[gelesen] Court of Demons. Die Nachtläuferin von Isabel Clivia

Rezensionsexemplar

©Impress
Court of Demons. Die Nachtläuferin

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Autorin: Isabel Clivia
erschienen im Februar 2021
496 Seiten
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hier geht’s zum Verlag
Impress (Carlsen)
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tolle Idee, schöne Umsetzung

Nachts von unheimlichen Träumen heimgesucht zu werden, mag wohl niemand gern. Doch selbst beeinflussen kann man das Geträumte eben nicht, man kann sich hinterher nur darüber wundern, was einem der Traum sagen soll. Bei Kamila ist das anders. Sie kann selbst nicht träumen, dafür kann sie aber durch die Träume von anderen Menschen wandern, erlebt diese ganz bewusst und kann sie beeinflussen. Allerdings tut sie das nicht, um zu spionieren oder sich zu bereichern, sondern um die Träumenden von Dämonen zu befreien. Eine faszinierende, aber auch beängstigende Gabe, die Kamila den Tod bringen könnte, wenn die falschen Leute davon erfahren. Daher stimmt sie auch nicht ganz freiwillig dem Anliegen einer Fremden zu, die sie darum bittet, an den Hof ihres Fürsten zu kommen, um diesen von seiner Besessenheit zu befreien. Was die Protagonistin dort erlebt, geht weit über „mal schnell den Dämon austreiben“ hinaus, so hätte sie sich das im Vorfeld definitiv nicht ausgemalt.

Zu Beginn der Geschichte wird man direkt in einen der Träume geworfen, in denen Kamila darum bemüht ist, einen Dämon zu fassen zu bekommen. Das ist kein leichtes Unterfangen, denn die Dämonen fühlen sich in ihren Opfern ziemlich wohl und verlassen sie nicht freiwillig wieder, eher im Gegenteil, sie bemühen sich, weiter Macht zu erlangen. Ein spannender Einstieg, der einem gleich zeigt, womit die Protagonistin zu kämpfen hat. Im Verlauf des Buches werden die Eindrücke ihrer Fähigkeiten dann noch weiter ausgebaut und man bekommt einen ganz gut Einblick. Hier und da hätte ich es mir aber noch etwas intensiver ausgebaut oder klarer formuliert gewünscht. Einige Zeit wird um „die Macht“ herumgeschlichen und am Ende war ich mir nicht ganz sicher, ob ich das jetzt richtig greifen konnte, was Kamila kann.

Der Schreibstil von Isabel Clivia ist angenehm, ich habe mich im Buch gut mitgenommen gefühlt. Durch die Ich-Perspektive ist man nah bei der Protagonistin und kann ihre Erlebnisse detailliert mitverfolgen. Sie fühlt sich nicht besonders wohl in ihrer Rolle, immer wieder bricht ihre wahre Persönlichkeit durch, was den Fürsten allerdings eher beeindruckt, als abschreckt. Ein gefährliches Spiel, denn er darf auf keinen Fall erfahren, wer sie ist. Da wundert es einen dann auch nicht, dass ihre Gedanken und Gefühle immer wieder ziemlich aufgewühlt sind. Bildhafte Beschreibungen lassen besonders die Umgebung, aber auch die Figuren lebendig werden. Der Hof mit seinem Umland scheint ein traumhafter Ort zu sein, nur dass nicht so viel Zeit bleibt, diesen Umstand wirklich zu genießen, denn Kamila hat ja einen anderen Auftrag.
Die Idee und das Setting haben mir gut gefallen. Die Lebensumstände sind altertümlich, modernen Fortschritt sucht man vergeblich, allerdings ist die Sprache nicht durchweg auf alt getrimmt, durch die Nachtläufer und die Dämonen zieht dann eine Spur Übernatürliches mit ein, was mir in der Kombination gut gefallen hat. Die Gabe der Nachtläufer und die Aspekte, die darum eingeflochen waren, mochte ich sehr. Ihre Kraft ist faszinierend, für sie selbst aus unterschiedlichen Gründen aber eben auch gefährlich. Besonders spannend waren für mich die Traumabschnitte mit den Dämonenbegegnungen. Diese Passagen waren immer etwas anders gestaltet und man konnte dabei gut mitverfolgen, wie die Protagonistin wächst und sich entwickelt. Abseits der Träume dreht sich die Handlung um die Entwicklungen zwischen dem Fürsten und den adligen Damen, die angereist sind, um möglicherweise sein Herz zu erobern. Es war interessant zu verfolgen, wie die Frauen sich so verhalten, wem sie was gönnen und wem eher nicht, ich mochte die Traumelemente aber dennoch lieber, die waren turbulenter und düsterer.
Die Handlung geht stetig voran, es gibt einige Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hatte, auch wenn man vermutet, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die Liebesgeschichte kam nicht unbedingt unerwartet, sie war aber schön in die Geschichte eingebunden. Insgesamt mochte ich die Mischung, ich habe nur mit ein paar Dingen rund um Kamilas Gabe gehadert, was vielleicht daran lag, dass da für mich kleinere Sachen offen geblieben sind, die mir geholfen hätten, es noch besser zu verstehen bzw. im Gesamtkontext einzuordnen. Kamila an sich war mir sympathisch, ich mochte, dass sie sich nicht komplett in Fesseln legen lässt und immer wieder ihre Ansichten durchblitzen, obwohl diese nicht zu ihrer adligen Rolle passen. Damit wirkt sie oft kratzbürstiger, als die anderen Frauen, zeigt aber auch einfach, dass sie eine eigene Meinung und andere Erfahrungen hat. Für ihre Gegenüber ist ihr Verhalten nicht immer einschätzbar, durch die Ich-Perspektive kann man als Leser aber ganz gut einordnen, wieso sie so reagiert und was in ihr vorgeht.

Fazit

Eine schöne Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Besonders gefallen haben mir die Aspekte rund um die Träume und die Dämonen, aber auch die allgemeine Entwicklung der Protagonistin war schön zu verfolgen. Für Kamila ändert sich einiges, nicht nur durch die ungewohnte Umgebung, sie muss sich damit auseinandersetzen, inwieweit sie bereit ist, entgegen dem zu handeln, was ihr beigebracht wurde. Zudem kommen immer wieder neue Bedrohungen dazu, mit denen sie nicht rechnet und die die Gesamtsituation jedes Mal wieder ändern oder aufwühlen. Einige Stellen hätten für mich etwas intensiver ausgebaut sein können, insgesamt hat mir „Court of Demons“ aber gefallen.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Court of Demons. Die Nachtläuferin von Isabel Clivia“

  1. Liebe Dana,

    vielen Dank für die tolle Vorstellung. Das Buch und auch die Idee klingen richtig interessant. Weißt du, ob das Buch noch als TB erscheint?

    Liebe Grüße
    Jenny

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