfung, bei der sie beweisen müssen, dass sie ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sind und die ihr Dasein als Phantome beendet. Der Weg durch die vier Reiche der Götter, ist nicht ungefährlich, die Hürden, die überwunden werden müssen, verlangen allen einiges ab. Auch für Sari wird es ein steiniger Weg, auf dem sie immer mehr über sich selbst und ihre Vergangenheit rausfinden wird, auf dem sie jedoch auch erkennen muss, dass Vertrauen und Verrat manchmal enger beieinander liegen, als ihr lieb ist.

Der Schreibstil von Dana Müller-Braun ist angenehm und mitnehmend gewesen. Am Anfang des Buches kann man viele der Informationen noch nicht wirklich einordnen, man erfährt zwar erste Dinge über die Welt und die Lebensweise, die Verknüpfungen fehlen aber an der Stelle noch. Mich hat das sehr neugierig gemacht und ich wollte schnell mehr erfahren, über die Reiche, über die Prüfung und auch über Protagonistin Sari. Nach und nach werden dann die Zusammenhänge deutlicher, man bekommt Einblicke in die Eigenheiten der Götterreiche, die Aufgaben, die bewältigt werden müssen und die ganz persönlichen Herausforderungen, die zusätzlich auf Sari zukommen.
Den Aufbau der Welt empfand ich als sehr spannend und komplex. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es einen Auszug aus der Schrift der Götter, durch die man einen besseren Überblick über die Welt mit den unterschiedlichen Reichen und die Verknüpfungen der Götter untereinander bekommt und zusätzlich noch etwas über die Vergangenheit erfährt, die teilweise Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Die Reiche der Götter unterliegen alle eigenen Leitsprüchen, die ebenfalls zum Einstieg in die Kapitel präsentiert werden und die Aufschluss darüber geben, was die Pahntome in ihnen erwartet beziehungsweise, welche Fähigkeiten für die Erfüllung der Prüfungen nötig sein könnten. Aber auch darüber hinaus gibt es viel zu entdecken. Da die Achtzehner sich viel in der Natur aufhalten, erlebt man immer wieder unterschiedliche, teilweise auch ungewöhnliche und gefährliche Tiere, die manchmal nützlich und manchmal einfach nur hinderlich sind. Magie spielt im Buch ebenfalls eine große Rolle. Es gibt zahlreiche magische Fähigkeiten, die man auf bestimmte Weise erlangen kann. Für einige von ihnen muss der zukünftige Träger Opfer bringen und man sollte sich gut überlegen, was man bereit ist aufzugeben, um eine Gabe zu erhalten. Diese magischen Begabungen können aber überaus nützlich sein, entweder für den Alltag oder aber auch um the Run überhaupt bestehen zu können. Die gesamte magische Komponente war interessant und intensiv in die Handlung eingeflochten, dennoch haben sich mir bis zum Schluss einige der Aspekte nicht komplett erschlossen, zum Beispiel bezogen auf die Nutzung und Übertragung einiger der Fähigkeiten.

Der Großteil des Buches wird aus der Ich-Perspektive von Sari geschildert, wodurch man nah bei der Protagonistin ist und detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt. Als Phantom würde es ihr eigentlich nicht zustehen, bereits einen Namen zu tragen – eine Regel, über die sich einige Phantome hinwegsetzen, nur erwischen lassen sollten sie sich dabei nicht. Für Sari ist es schon seit vielen Jahren sehr hart, sich durchzuschlagen. Nach einem Schicksalsschlag muss sie sich um den Rest ihrer Familie kümmern und besonders ihrem Bruder gilt ihre uneingeschränkte Liebe und Loyalität. Sie ist definitiv eine interessante Protagonistin, manchmal war sie mir jedoch auch etwas anstrengend. Sari ist mutig und stark, kämpft für ihre Ziele, sie ist fürsorglich, manchmal aber auch sehr impulsiv, emotionsgeleitet und durchdenkt die drohenden Konsequenzen ihrer Handlungen nicht immer. Größtenteils konnte ich nachvollziehen, wieso sie sich nicht immer an Absprachen hält, wieso sie reagiert, wie sie es tut und wo ihre Prioritäten liegen, stellenweise waren mir ihre überkochenden Gefühle und sprunghaften Entscheidungen aber dann trotzdem etwas zu viel. Vielleicht auch einfach in der Kombination mit den anderen Figuren, die teilweise ähnlich reagieren und durch die es immer wieder Streitigkeiten, Misstrauen, Verrat, Intrigen, aber auch vertrauliche Gespräche gibt. Wem Sari auf ihrem Weg tatsächlich noch glauben und auf wessen ehrliche Unterstützung sie hoffen kann, ist ein großes Thema, das sie lange begleitet. Immer wieder wird sie enttäuscht, was sie aber nur noch unerbittlicher kämpfen lässt.
Ein paar Kapitel bekommt man aus der Sicht von Keenan, einem Schattenbringer, der vollgepackt ist mit den unterschiedlichsten magischen Gaben. Er macht einen düsteren, unnahbaren Eindruck, in ihm steckt jedoch ebenfalls viel mehr, als man zunächst vermuten würde. Seine Geschichte zu erfahren und Einblicke in die Vergangenheit mit all den Verknüpfungen zur Gegenwart zu bekommen, war spannend zu verfolgen.
Darüber hinaus gibt es noch andere Charaktere, die teilweise ein größere Rolle spielen, teilweise aber auch im Hintergrund bleiben. Die Geheimnisse und Intrigen, die sie mit sich bringen, haben allerdings ebenfalls Einfluss auf den Fortgang der Handlung. So wird es mit Voranschreiten des Buches immer komplexer, verstrickter und auch turbulenter, temporeicher und dramatischer. Der Druck auf unterschiedliche Figuren steigt, Misstrauen und Zweifel wachsen. Immer wieder gab es unerwartete Wendungen und Offenbarungen, mit denen die Figuren selbst manchmal ebenfalls nicht gerechnet haben. Umso mehr man von den Charakteren weiß und umso mehr Zusammenhänge sich ergeben, umso besser kann man die Komplexität, die Manipulationen und Intrigen und die Verbindungen zur Vergangenheit erfassen, was mich ziemlich beeindruckt hat.

