[gelesen] Wie man seine Eltern erzieht von Pete Johnson

© arsEdition

Wie man seine Eltern erzieht

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Pete Johnson
Neuauflage, ab Februar 2021
176 Seiten
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arsEdition

tiefgründiger und ernster als erwartet

Luis will Komiker werden und sammelt dafür fleißig Witze, die er in allen passenden oder vielleicht auch nicht so passenden Situationen zum Besten gibt. Teilweise kommt er damit sehr gut an und die Menschen lachen herzhaft, andere bedenken ihn eher mit einem skeptischen Blick und finden schräg, was er von sich gibt. Seinen Eltern entgeht sein komisches Talent natürlich nicht, allerdings nehmen sie es nicht so ernst, wie Luis es sich wünschen würde. Dafür verhalten sie sich kurz nach seinem Schulwechsel allerdings sehr seltsam, er erkennt sie kaum wieder und daher fasst er einen Plan: er muss sie umerziehen, damit endlich alles wieder läuft, wie er es kennt.

Luis hat nach seinem Umzug längst nicht mehr so viele lustige und fröhliche Momente, wie zuvor. Alles ist neu, seine Schule ziemlich spießig, die Mitschüler lachen kaum über seine Späße und mit seinen durchschnittlichen Zensuren kann er auch nicht unbedingt punkten. Zusätzlich verhalten seine Eltern sich ziemlich schräg und nehmen sich zu sehr ein Beispiel an den Lebensweisen der Nachbarschaft.
Seine Erlebnisse hält Luis in Tagebuchform fest und berichtet so über mehrere Monate, was ihm widerfahren ist, was ihn besonders glücklich oder auch traurig gemacht hat, was ihn frustriert, was er sich erhofft und wünscht und welche Pläne er schmiedet. Immer wieder berichtet Luis auch von Theo, einem seiner Mitschüler, der zusätzlich noch in der Nachbarschaft wohnt. Schnell wird klar, dass seine Eltern sich wünschen, er wäre etwas mehr wie Theo. Nur ist für Theo längst nicht alles so toll, wie es auf den ersten Blick scheint.

Das Buch ist leichtgängig und lässt sich flüssig lesen. Die Sprache ist passend für den zwölfjährigen Protagonisten und damit für jüngere Leser gut verständlich. Es gab viele Situationen, in denen ich dachte: das werden so viele Kids nachvollziehen können. Wie man als Heranwachsender seine Eltern, Mitschüler und Lehrer wahrnimmt, ist einfach etwas anderes, als wenn man dann älter ist. Und einige der Eindrücke, die Luis beschreibt, kamen auch mir sehr bekannt vor. Durch die Tagebuchform fühlte ich mich sofort gut mitgenommen und man ist sehr nah bei Luis und seinen Gedanken, ohne Ablenkung von außerhalb. Kleine Zeichnungen unterstützen dabei die Inhalte der Tagebucheinträge und lockern den Textfluss zusätzlich auf.
Man bekommt einen Eindruck von seinen Eltern und seinem kleinen Bruder, seinen Mitschülern und kann miterleben, wie er seinen Traum, Komiker zu werden, weiter verfolgt. Daher sind im Buch auch immer mal wieder kleine Witze enthalten, einige davon fand ich ganz lustig, andere entsprachen nicht so meinem Humor, aber ich empfand es auch gar nicht so sehr als Hauptpunkt des Buches. Natürlich spielt es eine Rolle, weil es ein Teil von Luis ist und er sonst mit seinen lockeren Sprüchen gut angekommen ist. Aber nun hat sich einiges geändert und Luis grübelt viel, was da eigentlich los ist und was er dagegen tun kann. Dadurch wird das Buch deutlich tiefgründiger und ernster, als ich es zunächst erwartet hatte.
Durch die Eltern der Nachbarschaft, die von ihren Kindern viel erwarten und ihren Alltag von A bis Z durchplanen, nehmen auch Luis‘ Eltern sich das immer mehr an und übertragen den Druck, den sie von außen empfinden, durch Kommentare und Gespräche, nun auf ihre Kinder. Leistungs- und Erwartungsdruck, Vergleiche, sich mit anderen messen und sie idealerweise übertrumpfen zu müssen, fehlende Selbstbestimmung und Freizeit, das Rebellieren gegen Vorschriften, der Wunsch seine Träume zu verfolgen… all solche Dinge spielen im Buch eine große Rolle. Es ist zwar ein kindlich-jugendlicher Blick auf all diese Dinge, aber es ist keinesfalls lächerlich oder unbedeutend, was Luis da denkt, erlebt und fühlt, im Gegenteil. So wird die Geschichte nicht nur junge Leser, sondern auch Erwachsene zum Nachdenken und vielleicht auch Überdenken einiger Einstellungen und Verhaltensweisen anregen.

Fazit

Eine wirklich schöne Geschichte, die aus meiner Sicht nicht nur für junge Leser geeignet ist. Auch als Erwachsener kann man viel daraus mitnehmen, weil man durch Luis Blick auf die Dinge zum Nachdenken angeregt wird. Durch die lockere Erzählerweise und die teils lässigen, teils lustigen Sprüche, die immer wieder integriert sind, ist es keine durchweg ernste Stimmung, es ist aber auch alles andere als dauerhaft witzig und unbeschwert. Mir hat die Mischung richtig gut gefallen und ich war überrascht, wie tiefgründig der Inhalt tatsächlich ist. Das hätte ich anfangs nämlich nicht erwartet. Und die angesprochenen Probleme sind auch längst nicht alle nur Schwierigkeiten für Kinder und Jugendliche, einiges davon lässt sich auch in die „Erwachsenenwelt“ gut übertragen.


2 Gedanken zu „[gelesen] Wie man seine Eltern erzieht von Pete Johnson“

  1. Hallo Dana,
    ich muss sagen, dass mein Interesse bereits bei dem Blick auf den Titel geweckt war. Aber auch das, was du über das Buch schreibst, klingt richtig klasse. Irgendwie tat mir Luis schon beim Lesen deines Beitrages leid. Er scheint es nicht einfach zu haben.

    Dass die Geschichte mit interessanten Botschaften zu überzeugen weiß und zum Nachdenken anregt, hat mich gleich sehr angesprochen. Auch klingt spricht es mich an, dass der Autor hier einen guten Mix aus Leichtigkeit und tiefgründigen Themen vorweist.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich war beim Titel zunächst etwas skeptisch. Luis will ja Komiker werden, daher liegt ja die Vermutung nah, dass sich irgendwelche schrägen Witze durch das ganze Buch ziehen und alles auf gewollt lustig getrimmt wird. Dass das nicht so ist, wusste ich durch andere Leser, so ist das Buch dann doch wieder interessanter geworden. Und ich wurde wirklich nicht enttäuscht, es war für meinen Geschmack eine sehr schöne Mischung, es gab witzigere Passagen, aber eben auch ernstere Momente. Vielleicht fällt dir das Buch ja auch irgendwann noch in die Hände 😉
      Liebe Grüße
      Dana

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