Fazit

Die Welt ist richtig klasse angelegt und hat noch mehr zu bieten, als man zu Beginn durch die Entstehung der vier unterschiedlichen Reiche erfährt und erahnt. Und auch wenn mir nicht jeder Aspekt an den Figuren komplett gefallen hat, so waren ihre Entwicklungen spannend zu verfolgen und es war schön Stück für Stück hinter ihre Mauern blicken zu können. Besonders die Komplexität der Handlung, die zahlreichen Verstrickungen, Intrigen und Manipulationen haben mir gut gefallen und die Geschichte sehr spannend und zunehmend turbulent gemacht. Auch die magischen Komponenten haben mir gut gefallen, auch wenn ich da an einigen Stellen gern noch etwas mehr erfahren hätte. Alles in allem auf jeden Fall ein tolles Buch, das sich im Verlauf sehr gesteigert hat und das mit vielseitigen Ideen und facettenreichen Figuren daherkommt.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] The Run. Die Prüfung der Götter von Dana Müller-Braun“

  1. Hallo liebe Dana,
    The Run steht auf meiner Beobachtungsliste. Das Buch hatte ich schon genauer im Blick und wollte mir nun erstmal die Rezensionen dazu ansehen. Umso mehr habe ich mich gefreut dieses Buch auf eurem Blog zu entdecken. Dass dir die Geschichte gefallen hat, freut mich sehr. Mit deinen Worten betreffend der Magie und auch zu Keenan hast du meine Neugierde weiter geschürt. Das hört sich gut an.

    Ich wünsche dir eine schöne Woche.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      dass du The Run auf jeden Fall mit im Hinterkopf hast, wusste ich noch aus einem unserer Gespräche 😉 Nachdem das Buch vorstellt wurde, hatten wir kurz darüber gesprochen.
      Ich bin gespannt, ob du es irgendwann noch lesen wirst. Die Merklisten werden ja leider nicht unbedingt kürzer. 😀
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Liebe Dana,

    eine wirklich schöne Buchvorstellung. Ich habe ja The Run auch schon gelesen und kann mich deiner Meinung anschließen, wirklich sehr facettenreich und komplex. Ich hätte mir hier tatsächlich mehr Bände gewünscht, da ich finde die Geschichte hätte noch mehr Raum verdient, damit ich alles verstanden hätte 😀

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      in dem Fall hätte ich auch nichts gegen einen zweiten Band gehabt, obwohl ich sonst ja auch immer mal ganz froh bin, wenn es Einzelbände sind, dann muss man nicht auf Fortsetzungen warten. Aber man hätte da in einigen Bereichen wirklich noch in die Tiefe gehen können. Für mich ist hier und da auch etwas offen geblieben bzw. es wäre einfach spannend gewesen, da mehr zu erfahren.
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Hallo liebe Dana 🙂

    Wie schön, zu dem Buch auch mal eine nicht ganz so negative Kritik zu lesen 😉 Bei Instagram ist der Tonus (zumindest, was ich so mitbekommen habe) leider doch recht verhalten, deshalb habe ich meinen Wunsch, das Buch zu lesen erst einmal hinten angestellt. Dein Fazit klingt aber wirklich gut, denn komplexe Geschichten lese ich an und für sich ganz gerne. Mal schauen 😀

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      oh okay, ich bin nicht viel bei Insta unterwegs, daher habe ich das gar nicht so mitbekommen, dass es da so viele verhaltene Meinungen zu gibt. Es hat mich auch nicht in allen Punkten komplett überzeugt und abgeholt, aber es war ein sehr interessantes Setting und der Aufbau der Welt hat mir auch gut gefallen. Geschmack ist eben auch einfach verschieden. Ich bin gespannt, ob du irgendwann zu dem Buch greifen wirst oder nicht 😉
      Liebe Grüße
      Dana

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